Unwiderstehlich untot
schüttelte mich, und ich lachte zur Decke hoch, als Mircea mit einigen schnellen Stößen kam.
Jemand klopfte an die Tür.
Mircea fluchte leise auf Rumänisch, sein Kopf an meinem Hals, das nasse Haar auf meinen Brüsten ausgebreitet. Nach einem Moment nahm er ein großes Frottiertuch und wickelte es um mich. Ich lehnte mich an die Wand, atemlos und mit weichen Knien, als Mircea die Tür aufriss. ja?«
Einer der älteren Meister stand mit ausdrucksloser Miene da. »Die Konsulin möchte sicher sein, dass Sie ihre Nachricht bekommen haben«, grollte er. »Sagen Sie ihr, dass ich gleich da bin«, schnauzte Mircea und knallte die Tür zu.
»Marco sagt, dass man alte Meister nicht auf diese Weise behandeln sollte«, informierte ich ihn, als er sich mit abrupten, ärgerlichen Bewegungen abtrocknete.
»Du solltest dir Marcos Rat nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Er ist einer von denen, über die er mit dir sprach. Er hat die äußersten Grenzen seiner Macht erreicht, und mir scheint, es fällt ihm schwer, sich damit abzufinden.«
»Es kann trotzdem nicht schaden, höflich zu sein.«
»Ganz offensichtlich musst du die Familie erst noch kennenlernen. Ich darf dir versichern: Sie versetzt mich in Angst und Schrecken, nicht umgekehrt.«
Mircea trat ins Schlafzimmer und streifte Kleidung ohne die für ihn typische Eleganz über. Ich folgte ihm und setzte sich mich auf die Kante des Tipi-Betts. »Wann kehrst du zurück?«
»Es dauert sicher einige Stunden.« Er hielt kurz inne und küsste mich. »Schlaf ein bisschen.«
»Ich werd’s versuchen.« Ich war erschöpft, doch mein Gehirn schien vergessen zu haben, wie man abschaltete. Wenn die Wirkung der Endorphine nachließ, würde ich wahrscheinlich mit offenen Augen daliegen, an die Decke starren und meinen immer größer werdenden Katalog der Schrecken durchgehen. Es war keine angenehme Vorstellung.
»Brauchst du Hilfe?«, fragte Mircea.
Ich nickte. Mir war alles recht, um nicht noch einmal mit den Ereignissen des vergangenen Tages konfrontiert zu werden und Rafe erneut in jenem schrecklichen Zustand auf dem Krankenbett zu sehen. Mircea schlang die Arme um mich, und ein Gefühl des Friedens breitete sich in mir aus, besser als jede Droge. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Anspannung so schnell von mir abfiel. Es gab ein Dutzend Dinge, über die ich mit Mircea reden wollte, aber all die Fragen, für die ich mir Antworten wünschte – plötzlich fiel mir keine einzige mehr ein. Die Schwere des Schlafs senkte sich auf mich herab, entspannte Körper und Geist, und mir fielen die Augen zu.
»Es ist vorbei, alle sind in Sicherheit«, hörte ich Mircea murmeln. Die Arme drückten plötzlich noch etwas fester zu. »Selbst du.«
Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, und meine Gedanken trieben bereits dahin. Mirceas Hand strich mir langsam über den Rücken. Ich atmete aus und gab dem Schlaf nach.
15
Als ich erwachte, war ich ans Bett gefesselt. »Verdammt!«
Mircea stand am Frisiertisch und zog ein weiteres sündhaft teures Hemd an, Es war glatt und weiß, hatte Umschlagmanschetten und unauffällige Manschettenknöpfe. Die goldgelbe Krawatte, die er sich lässig umband, brachte die Flecken in seinen Augen zur Geltung. Ich starrte ihn an.
»Ich habe eine Möglichkeit gefunden sicherzustellen, dass du hier bist, wenn ich zurückkehre«, sagte er.
»Ich finde das nicht komisch«, sagte ich und zerrte an den Handschellen, obwohl es natürlich nichts nützte. Es fiel mir nicht leicht, ernst zu wirken, obwohl ich nackt war, mir das Haar im Gesicht klebte und ich in einem verdammten Tipi-Bett lag, aber lieber Himmel, ich gab mir alle Mühe. »Lass mich frei, Mircea! Sofort!«
Er schenkte mir ein dünnes Lächeln im Spiegel. Ich hasste es, wenn er das machte. »Ich schlage dir eine Abmachung vor«, sagte er und kam zum Bett.
»Ich will keine Abmachung! Ich will, dass du mir die Handschellen abnimmst!«
Er achtete nicht darauf. »Ich muss im Auftrag des Senats kurz nach Washington fliegen und kehre morgen Abend oder übermorgen früh zurück. Ich möchte sicher sein können, dass dir während meiner Abwesenheit keine Gefahr droht.«
Ich seufzte verärgert. »Was sollte ich während deiner Abwesenheit schon groß anstellen? Meine Macht ist noch immer von gestern erledigt. Ich mache mir Sorgen um Rafe, und falls du es nicht bemerkt haben solltest: Ich habe nichts an!«
»Deine Sachen sind hier.« Er deutete auf ein Set Louis-Vuitton-Koffer bei der Badezimmertür.
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