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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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mehr Kräuselungen im Energiestrom, wie bei Haien, die durch Wasser schwammen. Links erschien etwas Dunkles inmitten all der schimmernden Farben. Ganz bewusst richtete ich den Blick nicht direkt darauf, um Richardson keinen Hinweis zu geben. Er sah das Etwas nicht, im Gegensatz zu einem der Magier, die uns folgten. Ein Energieblitz – nicht blau, sondern rot – gleißte und zerstob an Pritkins Schild.
    »Nein!«, rief Richardson. »Nicht innerhalb der Linie!«
    Niemand hörte auf ihn. Zwei weitere Blitze fauchten an uns vorbei und verfehlten Pritkin nur knapp – er wich ihnen im letzten Moment aus. Was dazu führte, dass die beiden Zauber in dem See aus blauer Energie unter uns explodierten.
    Ich sah nicht, was sie anrichteten – wir flogen sehr schnell und ließen den betreffenden Bereich fast sofort hinter uns –, aber ich fühlte es. Die Ley-Linie erbebte und zitterte um uns herum. Energiebänder, die eben noch gerade und mehr oder weniger stabil gewesen waren, wölbten sich uns plötzlich in den Weg. Das ohnehin schon gefährliche Fließen der Linie verwandelte sich in einen reißenden Strom, und wir wurden hin und her geschleudert wie Staubkörner in einem Orkan. Blitze prallten funkensprühend am Schild des Magiers ab, als wir in den wilden Strömungen aus Energie trudelten und rollten.
    Ich bekam kurz Pritkin zu sehen und beobachtete, wie er fast von einem Turm aus blauen Flammen verbrannt worden wäre. Im letzten Augenblick duckte er sich unter einen feurigen Bogen so groß wie ein Haus, und der Turm raste an ihm vorbei. Wir hatten nicht so viel Glück. Richardson wich flackernder Glut aus, die plötzlich vor uns leuchtete, und eine Sekunde später stießen wir gegen eine andere solche Erscheinung – der Aufprall war so heftig, dass ich ihn bis in die Knochen spürte.
    Goldene Streifen und seltsame strudelartige Gebilde umwogten uns. Für einen Moment sah ich nur Flammen, die überall loderten und sich wie Säure durch unseren Schild fraßen, und dann riss uns der Magier mit einer kraftvollen Geste frei. Die Strömung warf uns zur Seite der Linie, und dort trafen wir auf ein dickes Energieband, das uns erneut zurückstieß, einem großen Riss entgegen.
    Er ragte durch die halbe Ley-Linie: eine gewaltige Säule aus zornigem blauen Feuer. Eine Flutwelle aus prickelnder Energie spülte über mich hinweg, als wir die Außenhaut der Säule durchstießen, und dann wurde es so hell um uns herum, dass ich nichts anderes mehr sah. Blauweißes Licht füllte mein ganzes Blickfeld aus und brannte sich mir ins Gehirn, überwältigend und unerträglich.
    Langsam passten sich meine Augen an, und ich sah das Innere der Flammensäule. Überall pulsierte Energie in blauweißen Strömen, die alle paar Sekunden ganze Brocken aus Richardsons Schild lösten. Die uns schützende Blase konnte nicht mehr lange bestehen bleiben, und wenn sie aufbrach, waren wir geliefert.
    Ähnliche Gedanken mussten auch dem Magier durch den Kopf gegangen sein, denn er klaubte meine Arme von seiner Taille. »Ich bedauere, dass es kein Gerichtsverfahren geben wird«, sagte er, als ich mich zur Wehr zu setzen versuchte. »Ich hatte mich schon darauf gefreut, zu hören, wie Sie um Ihr Leben betteln.«
    Ich krallte die Finger in seinen Anzug, aber er löste sie daraus und hielt mich an den Handgelenken. »Bitte! Tun Sie das nicht’«, schrie ich, den Blick meiner weit aufgerissenen Augen auf das Feuer außerhalb des Schilds gerichtet.
    »Ich schätze, das muss genügen«, sagte Richardson. Und dann gab er mir einen Stoß, der mich direkt in die Flammen schleuderte.
    Der Schrei blieb mir in der Kehle stecken, als die Realität von mir wich und ich in Schmerz badete, der mir alles nahm: meinen Körper, meine Gedanken, sogar meinen Namen. Ich versuchte, durch die Panik zu atmen, die mich zu ersticken drohte, aber ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch Lungen hatte. Ich tastete um mich, verzweifelt bemüht, etwas zu fühlen oder zu tun, aber wenn ich noch Hände hatte, so berührten sie nichts. Für einen langen Moment glaubte ich tatsächlich, tot zu sein.
    Und dann war es vorbei.
    Der Schmerz verschwand von einer Sekunde auf die andere und ließ mich zitternd und sehr, sehr verwirrt zurück. Ich schnappte nach Luft, die falsch roch, scharf und bitter. Aber wenigstens konnte ich atmen. Mir drehte sich der Kopf, ich hatte einen Tatterich wie jemand auf Entzug, und mein Herz schlug so heftig, dass ich es bis in die Fingerspitzen fühlte. Doch es

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