Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
mit einer gewissen müden Dumpfheit da und scherte mich gar nicht darum, worüber im Haus geredet wurde. Sonnenschein spielte oben mit einigen Wolken und schickte gelegentlich wässrige Strahlen herab. Mit der sengenden Hitze von Las Vegas hatte das ganz und gar nichts zu tun, aber es war recht nett. Ich bekam tröstendes Licht und ein bisschen Wärme am Hals.
    Nach einer Weile schloss ich die Augen, und der Sonnenschein vertrieb nach und nach meine Kopfschmerzen. Ich fühlte mich schläfrig und spielte mit dem Gedanken, ins Bett zurückzukehren. Einem Teil von mir gefiel die Idee nicht – jener Teil wollte aufbleiben, grübeln, sich Sorgen machen und über das ärgern, was er gerade erfahren hatte –, aber ein anderer Teil von mir hatte genug und wünschte sich, dass aus der Bank eine Hängematte wurde, denn ein Nickerchen in der Sonne klang plötzlich sehr verlockend.
    Der Tee war nicht übel. Ich hatte ihn noch nie mit Milch getrunken, aber dadurch wurde er cremiger und herzhafter. Ich nippte daran und beobachtete einen halb überwucherten Rosenstock, der von einer Kletterpflanze erstickt zu werden drohte. Die Kletterpflanze schien den tödlichen Zweikampf zu gewinnen, was mich nicht wunderte, denn ihr Stängel war dicker als mein Arm. Sie wirkte alt, fast urzeitlich, nicht wie etwas, das in einem ruhigen englischen Garten gedeihen sollte.
    Sie war über eine alte Sonnenuhr gewachsen, hatte sich ins zerbröckelnde Gestein gefressen, um den Sockel gewunden und den oberen Teil fast ganz umschlungen. »Ich zeige nur die glücklichen Stunden«, lautete die Aufschrift. Zumindest glaubte ich, dass die alten Bronzebuchstaben diese Worte bildeten. Selbst ohne die Blätter wäre die Botschaft schwer zu entziffern gewesen. Der langsame, stetige Druck der Ranke hatte die Tafel in der Mitte brechen lassen.
    Ich stand auf und beschloss, einen Spaziergang zu machen. Es erforderte einen großen Teil meiner Aufmerksamkeit, über den schmalen Pfad zu gehen und darauf zu achten, nicht auf den moosbedeckten Steinen auszurutschen. Überall gab es Pfützen, und die Luft roch nass und grün. Aber keine Regentropfen störten ihre ruhigen Oberflächen; das Unwetter schien beschlossen zu haben, sich für eine Weile zurückzuziehen.
    Pritkin fand mich, als ich mich auf halbem Wege ums Haus fragte, ob es sicher war, durch hüfthohes Gras zu waten, das mir den Weg versperrte. »Der Heilige Patrick schickte alle Schlangen fort, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Das war in Irland. Und ich bin nie ein großer Gärtner gewesen. Ich würde ausweichen.«
    Ich beschloss, seinen Rat zu beherzigen, und trat vorsichtig durch den einigermaßen gesund wirkenden Garten neben dem wuchernden Dschungel. Wo der Weg um die andere Seite des Hauses begann, traf ich mit Pritkin zusammen. »Was soll das heißen, du bist nie ein großer Gärtner gewesen?«
    »Ich glaube, heute spricht man in diesem Zusammenhang von einem ›schwarzen Daumen‹. Ich fürchte, ich lasse alles vor die Hunde gehen. Der größte Teil davon…« Er deutete auf miteinander wettstreitendes Gemüse. »… ist Jonas’ Werk.«
    »Einen Augenblick. Das ist dein Haus?«
    »Seit über einem Jahrhundert.«
    »Und was macht Marsden hier?«
    »Während seiner Amtszeit bekam er dieses Haus als Wohnsitz. Denk an euer Weißes Haus oder unsere Downing Street Number Ten. Doch nach der letzten Wahl musste er ausziehen. Und da er das Amt seit mehr als sechzig Jahren führte, hatte er kein anderes Domizil mehr.« Pritkin sah sich um, beobachtete die vornehmen Anzeichen des Verfalls und lächelte. »Er beschloss, in seinem Ruhestand das ländliche Leben zu genießen, und dies war einmal eine Farm. Ich habe ihm das Haus vor anderthalb Jahren vermietet, als ich mich in den Vereinigten Staaten niederließ.«
    Er legte eine kurze Pause ein, während wir uns einer Sitzbank näherten, die nicht von der Botanik angegriffen wurde. Sie hatte einen Kamin auf der einen Seite, ein kleines Beet mit Vergissmeinnicht auf der anderen und bot einen hübschen Blick auf den Fluss. Ein Schmetterling beschnupperte eine nahe Blume, und seine Fühler zitterten aufgeregt.
    »An deiner Stelle wäre ich nicht gegangen«, sagte ich. »Hier ist es schön.«
    Pritkin presste kurz die Lippen zusammen und entspannte sich dann wieder. »Ich denke daran, dieses Anwesen zu verkaufen. Für eine Person ist es viel zu groß. Und der Grund für den Erwerb existiert nicht mehr.«
    Zu den wenigen Dingen, die mir Pritkin über sich erzählt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher