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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Marsden ruhig.
    Einen Moment später stellte er einen Teller vor mir auf den Tisch, und er sah tatsächlich gut aus. Die Bratkartoffeln waren hübsch braun, und das Würstchen brutzelte noch. Ich langte zu.
    »Wie könnte ich helfen?«, fragte ich zwischen zwei Bissen.
    »Saunders lässt sich nur selten in der Öffentlichkeit blicken«, sagte Marsden, füllte einen weiteren Teller und kam zu uns. »Wenn das der Fall ist, lässt er sich so gut schützen, dass ich nicht an ihn herankomme. Aber Sie könnten sich ihm nähern.« Er hielt kurz inne und trank einen Schluck Kaffee. »Wegen des Krieges sind die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden, und Saunders’ Aufenthaltsort ist ein gut gehütetes Geheimnis.«
    Morgen nicht, dachte ich und stopfte Bratkartoffeln in mich hinein. Am kommenden Tag würde Saunders am Empfang der Konsuln teilnehmen und auf eine Gelegenheit warten, mir gegenüberzutreten. Ich konnte Marsden hereinschmuggeln. Die Frage lautete: Sollte ich das tun?
    Ich wusste, dass Mircea etwas plante, denn sonst wäre er nicht zu einem weiteren Treffen mit Saunders bereit gewesen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach plante Saunders ebenfalls etwas, und ich bezweifelte, ob mich in dieser Hinsicht eine angenehme Überraschung erwartete. Wenn mir am vergangenen Tag jemand gesagt hätte, dass ich einen Putsch gegen das Oberhaupt des Kreises vorbereiten würde, hätte ich laut gelacht. Jetzt lachte ich nicht.
    Aber ich war auch noch nicht bereit, an dem Putschversuch teilzunehmen. Das Problem bestand nicht darin, dass er verrückt war. Ein viel größeres Hindernis stellten meine Visionen dar. Sie hatten mich so verunsichert, dass ich zögerte, irgendetwas zu unternehmen – ich befürchtete, die falsche Entscheidung zu treffen. Ein neues Gefühl war das nicht.
    Den ganzen letzten Monat hatte ich mit Angst vor meinem neuen Amt verbracht, davon überzeugt, dass kein Mensch über eine solche Macht verfügen sollte. Sie war für einen Gott reserviert gewesen, und selbst er hatte sich beim Umgang damit nicht mit Ruhm bekleckert. Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass sich mir eine Schlinge aus Verantwortung um den Hals legte – eine falsche Entscheidung konnte die ganze Welt zerstören. Andererseits… Wenn ich untätig blieb, konnte trotzdem die Zerstörung der Welt drohen.
    Vielleicht lief es bei den Visionen darauf hinaus. Vielleicht wollten sie mir mitteilen, dass ich meine Macht genauso gut nicht haben könnte, wenn ich keinen Gebrauch von ihr machte. Und ohne eine Pythia waren wir nicht imstande, diesen Krieg zu gewinnen. Leider hatte unsere Seite das Pech, dass ich keine gute Pythia war. Einige Minuten lang konzentrierte ich mich aufs Essen und dachte daran, dass ich Billy eine Portion meiner Kraft schuldete und völlig erledigt sein würde, wenn ich mich vorher nicht stärkte. Alles war lecker, bis auf das Würstchen. Es überzog meine Zunge mit Fett und schien immer dicker zu werden, je länger ich kaute. Ich hätte das Zeug in die Serviette gespuckt, wenn der Koch nicht in der Nähe gewesen wäre.
    »Was ist das?«, fragte ich Marsden schließlich. »Ein Rezept meiner Mutter«, antwortete er geistesabwesend. »Black Pudding.«
    Ich stocherte mit der Gabel in den Resten auf meinem Teller. Nach Pudding sah das Zeug eigentlich nicht aus. Es handelte sich eindeutig um ein Würstchen, das recht dunkel war. »Was ist drin?«
    »Das Übliche«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Fett, Zwiebeln, Hafermehl und natürlich Schweineblut. Darum nennt man es auch ›Blutwurst‹.«
    Ich schluckte und bereute plötzlich, mich nicht auf eine Scheibe Toast beschränkt zu haben. Ich trank Tee, bis die Übelkeit von mir wich, betrachtete dann wieder mein Bild. Die Zeichnung war wirklich gut. Einige der Magier, gegen die ich im Verlauf des letzten Monats gekämpft hatte, schienen auf mein Aussehen geachtet zu haben. Wenigstens hatte ich es auf die Titelseite geschafft, dachte ich kummervoll und sah mir die zweite Seite an, wo der Artikel fortgesetzt wurde. Die erste Zeile schlug mich sofort in ihren Bann.
    Noch beunruhigender sind die Gerüchte über Palmers Vater.
    Pritkin sagte etwas, aber ich hörte ihn nicht. Ich war erstarrt und ganz auf das Wort »Vater« fixiert. Denn ich hatte meinen nie kennengelernt.
    Was ich Tony verdankte. Als ich vier gewesen war, hatte er den Tod meiner Eltern geplant, um meine Talente ganz für sich zu haben. Infolgedessen war ich aufgewachsen, ohne viel über sie zu erfahren. Erst in

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