Unvermeidlich
und sich für gefühlte 5 Minuten um sie kümmert.
„Das wird toll, du wirst schon sehen.“
„Mama, können wir bald noch mal etwas mit Alex unternehmen?“
„Wir waren doch erst vor ein paar Tagen mit ihm schwimmen.“
„Ja, aber ich mag ihn öfter treffen.“
Ich auch.
„Ich kann ihn fragen, ob er Sonntag mit zum Essen bei Oma und Opa kommen möchte. Was hältst du davon?“
„Das ist eine gute Idee. Mama, ich muss dir was sagen, aber du darfst es nicht weitererzählen.“
„Okay, versprochen.“ Sie kann so niedlich sein.
„Ich glaube, der Alex ist ein bisschen in dich verliebt.“ Niedlich, doch wesentlich zu aufmerksam.
„Ach, Quatsch“, sage ich und versuche, nicht in Schweiß auszubrechen. „Der ist ja dein Onkel und er ist einfach nur nett zu mir.“
7.
Es war keine gute Idee, mein Handy abzustellen. Der Tag wäre einfach nur schön gewesen, hätten wir nicht Steffen nach dem Spielplatzbesuch vor unserer Haustür vorgefunden. Inzwischen bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich es hasse, ihn in meine Wohnung zu lassen. Anna zuliebe quäle ich mir natürlich ein freundliches Lächeln ab, aber sobald sie im Bett liegt, werde ich noch ein paar weniger entspannte Worte für ihn haben.
An seinem Äußeren kann man immer abschätzen, wie es ihm gerade geht. Heute sieht er gut aus, gesund. Keine nennenswerten Ringe unter den Augen und saubere, gebügelte Kleidung. So bizarr es klingen mag, doch je besser er aussieht, desto wütender macht er mich. Denn selbst in seinen besten Momenten denkt er nur an sich. Würde er an seine Tochter denken, hätte er sich rechtzeitig angekündigt. Von seinem allgemeinen Desinteresse für sein Kind will ich erst gar nicht anfangen.
Jetzt sitzt er mit Anna in ihrem Zimmer und spielt. Eigentlich ist es für sie längst Zeit fürs Bett, aber spreche ich das nun an, bin ich wieder nur die Spielverderberin.
„Und wenn du in die Schule kommst, dann kaufe ich dir einen Nintendo“, höre ich durch die angelehnte Zimmertür.
Ich muss mich zurückziehen, sonst platzt mir der Kragen.
Steffen darf Anna schon lange nicht mehr ohne Aufsicht mitnehmen, dafür habe ich gesorgt, als er vor 3 Jahren mit ihr in der Wohnung, betrunken und mit Schmerzmitteln zugedröhnt, in einen komaähnlichen Schlaf gefallen ist. Irgendwann bekam ich einen Anruf von der Bäckerei 3 Häuser weiter, bei denen Anna in Unterwäsche aufgeschlagen ist und nach einem Brötchen gefragt hat. Er hat es nicht bemerkt, dass sie alleine durch die Straße geirrt ist. Ich kann nur von Glück reden, dass Anna meinen Namen sagen konnte und sie deswegen in der Lage waren, über die Auskunft meine Telefonnummer herauszufinden. Nachdem ich meine Tochter eingesammelt und meiner Mutter übergeben hatte, habe ich versucht ihm die Leviten zu lesen, doch er war kaum wachzubekommen.
Er hat zwar nie das Sorgerecht gehabt, aber seitdem darf er sie nur noch unter Aufsicht sehen.
Irgendwo muss ich meinen Frust loswerden. Sandra oder Nicole mag ich nicht schon wieder nerven. Es ist eine Gratwanderung, über solche Dinge mit kinderlosen Freundinnen zu reden. Ich will es nicht zum Dauerthema machen und eigentlich bin ich froh, wenn ich bei ihnen Ablenkung von gerade diesem Aspekt meines Lebens habe. Meine Mutter ist auch schwierig, weil sie sich dann für Tage und Wochen meinen Kopf zerbricht und mir nur noch damit in den Ohren hängt. Sie meint es gut, aber manchmal ist es zu viel.
Also bleibt nur Alex. Ich schicke ihm eine Nachricht, einfach um es jemandem zu erzählen.
- Falls du dich immer noch fragst, was dein Bruderherz treibt … der spielt gerade mal wieder Supervater, inklusive der üblichen, leeren Versprechungen. Manchmal möchte ich schreien. D. –
Mit seiner prompten Antwort habe ich nicht gerechnet.
- Ich bin in 10 Minuten da. A. –
Das war eigentlich nicht mein Plan, doch ich bin froh über seine Unterstützung. Ich hoffe nur, dass die beiden nicht wieder aneinander geraten.
Er steht enorm unter Strom. Abgesehen von seiner Wortkargheit spüre ich das auch in seiner hölzernen Umarmung. Ich weiß nicht, welche Rechnung er jetzt mit Steffen offen hat, aber Alex ist richtig sauer.
„Egal, was es ist, seid nicht so laut“, bitte ich und schiebe ihn gleichzeitig ins Wohnzimmer. Steffen bringt gerade Anna ins Bett und liest ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor.
„Keine Sorge, Kleine.“ Er küsst mich auf die Wange und lässt sich auf der
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