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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Dekeyser
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 – die Organisation Transparency International stuft sie als eines der korruptesten Länder der Welt ein  – , doch wir haben nie wieder ein Problem gehabt. Unsere Politik ist klar: Wir helfen gerne, wo wir können, doch Politiker oder Beamte gelten nicht als hilfsbedürftig. Wenn man hart bleibt, spricht sich das herum und Anfragen und Angebote kommen nicht mehr. Und damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir fühlen uns bis heute wohl auf Cebu, wegen der Gastfreundschaft, die wir genießen. Unterstützung bekam Hervé aus dem Garten von Volkstorf. Sein Bruder Vincent, damals achtzehn, war für einige Tage bei uns zu Besuch, um im Lager anzupacken, den Rasen zu mähen oder für Tante Resi die Kartoffeln zu schälen. Er erledigte alles in einem Tempo, als habe er eine eingebaute Vorspultaste. Ich kam kaum damit nach, ihm neue Aufgaben zu geben. Ich rief ihn zu mir und sagte: »Vince, pack deine Sachen, ich bringe dich zum Flughafen.« Er war traurig, weil er glaubte, dass wir mit ihm unzufrieden waren  – als er dann sah, welcher Zielflughafen auf seinem Ticket stand, freute er sich umso mehr.
    Vincent leitet heute die Fabrik und ist Chef von tausenden Angestellten, Hervé führt als CEO die Geschicke des Unternehmens. Ihre Geschichte zeigt, was möglich ist, wenn man hart arbeitet, zusammenhält und nie den Spaß verliert. Weil es von außen betrachtet immer so leicht aussieht, was wir machen  – die Büros sind hell eingerichtet, die Mitarbeiter meist gut gelaunt, Musik ist zu hören  – , steht in vielen Artikeln über uns, wir seien wie ein Club Med. Ich empfinde das als Kompliment. Dinge, die schwer sind, leicht aussehen zu lassen, ist eine Kunst. Auch wenn man dafür manchmal James Bond spielen muss.

    Blaupausen für die Rahmenbauer, nach denen sie ihre Handarbeit verrichten.

    Firmeneigene Busse bringen die Flechter zur Arbeit. Verpflegt werden sie in der firmeneigenen Kantine. Untere Reihe: Wie drei Brüder – Bobby Dekeyser mit Hervé
     und Vince Lampert, die das Werk auf den Philippinen aufbauten und führen.

Sieben
    DAS WUNDER
VON LÜNEBURG
     
     
     
     
     
    Der Erfolg kam wie eine Welle, die sich langsam aufbaute und dann über uns hereinbrach. Unsere Möbel wurden weltweit in Wohnzeitschriften gefeiert, selbst in der New York Times und in der Lüneburger Landeszeitung , sie wurden auf Messen bestaunt  – und in solchen Mengen bestellt, dass wir mit der Produktion kaum noch hinterherkamen. Es gibt Balkendiagramme aus dieser Zeit, die wie eine merkwürdige Treppe mit immer größeren Stufen aussehen: Innerhalb von vier Jahren verzehnfachte sich die Zahl unserer Mitarbeiter in Cebu. Der Umsatz verdoppelte sich in jedem Geschäftsjahr. Einmal, ich saß gerade am Steuer meines Pick-ups und tuckerte von Volkstorf nach Lüneburg, rief mich eine euphorische Mitarbeiterin aus der Buchhaltung an: Die aktuelle Auswertung der letzten Monate hatte eine Umsatzsteigerung von dreiundsiebzig Prozent ergeben. Auch damit muss man erst mal klarkommen. Für manche Produkte gab es eine Warteliste und die Kunden bewiesen Geduld, manchmal mehr als ein Jahr lang, ohne die Bestellung zu stornieren. Brad Pitt, so schrieb ein Magazin, wollte zehn »Orbit« für seinen Poolbereich in L. A. kaufen, doch er bekam nur fünf. Es gab keine Möbel mehr, auch nicht für Hollywoods größten Star. Was auf den ersten Blick unangenehm erscheint, hat uns viel Publicity eingebracht. Andere Prominente entdeckten unsere Möbel, darunter Papst Johannes Paul II., arabische Königshäuser, Julia Roberts, Michael Schumacher, Roger Federer oder Michael Ballack. Unsere Zentrale im ausgebauten Hühnerstall war viel zu klein geworden; der Trubel, die ewige Hektik begann allen auf die Nerven zu gehen, und ich beschloss, dass es Zeit wurde für den nächsten Schritt. Wir mussten Arbeit und Privates deutlicher trennen. Dedon zog um in eine ehemalige, historische Kaserne, in der einst das Lüneburger Husarenregiment seine Stallungen hatte. Von einer Scheune über ein Hühnerhaus in einen Pferdestall  – das folgte einer Logik. Als Mieter steckten wir viel Geld in das neogotische Gewölbe aus Backstein, aber manche Dinge kosten eben. Stahlträger wurden eingezogen und Wände aus Glas, ein langer Holzsteg, eingerahmt von Naturstein, führte durch das Gebäude, es gab eine Lounge, eine Bar, einen Raum mit einem langen Holztisch in der Mitte und auf der anderen Seite des Gebäudes einen Showroom. Auf einer Bühne, ausgerüstet mit neuester

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