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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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jüngster Zeit hatte ich das eine oder andere über meine Mutter herausgefunden, doch das Wissen über meinen Vater beschränkte sich darauf, dass er einst Tonys »Lieblingsmensch« gewesen war.
    Dass ich so wenig wusste, lag nicht etwa an halbherzigen Versuchen, mehr herauszufinden. Ich hatte alle möglichen Leute gefragt, doch kaum jemand war in der Lage gewesen, mir weiterzuhelfen: Entweder wussten die Leute nichts, oder sie hatten von Tony den Befehl bekommen, mir nichts zu verraten. Da die meisten von ihnen seine Vampire waren, mussten sie diese Anweisungen befolgen. Ich fragte mich, wie sehr sie versucht hatten, mir zu helfen. Vielleicht gab es Dinge, von denen selbst die Vampire, die mir freundlich gesinnt waren, nichts erzählen wollten.
    Unsere Quelle im Kreis bestätigt, dass Roger Palmer in Wirklichkeit Ragnar Palmer war, der berüchtigte Nekromant, von dem man lange Zeit glaubte, dass er zur herrschenden Elite des Schwarzen Kreises gehörte. Sein plötzliches Verschwinden vor dreißig Jahren wird auf Machtkämpfe in der dunklen Hierarchie zurückgeführt – vielleicht versuchte Palmer damals, ganz allein die Kontrolle zu übernehmen. Offenbar starb Palmer nicht, wie zunächst vermutet, sondern tauchte unter, änderte seinen Namen, trat in die Dienste eines anderen dunklen Geschöpfs und wartete darauf, dass seine Pläne Früchte trugen. Betrafen sie vielleicht auch den Aufstieg seiner Tochter zur Pythia?
    Auf die Frage, welche Maßnahmen der Kreis zu ergreifen gedenke, um zu verhindern, dass eine so ungeeignete und gefährliche Kandidatin den Thron der Pythia besteigt, antwortete unsere Quelle nur, man sei noch damit beschäftigt, alle Möglichkeiten zu prüfen. Unterdessen ist eine hohe Belohnung für Informationen über den Aufenthaltsort von Cassandra Palmer ausgesetzt. Wer sie sieht, wird hiermit aufgefordert, sich unverzüglich mit dem Kreis in Verbindung zu setzen. Namen können vertraulich behandelt werden.
    Ich warf die Zeitung voller Abscheu auf den Tisch. Blick in die Kristallkugel war nicht gerade für seine Tatsachenberichte bekannt, aber das überspannte den Bogen. Die Magier in Tonys Diensten gehörten nicht zum Schwarzen Kreis. Die meisten von ihnen schafften es gerade, einfache Schutz- oder Glamourzauber zu kreieren. Der Schwarze Kreis hingegen war die Elite der magischen Unterwelt. Seine Mitglieder hatten Besseres zu tun, als den Vampiren irgendwelche Dienste zu leisten.
    »Wenn es ihnen schon darum geht, Gerüchte in die Welt zu setzen, könnten sie sich wenigstens anständige einfallen lassen«, sagte ich verärgert.
    »Keine Ahnung davon gehabt?« Mein Blick galt Marsden, aber die Worte stammten nicht von ihm. Ich sah Pritkin an und guckte zweimal hin. Es war noch immer seltsam, sein Mienenspiel in meinem Gesicht zu sehen, und in diesem besonderen Fall zeigte sich die Wahrheit mit unübersehbarer Deutlichkeit.
    »Ah, Sie meinen Blick in die Kristallkugel. Das Schmierblatt sorgt immer wieder für Unruhe«, sagte Marsden, während ich Pritkin anstarrte. »Ich hab’s wegen des Kreuzworträtsels. Ausgezeichnete doppelte Akrostichen.«
    Ich sah die Erkenntnis in Pritkins Augen – in meinen Augen –, als er begriff: Er hatte geschafft, wozu die Zeitung auch mit einem längeren und detaillierteren Artikel nicht imstande gewesen wäre. Mit einem einzigen Blick hatte er meine ganze Welt erschüttert. Er brachte seinen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle, doch es war bereits zu spät. Verglichen mit den mir bekannten Vampiren war er ein erbärmlicher Lügner.
    »Du hast mir einmal gesagt, in meiner Abstammung gäbe es einen Makel«, sagte ich, und meine Stimme klang dabei hölzern, selbst für mich. »Aber ich dachte, damit meinst du meine Mutter.«
    »Ja, Ihre Mutter«, sagte Marsden. »Bezaubernde Dame. Sie erinnern mich an sie.«
    Ich starrte ihn an, als er in aller Seelenruhe Marmelade auf eine Scheibe Toast strich. »Sie kannten sie?«
    »Natürlich. Sie befand sich immer am Hof der Pythia, wenn ich Grund für einen Besuch hatte.«
    »Und mein Vater?« Das Wort hatte einen seltsamen Geschmack in meinem Mund. »Stimmt es?«
    »Hmm? Oh, ja. Wir hatten Grund zu der Annahme, dass er jahrelang zu den führenden Mitgliedern des Schwarzen Kreises zählte. Er gehörte gewissermaßen zum regierenden Rat.«
    »Das wissen wir nicht!«, wandte Pritkin ein. »Der Schwarze Kreis hängt sein Innenleben nicht an die große Glocke! Diese Geschichten wurden von Kriminellen erzählt, die sich einen

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