Unwiderstehlich untot
lügen!«
»Ja, klar, ich lüge gern, wenn mir ein ganzer Berg auf den Kopf zu fallen droht!« , schnarrte ich verärgert. »Vor allem lüge ich dann gern bei Dingen, die überhaupt nicht wichtig sind!«
»Und ob das wichtig ist! Wenn Sie die Wahrheit sagen, habe ich hier mehr als sechs Monate verbracht!«
»Und Sie werden hier sterben, wenn Sie nicht Ihren verdammten Magierarsch bewegen«, sagte die Rothaarige. Der Boden unter unseren Füßen bebte jetzt fast ständig, und die Situation verschlechterte sich mit jeder verstreichenden Sekunde. Das schien den Mann mehr zu überzeugen als die Worte, und er kam auf die Beine.
Der ältere, kahl werdende Bursche stand inzwischen, sah aber wie der wandelnde Tod aus, das Gesicht aschfahl und schlaff. Doch er wankte zu einer Zelle und macht sich dort an die Arbeit. Und die Asiatin hatte bereits begonnen, der Rothaarigen zu helfen.
»Wenn der Weg blockiert ist, wie sind Sie dann hierher gekommen?«, fragte der Kriegsmagier und nahm sich eine nahe Zelle vor. »Ich bin die Pythia.«
Er blinzelte, betrachtete meine zerrissenen Klamotten, die voller Schmutz steckten, und das wirre Haar. »Was ist mit Lady Phemonoe passiert?«
»Was gleich auch mit uns geschehen könnte! Ohne das Zermalmen. Spielt es eine Rolle?«
»Nein, nein«, erwiderte der Magier verwirrt. »Ich bitte um Entschuldigung, Lady. Ich wusste nicht, wer Sie sind. Peter Tremaine, zu Ihren Diensten.« Und er verbeugte sich sogar.
Ich starrte ihn an. Ein höflicher Kriegsmagier. Das Ende der Welt war tatsächlich nahe.
Und dann kam Pritkin um die Ecke gelaufen, gefolgt von sechs angeschlagenen Leuten. Er sah zu den Zellen, aus denen die Gefangenen noch befreit werden mussten. »Ihr seid noch nicht fertig?«, fragte er scharf.
Die Welt wurde wieder normal.
»Commander!« Tremaine versuchte, Haltung anzunehmen, und das gelang ihm erstaunlich gut, obwohl er noch immer ein wenig schwankte. »Wir kommen zügig mit der Befreiung voran, Sir!«
Ich richtete einen verblüfften Blick auf ihn und sah dann Pritkin an. »Commander?«
»Später. Holt die restlichen Gefangenen aus den Zellen!«
»Wir sind in ein paar Minuten fertig«, sagte ich. Die Hälfte der Befreiten war inzwischen einigermaßen klar bei Verstand und arbeitete an den Zellen.
»Das sind ein paar Minuten zu viel!«
»Finde eine Möglichkeit, wie wir von hier verschwinden können, und überlass die Gefangenen mir!«, stieß ich verärgert hervor.
»Die Gefangenen sind die Möglichkeit, von hier zu verschwinden.« Pritkin sah kurz zur Decke hoch, an der nur noch wenige der hin und her baumelnden Lampen brannten, senkte den Blick dann zum Boden. »Die oberen Stockwerke sind hinüber; wir müssen nach unten. Und um das zu bewerkstelligen, brauche ich starke Anwender der Magie.«
»Und was willst du mit ihnen machen?«
»Wir brechen den Boden auf Die äußeren Schutzzauber funktionieren nicht mehr, und das bedeutet: Nur etwa eine Tonne Felsgestein trennt uns von der nächsten Etage.«
»Und so viel Gestein kannst du in den nächsten Minuten bewegen?«
»Ich kann’s in einigen Sekunden bewegen, wenn ich genug Leute habe.«
»Zeig mir, wen du brauchst.« Wir schritten durch den Korridor, blieben an jeder Zelle stehen, und Pritkin murmelte dies oder das über die betreffenden Häftlinge. Ich schloss aus seinen Bemerkungen, dass die meisten Leute, die ich befreite, nicht zu Tremaines Kategorie gehörten. Es ging Pritkin um Kraft, nicht um Politik oder moralische Integrität, und ich hoffte nur, dass er mit all diesen Leuten fertig werden konnte.
»Das sollte genügen«, sagte er schließlich, als ich den letzten Gefangenen aus seiner Zelle holte. Die drei Worte erleichterten mich, ersparten sie mir doch den Hinweis, dass ich nicht mehr springen konnte. Es fiel mir schwer genug, mich auf den Beinen zu halten. Zum Glück hatte Pritkin andere Sorgen. »Wir können nicht den Boden aufreißen und euch gleichzeitig abschirmen«, sagte er.
»Bringen Sie alle hinter die Ecke des Korridors«, wies ich Tremaine an, der meiner Aufforderung sofort nachkam. Meine Güte, daran konnte ich mich gewöhnen.
Kurze Zeit später waren wir für den Versuch bereit. Ich kauerte hinter der Ecke, zusammen mit den meisten Gefangenen, während Pritkins Leute am Ende des ersten Korridors Aufstellung bezogen. Ich erwartete eine Art Countdown oder eine Vorwarnung, aber ich hatte mich gerade hinter die Ecke geduckt, als eine große Explosion den Boden unter unseren Füßen
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