Unvermeidlich
September mit dem Umbau beginnen, doch bis dahin ist es recht entspannt.
Es gibt nur eine Situation, in der ich sofort meinen gesamten Körper wieder spüre: Und zwar wenn Alex in der Nähe ist. Das macht es nicht leichter, sich von ihm abzulenken. Auch andere Männer können mich nicht mehr reizen. Ehrlich gesagt nehme ich sie kaum noch wahr.
Ich merke, wie sich meine Schultern verspannen, obwohl ich unter der warmen Dusche stehe. Also gebe ich entnervt auf und drehe den Wasserhahn ab. Ich angele mir ein Handtuch von dem Stapel neben dem Waschbecken und steige auf die Badematte, um meine Haare in einen kleinen Turban einzudrehen und mich dann mit einem weiteren Handtuch abzutrocknen. Der Rotwein lässt mich doch etwas unsicher auf den Beinen stehen, während ich mich eincreme. Meine Zehen könnten bald wieder eine Enthaarung vertragen.
Was für ein Leben. Unglücklich verliebt und behaarte Kartoffelzehen. Das hysterische Lachen, welches in dem Moment aus meiner Kehle dringt, ist mir selbst fremd. Ich lache so sehr, bis mir fast die Tränen runterlaufen. Wenn ich nah am Wasser gebaut wäre, hätte ich vermutlich schon längst angefangen zu heulen.
Es klingelt an der Haustür und ich lasse vor Schreck die Flasche Bodylotion auf den Boden fallen. Eine weiße Spur zieht sich über die Badematte in Richtung Toilette. Es sieht aus, als hätte jemand auf die Matte ge… Schluss jetzt! Meine sexuelle Durststrecke lässt mich inzwischen in allem etwas Schmutziges erkennen.
Wieder klingelt es an der Tür. Dabei hatte ich fest beschlossen, mich tot zu stellen. Ich bin heute mit niemandem mehr verabredet. Außer mit Ben & Jerry . Seufzend ziehe ich meinen schwarzen Satin-Morgenmantel über und löse den Handtuchturban auf meinem Kopf, um meine Haare auszuschütteln, als auch noch mein Handy im Wohnzimmer losplärrt.
Da ist aber jemand ungeduldig.
Mit offenem Bademantel mache ich mich auf die Suche nach meinem Telefon. Es liegt auf der Kommode vor dem Fernseher. Alex ruft an , leuchtet es mir vorwurfsvoll entgegen. Mein Herz stolpert für einen Moment und ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Steht er etwa vor der Tür?
„Hallo?“, melde ich mich mit dünner Stimme. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen.
„Mach die Tür auf, Ela! Ich weiß, dass du zu Hause bist.“ Er klingt außer Atem und etwas erbost.
Ich beende das Gespräch und gehe direkt zur Wohnungstür, um ihm aufzudrücken. Im letzten Moment fällt mir ein, dass ich besser meinen Morgenmantel schließen sollte.
Als ich ihm schließlich öffne, steht er schon auf der Fußmatte und funkelt mich wütend an.
„Was soll das, Ela?“, meckert er mich an. „Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber deswegen musst du mich nicht sitzen lassen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir trotz allem noch Freunde sind. Das ist einfach nicht in Ordnung. Wir hatten ein Date und ich habe auf dich gewartet.“
Jetzt fällt ihm auf, dass ich nicht wirklich viel am Körper trage und dass sich meine harten Nippel deutlich durch den dünnen Satinstoff abzeichnen, doch er lenkt seinen Blick schnell wieder auf mein Gesicht.
Ich ziehe ihn in die Wohnung und schließe die Tür. Schließlich muss das nicht die gesamte Nachbarschaft mitbekommen.
„Spinnst du?“, fauche ich ihn an. „Du knallst mir an den Kopf, dass du mich liebst und dann lässt du mich stehen. Was hast du denn erwartet? Dass ich das hinnehme und dich begleite, ohne dass wir vorher darüber gesprochen haben? Sag mir, wie ich darauf reagieren soll? Ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll.“ Ich hasse es, dass meine Stimme anfängt zu zittern, wenn ich emotional werde. Es gefällt mir nicht, schwach zu klingen.
„Zum Beispiel damit, dass du mir sagst, wie du fühlst.“ Er greift nach meiner Hand. Die Wärme seiner Haut nimmt mir für einen Augenblick die Fähigkeit, ein Wort zu formulieren.
„Was spielt es denn für eine Rolle? Es würde die ganze Geschichte nur komplizierter machen. Du bist der Onkel meiner Tochter.“
„Also fühlst du etwas für mich.“ Er zieht mich an sich, sodass ich nur wenige Zentimeter vor ihm stehen bleibe. Der Gürtel meines Morgenmantels löst sich, weil ich ihn in der Eile zu nachlässig gebunden habe. Wenn er jetzt nach unten schaut, sieht er deutlich den Ansatz meiner Brüste.
„Du musst mir schon antworten, Ela. Ja oder nein?“
Ich nicke nur, denn es auszusprechen, wage ich nicht.
„Ist Anna hier?“
„Nein“, sage ich
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