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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Wucht der Kollision trieb mich erneut zum Rand der Linie, und diesmal schickte er mich nicht zurück. Die Energiebänder an der Peripherie waren zu sehr zerfranst, und es gab praktisch nichts mehr, an dem ich abprallen konnte.
    Elektrisches Blau ging in Schwarz über, als ich die Linie verließ. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Sterne, die mir unmöglich nah und hell erschienen, an einem indigoblauen Himmelsgewölbe. Und dann stürzte ich einem Boden entgegen, der sich Dutzende von Metern unter mir befand.
    Wie ein Stein fiel ich und landete mit einem heftigen Ruck. Trotz des Schutzzaubers schlug ich mit dem Kopf gegen etwas, das so hart wie Beton war, und stechender Schmerz zuckte mir durch die Rippen. Für zwei oder drei Sekunden war alles weiß, und es rauschte um mich herum. Ich lag einfach nur da, keuchte und versuchte, meine Lungen mit Luft zu füllen, aber sie verweigerten mir zunächst den Gehorsam. Schließlich gelang es mir, Atem zu schöpfen, und ich benutzte ihn, um zu stöhnen.
    Ich schauderte in sonderbaren Intervallen, die offenbar dem elektrischen Wogen in der Ley-Linie nachempfunden waren, und mein Magen teilte mir mit: Ja, man konnte selbst dann reisekrank sein, wenn man völlig unbewegt auf dem Boden lag. Es schien mir keine besonders gute Idee zu sein, die Augen zu öffnen, denn ich war nicht besonders daran interessiert, festzustellen, was die Magier sonst noch für mich geplant hatten. Aber noch schlimmer war es, gar nichts zu sehen.
    Wie gelähmt lag ich da und starrte zu dem blauen Riss empor, der sich über den Himmel zog und aus dem etwas kam, das nach Sonneneruptionen aussah. In alle Richtungen flackerten sie: Einige gleißten hoch am Himmel und versprühten Funken; andere trafen den Boden, brannten über Sand und ließen nahe Büsche in Flammen aufgehen.
    Allem Anschein nach hatten wir Vegas verlassen und befanden uns irgendwo in der Wüste. Aber das war die einzige gute Sache. Man sollte Ley-Linien eigentlich nicht sehen können – in unserer Welt existierten sie nicht, ebenso wenig in irgendeiner anderen. Sie waren metaphysische Grenzlinien, Pufferzonen zwischen den einzelnen Sphären. Ich fragte mich plötzlich, was geschehen mochte, wenn eine von ihnen riss und zwei Welten in direkten Kontakt miteinander kamen.
    Warum hielt ich das nicht für sehr wünschenswert?
    Böiger Wind erfasste mich und zerrte an meinem Haar, während mein Magen noch immer nicht zur Ruhe kam. Langsam kam ich auf die Knie, atmete nach Ozon riechende Luft und hielt nach Anzeichen dafür Ausschau, dass es Pritkin gelungen war, die Ley-Linie zu verlassen. Doch immer wieder verschwamm das Bild vor meinen Augen. Oder vielleicht lag es an dem seltsamen Wogen, das über den Sand strich und die Wüste mit etwas flutete, das mir wie Licht unter Wasser erschien. Alles schien sich zu bewegen, aber nirgends entdeckte ich eine Spur von meinem Partner.
    »Pritkin!«
    Ich brauchte nicht zu rufen – der Kommunikationszauber übertrug selbst ein Flüstern –, aber ich tat es trotzdem. Abgesehen vom Zischen und Fauchen des Winds hörte ich nichts, und über mir schien sich der Himmel zu winden und feuriges Blut zu vergießen. Ich starrte nach oben, bis mir die Augen tränten, und immer wieder rief ich den Namen, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Vielleicht war mit dem Kommunikationszauber etwas nicht in Ordnung, dachte ich verzweifelt. Vielleicht lag es nur daran. Oder das, was in der Ley-Linie geschah, erzeugte Interferenzen, die den Zauber blockierten. Das musste der Fall sein, denn Pritkin war praktisch unverwüstlich. Und weil ich es nicht ertragen hätte, wenn ihm etwas zugestoßen wäre.
    Meine altbewährte Philosophie, die vorsah, andere Leute auf Distanz zu halten, wurde in letzter Zeit auf eine harte Probe gestellt. Bei Mircea funktionierte sie nicht besonders gut, und Pritkin hatte alle Verteidigungslinien durchbrochen, noch bevor mir richtig klar geworden war, was eigentlich passierte. Ich wusste noch immer nicht genau, wie er es angestellt hatte.
    Er sah nicht besonders gut aus, hatte die Umgangsformen einer nassen Katze und die Geduld eines koffeinsüchtigen Kolibris.
    Immer wieder ließ er sich zu irgendwelchen verrückten Sachen hinreißen, und ja, gelegentlich rettete er mir das Leben, aber abgesehen davon war er eigentlich nur ein Ärgernis. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit hatte ich angenommen, dass es darum ging, Pritkin irgendwie zu ertragen. Doch dann plötzlich lächelte ich beim Anblick seines blöden

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