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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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stammten, dann Schwarzweiß-Aufnahmen, die kühnen Farbbilder der sechziger Jahre und schließlich moderne Fotos. Bis auf einige oberflächliche Details sah die Frau immer gleich aus. Sie war eine Vampirin, zeitlos und ewig schön.
    So wie Mircea.
    Mit zitternden Händen ließ ich das Album sinken und rang um meine Fassung. Ich war einfach nur emotional aus dem Gleichgewicht geraten, sagte ich mir. Deshalb verspürte ich den Wunsch, dieser Frau die hübschen dunklen Augen auszukratzen.
    Was meinem Wesen so sehr widersprach, dass ich es mit der Angst zu tun bekam. Ich wurde nicht besitzergreifend in Hinsicht auf Personen, bei wem auch immer. So was war mir fremd. Und Mircea und ich hatten keine exklusive Vereinbarung getroffen; es gab überhaupt keine Vereinbarung zwischen uns. Er konnte sich treffen, mit wem er wollte. Aber aus irgendeinem Grund war es mir nie in den Sinn gekommen, dass er sich tatsächlich mit anderen Frauen traf – und dass es vielleicht nicht nur bei einem Treffen blieb –, neben denen ich aussah wie eine von Aschenputtels hässlichen Stiefschwestern.
    Auskratzen. Mit den Daumen. »Hast du was gefunden?«
    Ich drehte mich um und sah Pritkin durch die Tür kommen. Er schaute sich kurz um. Vielleicht wusste er nicht, wessen Zimmer das war, oder vielleicht kümmerte es ihn nicht. Für ihn war Mircea nur ein Vampir wie jeder andere, und er hatte nie viel von ihnen gehalten.
    »Nein. Nichts.« Ich versuchte nicht, das Fotoalbum zu verstecken, und deshalb strich sein Blick gleichgültig darüber hinweg. »Bei uns genauso.«
    »Fühlt sich wie eine Geisterstadt an«, murmelte Caleb und kam zu uns. Ich teilte seine Meinung nicht. Geister waren lebendiger als das.
    »Die Leute müssen entkommen sein«, sagte Pritkin. »Typisch für Vampire, dass sie selbst in einer angeblich uneinnehmbaren Festung einen Fluchtweg hatten.«
    »Ich bezweifle, ob sie lange genug blieben, um den anderen zu helfen«, fügte Caleb hinzu und sah mich an. Ich widersprach nicht; vermutlich hatte er recht. »Vielleicht gibt es weiter oben Überlebende. Gehen wir.«
    Wir befanden uns im Foyer und waren unterwegs zur Haupttreppe, als die Kristalle der Kronleuchter an der Decke zu klirren begannen. Eine blauweiße Vase, von der ich hoffte, dass sie nicht aus der Ming-Dynastie stammte, tanzte über den zentralen Tisch, fiel und zerbrach auf dem Boden. Der Boden unter mir stöhnte und zitterte für einen langen Moment, und ich musste mich an der Wand abstützen, um das Gleichgewicht zu wahren.
    »Ein Erdbeben?«, fragte ich ungläubig. »Was kommt als Nächstes? Ein Tsunami?«
    »Wahrscheinlich sind es die oberen Etagen, die sich setzen«, sagte Pritkin, aber es klang nicht sonderlich überzeugt. »Wir sollten uns beeilen.«
    Wir erreichten den nächsten Flur, und Caleb hielt auf eine Tür zu, die sich neben einer Treppe befand – die Stufen waren in den Fels gehauen und führten nach oben.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte ich.
    Er verharrte mit der Hand am Knauf »Warum nicht?« Er musterte mich argwöhnisch und vermutete vielleicht, dass ich den Vampiren dabei half, irgendein scheußliches Geheimnis zu hüten.
    Als ob sie dabei meine Hilfe brauchten.
    »Das ist Marlowes Apartment.« Kit Marlowe, einst Dramatiker, war der Chefspion der Konsulin, und bei der Paranoia-Olympiade hatte er die Goldmedaille sicher. Ich war bereit zu wetten: Selbst in einer magischen Festung und von starken Schutzzaubern umgeben hatte er bestimmt nicht darauf verzichtet, seine Unterkunft zusätzlich abzusichern. Und vermutlich mit etwas Tödlichem, wie ich ihn kannte.
    Caleb nahm unter dem Vorwand die Hand vom Knauf, sein Revers zurechtzurücken. Und er streckte sie nicht noch einmal danach aus. Ich schätze, er war mit mir einer Meinung.
    In der nächsten Etage funktionierte das Notlicht noch, und sein rotes Glühen fiel auf altes Felsgestein. Der Korridor am Ende der Treppe wandte sich mehrmals nach rechts und links und führte an Zimmern mit seltsamen Gerätschaften vorbei. Kabel lagen dort auf dem Boden, und in Wandregalen standen Gläser, die schleimige Dinge enthielten. Überall lagen umgekippte Käfige, und die Leuchtstofflampen an der Decke flackerten wie irre.
    »Wenn Sigourney Weaver auftaucht, bin ich weg von hier«, murmelte ich, und Caleb überraschte mich mit einem kurzen Lachen.
    »Wir haben das Allen bereits getötet«, erinnerte er mich. »Bist du da sicher?«, fragte Pritkin.
    Er stand weiter vorn, dort, wo der Korridor eine weitere

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