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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Geschöpf unter dem Fenster. Dann kniff er die Augen zusammen und sah Marsden vorwurfsvoll an. »Jonas! Was hast du gemacht?«
    Marsden drehte sich mit der Kaffeekanne in der Hand um und folgte Pritkins Blick. Er wirkte ein wenig schuldig. »Nun, mir blieb kaum eine Wahl, oder? Sie zwangen mich, seine andere Gestalt zu vernichten.«
    »Du hättest ihn freilassen sollen!«
    »Nach all der Mühe, die es mir bereitete, ihn zu fangen?« Marsden schnaubte. »Von wegen.«
    »Was zu fangen?« Ich behielt den Hund wachsam im Auge.
    »Es ist nichts, um das Sie sich Sorgen machen müssten«, sagte Marsden und stellte einen Becher vor mir auf den Tisch. »Trinken Sie einen Schluck Kaffee.« Ich nippte daran und hätte fast gewürgt. Das Zeug war noch viel stärker als ein Espresso. Er bemerkte meine Reaktion. »Stimmt was nicht?«
    Ich kratzte mich am Kinn und fühlte Bartstoppel unter den Fingern. Meine Hand zuckte fort. »Ich mag Tee lieber«, brachte ich hervor.
    »Nein, das stimmt nicht, John«, kommentierte er, ging aber fort und schnappte sich einen Kessel, der noch aus dem Zweiten Weltkrieg zu stammen schien.
    Ich beobachtete, wie der Hund seine Zähne in einen Knochen bohrte, dessen eine Hälfte bereits zu einer breiartigen Masse geworden war, und ich hätte schwören können, dass sich hinter den Augen etwas regte, das nicht zu dem Hund passte. Etwas, das schrecklich vertraut wirkte. Ich stand so abrupt auf, dass ich den Stuhl umstieß.
    »Eins dieser Wesen ist hier!«, sagte ich zu Pritkin und wankte zum Kühlschrank zurück. »Welcher Wesen?«, fragte Marsden erstaunt.
    »Rakshasa«, sagte Pritkin und sah mich an. »Es ist kein solches Geschöpf – in dem Fall wäre es weniger gefährlich. Rakshasa können den Lebenden nichts anhaben. Es sind Aasfresser, die nach einer leichten Mahlzeit suchen. Morde, Schlachtfelder und andere Orte, wo sich Gewalt anbahnt, locken sie an. Sie fallen über die Toten her.«
    Ich ließ mir diese Worte durch den Kopf gehen und fand dic schwache Stelle. »Heißt das, es steckt ein Dämon dort drin, und er kann uns etwas antun?«
    »O nein, nein. Er ist vollkommen harmlos.« Marsden klopfte mir auf den Arm. »Er war jahrelang mein Golem. Aber als ich in den ›Ruhestand‹ trat, zwang mich der Rat, ihn aufzugeben. Ich sei kein Kriegsmagier mehr, hieß es, und Zivilisten dürften keine Golems haben. Können Sie sich das vorstellen? Fast sechzig Jahre habe ich den Kreis geleitet, aber ich durfte nicht einmal einen verdammten Dämon behalten!«
    »Und deshalb hast du ihn im Hund untergebracht?«, fragte Pritkin.
    »Vorübergehend, bis zur Klärung einiger Dinge. Es scheint ganz gut zu klappen. Orion hat begonnen, auf den Läufer zu pinkeln, aber das könnte auch an seinem Alter liegen.«
    »Sie haben einen Teufelshund?« Ich setzte mich wieder, rückte meinen Stuhl aber etwas weiter weg. Der Hund kaute weiterhin unbekümmert auf seinem Knochen.
    »Einen Dämonenhund«, korrigierte Marsden. »Kriegsmagiern ist es gestattet, gewisse körperlose Dämonen als Diener zu halten. Sind sehr nützlich im Kampf, wenn man sie erst mal eingefangen hat, was manchmal nicht ganz einfach ist. Armer Parsons«, fügte er hinzu, und Pritkin verzog das Gesicht.
    »Wer ist Parsons?«, fragte ich, obwohl ich ahnte, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
    »Wer war Parsons. Er wollte einen Dämon fangen, aber er hatte gerade erst die Ausbildung hinter sich. Ich riet ihm, zunächst Erfahrurigen zu sammeln und sich zurechtzufinden, aber davon wollte er nichts wissen. Alle führenden Magier hatten Golems – damals galten sie gewissermaßen als Statussymbol –, und er wollte nicht eher ruhen, bis er ebenfalls einen hatte.«
    »Bekam er einen?«
    Marsden seufzte. »Nun… eigentlich nicht. Wissen Sie, wenn man einen Dämon ruft, gibt es mehrere Möglichkeiten…«
    »Er fing den Dämon nicht ein«, sagte Pritkin rau. »Es war genau umgekehrt.«
    Wir sahen uns an, ernst und verstehend. Ich wusste nicht, wie viel von dem Dämonenangriff er durch meine Augen gesehen hatte, aber es schien genug gewesen zu sein. Oder vielleicht erinnerte er sich an ähnliche Szenen. Und ich dachte, Schlimmes beobachtet zu haben. Mir fiel die Vorstellung schwer, wie man die ganze Zeit über mit einem solchen Doppeltsehen leben konnte.
    Marsden wirkte recht nachdenklich. »Ich frage mich, ob Parsons’ Verschwinden etwas damit zu tun hat, dass die Golem-Haltung aus der Mode kam. Bei den jüngeren Magiern sieht man nicht mehr viele,

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