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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Reaktion.
    Sandra beobachtet mich mit einer unheimlichen Stille, während ich ihr mein Herz ausschütte. Sie hat es tatsächlich schon lange vermutet, doch das Ausmaß war ihr nicht bewusst. Immer wieder trinkt sie von ihrem Weinglas und lässt mich einfach nur reden. Irgendwann habe ich keine Worte mehr.
    „Ich weiß nicht recht, was ich dir raten soll, Süße.“ Sie greift nach meiner Hand und lächelt mich mitleidig an. Mein Glas ist bereits leer, aber ihre Reaktion weckt das Bedürfnis, mir die halbvolle Weinflasche vom Tisch zu nehmen und direkt daraus zu trinken. Leider ist Alkohol auch keine Lösung. Zumindest keine langfristige.
    „Ich weiß selbst, dass es keinen Weg für uns gibt.“
    „Das würde ich nicht sagen, Dani. Wenn ihr es beide wollt und euch sicher seid. Ihr seid nicht blutsverwandt. Es ist nicht so, als wäre das illegal. Nur müsst ihr unter Umständen mit einer Menge Gegenwind rechnen.“
    Ganz toll. So weit war ich auch schon, doch dazu hab ich nicht die Kraft. Weil es nicht bloß um mich geht, sondern in erster Linie um Anna. Sie ist diejenige, die das verarbeiten muss, die nachher gehänselt wird, weil ihre Mutter mit ihrem Onkel zusammen ist.
    Bei dem Wort alleine schüttelt es mich schon. Onkel, egal welchen Alters, sollten nicht so verflucht sexy sein.
    „Es gibt keine glatte Lösung in diesem Fall. Ich sollte es mir einfach aus dem Kopf schlagen.“
    „Überstürz das nicht, Süße. Irgendwann bereust du es vielleicht.“
    Nicht bloß irgendwann, noch im selben Augenblick.
    Heute wäre unsere Verabredung gewesen, aber das hat sich ja nun erledigt. Vor anderthalb Stunden hätte ich Alex in Dortmund treffen sollen und er scheint mich nicht zu vermissen, sonst hätte er sich wohl gemeldet. Wenn ich er wäre, dann hätte ich mich auch nicht mehr erwartet.
    Anna ist trotzdem bei meinen Eltern, also beinhaltet mein Abend eine Menge Alkohol und Eiscreme. Ob mit oder ohne Sandra, ist mir im Augenblick schnuppe, denn sie ist ohnehin auf dem Sprung.
    „Ich bin mit Gregor für einen Kinoabend verabredet. Er wartet auf mich. Kommst du klar? Sonst sag ich ihm ab.“
    Das Angebot weiß ich zu schätzen, aber wegen meinem Drama werde ich sie nicht von einem Date mit ihrem Liebsten abhalten.
    „Geh du zu deinem Mann. Ich komme zurecht … mit Rotwein und meinen besten Freunden Ben & Jerry .“
    Sandra lacht, auch wenn es eher mitleidig klingt.
    „Falls du morgen Abend Zeit hast, kann ich ja mit Nicole nochmal vorbeikommen und mehr Wein mitbringen. Montag hab ich frei, also darf ich mich Sonntagabend hemmungslos betrinken.“
    Sie ist die Beste.
    Ich bringe sie noch zur Haustür und schließe hinter ihr ab, bevor ich meine Kleidung abstreife. Eine heiße Dusche ist jetzt genau das, was ich brauche. Vor dem Alkohol. Ich habe vielleicht Liebeskummer, aber ich bin nicht lebensmüde und stelle mich betrunken unter die Dusche.
     
    In den letzten Jahren hatte ich durchaus meine Abenteuer, mit Männern und mit Frauen. Manchmal auch mit beiden gleichzeitig. Das macht mich nicht zu einer Schlampe, dennoch ist mir bewusst, dass es etwas ist, mit dem man besser nicht hausieren geht. Vor allem, wenn man Mutter ist.
    Anna hat in all der Zeit nie jemanden kennengelernt, weil ich nach Steffen nie wieder eine richtige Beziehung hatte und ich meinem Kind nicht meine durchlaufenden Bekanntschaften vorstelle. Es hat noch kein Mann in meinem Bett geschlafen, was in meinem Alter durchaus erwähnenswert ist. Unsere Wohnung ist für mich etwas Heiliges, das ich mit solchen Dingen nicht beschmutze. Das klingt sehr negativ, als würde ich mich dafür schämen, aber so meine ich es nicht. Nur kann ich es nicht brauchen, dass hier unverhofft irgendwelche Affären auftauchen, die eine unmissverständliche Abfuhr nicht verstehen.
    Umso mehr kann ich mir vorstellen, an einem gemütlichen Sonntagmorgen neben Alex aufzuwachen. Ich weiß auch nicht, warum ich über all das nachdenke, während ich unter der Dusche stehe, statt einfach zu versuchen, mich zu entspannen. Vielleicht liegt es daran, dass ich seit Wochen keinen Orgasmus hatte und außer Stande bin, mir selbst einen zu verschaffen. Mein Körper fühlt sich die halbe Zeit wie betäubt an. Oder es ist nur mein Kopf, der nicht bei der Sache ist. Ich würde es ja auf den Stress schieben, aber ehrlich gesagt habe ich seit dem Abbruch meines Studiums mehr Zeit als zuvor, obwohl ich eine höhere Stundenzahl im Trudi’s arbeite. Das wird sich ändern, sobald wir im

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