Unwiderstehlich sinnlich
Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sanft darüberzustreichen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte.
In diesem Moment bewegte er sich und schlug die Augen auf. Als er Macy sah, begann auch er zu lächeln. „Du schlägst meinen Wecker um Längen“, murmelte er schlaftrunken.
Sie wirkte verunsichert und wollte die Hand zurückziehen. Wie spricht man seinen Chef an, wenn man ihn nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht aufgeweckt hat?
Aber Ryder ergriff ihre Hand. „Tut es dir leid?“
Macy stützte sich auf den Ellbogen, um seine Miene zu betrachten. Zu ihrer Erleichterung wirkte er offen und entspannt, sodass sie ihm ehrlich antwortete. „Nein, wenn es dir nicht leidtut. Aber du warst vielleicht mitgenommen durch den Anruf und …“
„Schh.“ Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Diese Nacht hat nichts mit meinem Bruder zu tun. Natürlich hat mich der Anruf erschreckt, aber ich war schon lange verrückt nach dir, konnte keine Nacht mehr schlafen.“
„Du meinst, du wolltest unbedingt mit mir ins Bett gehen?“
„Ja.“ Er lächelte jungenhaft, wurde jedoch gleich wieder ernst. „Aber glaub mir, gestern Abend hatte ich eigentlich geplant, groß mit dir auszugehen. Zunächst ein Opernbesuch, danach ein romantisches Dinner. Das werden wir ganz bestimmt nachholen. Du bist eine Frau, die es verdient, verwöhnt zu werden.“
„Danke für das Kompliment.“ Sosehr Macy es auch hasste, die magische Stimmung zu verderben, es musste sein. „Du solltest jetzt an deinen Bruder denken. Die Beerdigung wird bald stattfinden. Wenn man den langen Flug in die USA berücksichtigt, wirst du dich umgehend auf den Weg machen müssen.“
„Ich denke nicht, dass ich daran teilnehmen werde. Es wäre irgendwie heuchlerisch. Außerdem gäbe es einen Medienrummel, unter dem in erster Linie meine Mutter zu leiden hätte.“
Ryders Bedenken wegen der Medien konnte Macy gut verstehen. „Was ist mit deinem anderen Bruder?“
„Seth?“ Er runzelte die Stirn. „Was soll mit ihm sein?“
„Solltest du nicht Kontakt mit ihm aufnehmen?“
„Keine Ahnung.“ Ratlos fuhr er sich durchs Haar. „Es gibt da so ein Problem zwischen uns … eine sehr komplizierte Sache.“
Die Art, wie Ryder das sagte, ließ Macy aufhorchen. Es muss sehr wichtig sein, dachte sie. „Was meinst du damit?“
Nachdem er sich auf den Rücken gedreht hatte, erzählte er: „Mein Vater hat in seinem Testament seine Aktienanteile an Bramson Holdings uns beiden je zur Hälfte vermacht. Das bedeutet, dass keiner von uns im Konzern ohne den anderen entscheiden kann.“
„Oh, Ryder, das ist ja entsetzlich. Warum hat er das nur getan?“
Zerknirscht lächelnd schaute er Macy an. „Vielleicht wollte er uns weiterhelfen.“
„Wie könnte euch so etwas helfen?“
„Wahrscheinlich hat er sich vorgestellt, dass wir auf Anhieb die besten Freunde werden und den Konzern gemeinsam leiten.“
Über Warner Bramson konnte Macy nur den Kopf schütteln. Er hätte seine Söhne besser kennen sollen. Oder hatte er sich kurz vor seinem Tod noch vorgenommen, die Wunden, die er in beiden Familien hinterlassen hatte, mit allen Mitteln zu heilen? Es würde jedoch niemals funktionieren, weil Ryder bisher unumschränkt über das Unternehmen geherrscht hatte. Nach dem, was Macy über Seth in der Zeitung gelesen hatte, konnte er ebenso wenig vom Letzten Willen seines Vaters begeistert sein.
„Was willst du jetzt machen?“
„Versuchen, eine eigene Aktienmehrheit aufzubauen.“ An Ryders entschlossener Miene erkannte Macy, dass daran für ihn nicht zu rütteln war.
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Deswegen willst du also unbedingt die Firma meines Vaters kaufen. Ich weiß, dass darin auch eine Menge Aktien von Bramson Holdings stecken.“
„Ja“, gab er unumwunden zu.
„Um an diese Aktien zu kommen, willst du mich heiraten?“
Ryder rückte etwas von Macy ab, hielt jedoch Blickkontakt zu ihr. „Ja.“
Sie stieß einen empörten Laut aus. „Mir war ja klar, dass ich für dich der Schlüssel zur Firma meines Vaters sein sollte. Aber wie es jetzt aussieht, geht es noch um viel mehr.“
Während Ryder nickte, streckte er seine Arme nach Macy aus. Aber wie er befürchtet hatte, zog sie sich von ihm zurück. Die Decke bis unter die Arme hochgeschoben, lehnte sie sich an das gepolsterte Kopfende des Bettes.
„Ist es dir eigentlich ernst mit dem Projekt, das ich bearbeite? Oder war das nur als Köder für mich
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