Unwiderstehlich untot
dann ein Sandwich zu holen, die eine oder andere Aspirin zu schlucken und ein Bad zu nehmen. Da nichts dergleichen zur Verfügung stand, beschloss ich, mich auf die Seite zu drehen und festzustellen, von wem das Schnaufen in meiner Nähe kam.
Das Gesicht der Gestalt blieb in der Dunkelheit verborgen, aber die hingebungsvollen Flüche genügten mir als Hinweis. Pritkins Gebrummel war seit einiger Zeit der Soundtrack meines Lebens, doch der Erleichterung darüber, dass er noch lebte, folgte sofort die Erkenntnis, dass mit seiner Stimme etwas nicht in Ordnung war. Ich versuchte, mich von dem schweren Ledermantel zu befreien, den ich offenbar trug und an dem sich der Schlamm mit gemeiner Entschlossenheit festgesaugt hatte.
Es gelang mir schließlich, mich davon zu befreien. Nass, schmutzig und erschöpft stapfte ich durch die Pfütze, die mehr ein Tümpel war, und begegnete dem wütenden Blick meiner eigenen blauen Augen. »Was hast du gemacht?«
Ich gaffte in totaler Verblüffung. Meine Stimme war doch nicht so hoch, oder? Ich klang wie ein kleines Mädchen. Wie ein sehr verärgertes kleines Mädchen. Ich versuchte noch immer, die Tatsache zu verarbeiten, dass mein Körper dort saß und mich anschrie, als mir kalter Wind über Nacken und Handgelenke strich und versuchte, unter die Kleidung zu kriechen. Ich zog die Ärmel nach unten und riss die Augen auf, als ich die aus ihnen ragenden Hände sah. Für einen Moment erstarrte ich zu völliger Reglosigkeit, die allerdings nicht den Hintern betraf – der bekam plötzlichen Bodenkontakt.
Das kalte Messer des Begreifens drehte sich in meiner Magengrube. Die Dinger am Ende meiner Arme waren Männerhände. Um ganz genau zu sein: Es waren Pritkins Hände, und aus irgendeinem Grund gehörten sie jetzt zu mir. Nach einigen eisigen Sekunden, in denen mir das Atmen schwer fiel, wurde mir klar, was der Mistkerl namens Daikoku getan hatte.
Ich hatte um eine Möglichkeit zu einem Sprung gebeten, aber in meinem Körper war das nicht möglich gewesen. Ich hatte auch Pritkin mitnehmen wollen, und Daikoku hatte mir beide Wünsche erfüllt, aber nicht mit dem erhofften Transfer zusätzlicher Kraft, sondern mit einem Körpertausch. Ich war in einen starken Körper gewechselt, mit genug Energie für einen Sprung, und die neue Situation hatte mir gar keine andere Wahl gelassen, als Pritkin mitzunehmen.
Weil ich in seiner Haut feststeckte. »Was ist passiert?«, fragte Pritkin. Aus meinem Mund klang sein britischer Akzent sehr seltsam.
Ich suchte verzweifelt nach geeigneten Worten. »Ich kann das in Ordnung bringen«, sagte ich mit unvertraut klingender Stimme. »Glaube ich.«
»Du kannst was in Ordnung bringen?« Pritkin sprach in einem ruhigen, beherrschten Tonfall, als er diese Frage stellte, und das war kein gutes Zeichen. Ein lauter Pritkin war der Normalzustand. Sorgen musste man sich dann machen, wenn er leise wurde.
Ich hätte geantwortet, oder es versucht, aber ich merkte plötzlich, dass dieser Körper starke Schmerzen hatte. Erschrocken blickte ich auf meine Brust hinab und sah dort ein halb verbranntes Hemd, versengtes Haar und einen unregelmäßigen roten Fleck. Calebs Zauber, erinnerte ich mich. Pritkins erstaunliche Heilfähigkeiten hatten der Wunde bereits den glatten Glanz einer halb geheilten Verbrennung gegeben. Aber die Sache fühlte sich nicht halb geheilt an. Sie tat verdammt weh.
»Sie haben meinen Zaun beschädigt.« Der Vorwurf kam von einem Mann mit Brille und wirrem Einstein-Haar, der auf der Hügelkuppe stand und missbilligend zu uns herabsah.
Ich merkte plötzlich: Das Harte, auf dem ich saß, war ein halb im Schlamm versunkener Zaunpfahl. Ich zog das Ding unter meinem geliehenen Hintern hervor und sah zum Farmer hoch. »Ah, Entschuldigung?«
»Tja, jetzt lässt sich nichts mehr dran ändern«, sagte der Mann recht freundlich. »Kommt hoch, und ich mache uns was Heißes zu trinken.«
»Antworte mir«, zischte Pritkin mir zu. Wir waren uns so nahe, dass ich hinter das nackte Entsetzen in seinen Augen blicken und den aufsteigenden mörderischen Zorn sehen konnte. Ich suchte nach einer Möglichkeit, es ihm schonend beizubringen, aber dann richtete der Farmer eine Taschenlampe auf uns, und ich musste nichts mehr erklären. Denn Pritkin starrte nicht mich an, sondern auf seine Brust. Die derzeit ein ganzes Stück runder war als sonst.
»Was hast du getan?« Sein bestürztes Flüstern kratzte an meinen bereits blank liegenden Nerven.
»Ich habe uns lebend
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