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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Dekeyser
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an einem Stück Sushi verschluckt.
    »Hören Sie mal: Das Mindestgebot liegt bei 5,6 Millionen!«, stieß er hervor. »Eine Million? Das … das ist nicht verhandelbar!«
    »Ich biete eine Million. Aber mein Angebot gilt nur drei Tage und nicht einen Tag länger«, sagte ich, stand auf und verließ nach einem freundlichen Abschiedsgruß den Raum.
    Als ich vom Gelände rollte, fragte ich mich, warum ich dieses Angebot überhaupt gemacht hatte; vermutlich war es der Reflex, sich aus einer seltsamen bis unmöglichen Situation mit einer Offensivaktion zu befreien. Sie konnten unmöglich auf meine Offerte eingehen, beruhigte ich mich selbst, weder auf die Summe noch auf den Zeitrahmen. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Wegen der schwierigen Wirtschaftslage wollte die Konzernleitung den Standort unbedingt noch vor Jahresende umsiedeln. Es war im Dezember und wir bereiteten die Weihnachtsfeier vor. Wenige Stunden bevor es losging und kurz bevor mein Ultimatum ablief, klingelte mein Mobiltelefon. Der Makler war dran.
    »Meine Klienten haben Ihre Offerte angenommen. Wann wollen wir uns beim Notar treffen? Morgen früh gibt es eine Pressekonferenz.« Er klang nicht wie jemand, dem nach einer Feier zumute war, und die Nachricht zerstörte auch die gute Laune unserer Weihnachtsparty. Alle sahen mich verstört an, als ich verkündete, dass wir ins Gewerbegebiet umziehen würden, nicht mal ein Jahr nach der großen Renovierung, in diese riesige, graue Elektronikhalle. Vermutlich zweifelten in dieser Nacht einige an meinem Geisteszustand, und ich war mir auch nicht ganz sicher, ob der Plan diesmal eine Nummer zu groß geraten war. Ich freundete mich mit dem Gedanken aber schnell an, denn das Areal konnte eine Art Abenteuerland für uns werden. Ich hatte meine Spielwiese, eine fünf Hektar große Spielweise. Finanziell ging es der Firma immer besser, wir wuchsen, explodierten regelrecht, stellten immer mehr Leute ein, wurden vor allem in wichtigen Märkten wie den USA und Italien für unsere Designs gefeiert. Ich war froh darüber, denn die Banken hatten in den vergangenen Monaten immer wieder auf »Spinnereien« hingewiesen oder meine »Eskapaden« abgelehnt. Das war mir egal: Wir waren längst schuldenfrei und mussten niemandem mehr Rechenschaft ablegen. Ich bezweifle, dass die Banken die Umbauarbeiten unterstützt hätten, wie wir sie vornahmen. Dass die graue Außenfassade mit sehr viel Weiß gestrichen und unser freundliches Logo aufs Dach kam, war nur die Schminke. Direkt neben den Eingangsbereich kam eine Sporthalle, in der wir oft Fußball spielten oder Fitnesskurse anboten. Am hinteren Ende des Grundstücks bauten wir einen eingezäunten Fußballplatz, ein Beachvolleyballfeld und eine Pétanquebahn. Der Fußballplatz  – gelenkschonender Untergrund  – kann bei Bedarf ausgeleuchtet werden. Meine Idee, einen Teil des Geländes einzuzäunen und darauf Hirsche und Kleinvieh auszusetzen, stieß bei den Mitarbeitern auf wenig Gegenliebe, auch wegen der nahen Schnellstraße; als ich aber erfuhr, dass unser neuer Hausmeister ein begeisterter Angler ist, durfte er sich einen großen Teich anlegen und Fische darin aussetzen. Im oberen Stockwerk des Firmengebäudes installierten wir ein Kino für wichtige Präsentationen; nebenan befinden sich ein Fitnesscenter, eine Sauna und ein Dampfbad. Alle Büros sind so modern, großzügig und gleichzeitig gemütlich eingerichtet, dass sich jeder auf Anhieb wohlfühlt. Herzstück aber ist ein großer Raum, in dem lange Eichentische stehen, eine Küchenzeile und ein Billardtisch. Hier zog »Casa Adriana« ein, unser kleines italienisches Restaurant. Ich stellte die junge Köchin Adriana da Vinci, deren Familie uns schon im alten Gebäude mit italienischen Köstlichkeiten beliefert hatte, als Küchenchefin ein. Sie kommt aus Sizilien, sieht aus, wie man sich eine italienische Mamma vorstellt, und ihre Pasta ist legendär. Jeden Mittag sitzen alle, von der Marketingfachfrau bis zum Lagerarbeiter, an den langen Tischen, wenn es Salate und Nudeln gibt, auf Wunsch gelegentlich auch deutsche Hausmannskost. Natürlich ist das Essen kostenlos, und Adriana gibt ihre Geheimnisse in eigenen Kochkursen weiter. Regelmäßig führe ich auch prominente Freunde durch die Hallen, Tim Mälzer, Jens Lehmann, Markus Wasmeier, Miroslav Klose, Schauspieler und Sänger. Ich möchte, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben: Bei uns ist immer etwas los.
    Journalisten, die uns besuchen, sind in der Regel

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