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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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erwartest du von mir? Ich tue, was ich kann, um Anna ein normales Leben zu bieten. Ich versuche alles, damit sie dadurch nicht aus dem Gleichgewicht gerät.“
    Seufzend stellt er sich neben mich und lehnt mit der Hüfte an der Arbeitsplatte.
    „Entschuldige. Ich wollte es nicht wie einen Vorwurf klingen lassen. Er macht mich nur unglaublich sauer. Ihr habt das nicht verdient. Anna braucht einen Vater und niemanden, der sich nur sporadisch an sie erinnert. Und du verdienst einen Mann, der bei alldem an deiner Seite ist. Nicht jemanden, der bei einem halbstündigen Besuch deiner Erziehung mit Anlauf in die Kniekehlen tritt. Dieser Vollidiot hat mir natürlich mit Stolz erzählt, was er Anna kaufen will. Und ich weiß genau, wie du dazu stehst. Mit Recht. Eine 6-Jährige, die kurz vor ihrem Schulstart steht, braucht so eine Ablenkung wirklich nicht. Davon abgesehen wissen wir beide, dass er dieses Versprechen nicht einhalten wird.“
    Ich bin dieses Thema leid, weil wir uns nur im Kreis drehen. Wir können noch so oft darüber reden, eine Änderung erreiche ich dadurch nicht.
    „Wo ist er jetzt?“, frage ich und verschließe die Schüssel, um sie im Kühlschrank zu verstauen. Die Antwort interessiert mich eigentlich nur bedingt.
    „Wer weiß das schon? Vermutlich bei diesem Mädel mit den drei Kindern. Er hat irgendetwas Wirres von einem neuen Job geschwafelt. Von dem großartigen Verdienst würde er dann endlich Unterhalt zahlen. Ich höre da schon lange nicht mehr richtig zu.“
    „Magst du etwas essen? Wir könnten eine Pizza bestellen.“ Ich will das Thema einfach nur beenden. Trotzdem mag ich ihn nicht gehen lassen. So egoistisch das auch sein mag.
    „Ich möchte dich nicht weiter aufhalten.“ Er drückt sich von der Küchenzeile ab und macht einen Schritt nach vorne, als wollte er rausgehen, bleibt aber mitten im Raum stehen.
    „Was zur Hölle ist los mit dir, Alex? Du verspürst sonst nicht das Bedürfnis, wie ein Racheengel reinzustürmen, wenn Steffen sich mal wieder blicken lässt. Und vor allem verschwindest du nicht anschließend einfach.“
    Ich gehe auf ihn zu und lege eine Hand auf seine Schulter, doch er dreht sich nicht zu mir um.
    „Wenn ich dir sage, warum ich hier bin und warum mich das besonders wütend macht, dann mache ich alles kaputt.“
    „Wovon sprichst du?“ Vielleicht habe ich ein Brett vor dem Kopf, aber ich kann sein Verhalten nicht deuten.
    „Ich liebe dich, Ela. Und ich meine das nicht in einem geschwisterlichen Sinne. Ich bin schon so lange in dich verliebt, dass ich nicht weiß, wie es sich anders anfühlt. Und ich liebe Anna wie meine Tochter. Für mich fühlt es sich an, als wäre sie mein Kind. Verdammt, ich war derjenige, der mit im Kreißsaal war und der ihre Nabelschnur durchgeschnitten hat. Hast du dich nie gefragt, warum ich bisher jede Beziehung in den Sand gesetzt habe? Warum Tina die Flucht ergriffen oder warum Karin irgendwann erschöpft das Handtuch geschmissen hat? Weil ich ständig nur euch im Sinne hatte. Weil ich kaum dein Gesicht aus dem Kopf bekommen konnte, wenn ich sie geküsst habe. Keine Frau hält es mit mir aus, weil sie alle sehr schnell spüren, dass ich mit meinen Gedanke hier bei dir bin. Ich bin immer für euch da. Meine Aufmerksamkeit und meine Liebe haben keine Bedingungen. Ich gehe auch nicht weg, wenn es mal anstrengend wird. Auf eine verrückte, naive Weise habe ich das Gefühl, das zu verdienen. Ihr seid alles, was ich will. Du bist alles, was ich will.“ Er zittert unter meiner Hand. Ich bin nicht mehr im Stande, mich zu rühren.
    „Alex, ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Das war die falsche Reaktion, denn er verspannt sich spürbar.
    „Es ist okay, du musst nichts sagen. Ich hätte es besser auch nicht getan.“ Und dann geht er einfach. Ich bin nicht in der Lage, ihn zurückzuhalten.
    Mir war nicht bewusst, dass man vor Erleichterung und gleichzeitiger Panik in einen kombinierten Lach- und Heulanfall ausbrechen kann, aber jetzt bin ich schlauer.

8.                   
    „ … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    Es gibt keinen Satz, den ich bisher mehr bereut habe. Irgendetwas hätte ich sagen können. Sagen müssen. Zumindest eine Andeutung, damit er sieht, dass er nicht alleine ist. Stattdessen habe ich ihn voll abblitzen lassen und er kommt sich jetzt vermutlich vor wie der letzte Idiot.
    Es macht kaum einen Unterschied, dass wir nicht zusammen sein dürfen. Das war nicht die richtige

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