Unwiderstehlich untot
antwortete nicht. Glaubte ich jedenfalls. Wenn er doch Antwort gab, dann hörte ich nichts davon, weil Tremaine mich bereits durch die Menge zog, in der einen Hand die Waffe. Niemand stellte sich uns in den Weg.
»Ich gehe nicht!«, stieß ich hervor, als wir das Loch im Boden erreichten. Mit den roten, zackigen Felsen neben dem hellen Beton wirkte es wie ein hungriges Maul.
»Der Commander hat gesagt…«
»Es ist mir schnuppe, was der Commander gesagt hat!«, erwiderte ich wütend. »Ich bin die Pythia. Und Sie haben geschworen, mir zu dienen, nicht wahr?«
Tremaine schnitt eine Grimasse. Kriegsmagier mussten schwören, der regierenden Pythia zu gehorchen. Was in meinem Fall nicht viel bedeutete, da der Kreis mich nicht anerkannte. Aber davon wusste Tremaine nichts. Er nahm mich beiseite und bedeutete den Leuten weiter hinten, an uns vorbeizugehen. Das Maul im Boden verschlang drei weitere Gefangene, als mir der Magier sein Handgelenk zeigte.
»Die Zeit«, zischte er mir zu. Ich blinzelte und sah auf die Uhr. Uns blieben noch vierzehn Minuten, bis die Schutzzauber endgültig versagten.
Ich sah zu den restlichen Gefangenen zurück und rechnete schnell. »Wir können es schaffen. Die Zeit sollte genügen.«
»Wir können es schaffen, diese Etage zu verlassen, ja. Aber dann sind wir noch nicht in Sicherheit.« Tremaines Gesicht blieb ausdruckslos; vermutlich wollte er vermeiden, dass es die Leute erneut mit der Angst zu tun bekamen. Doch in seinen Augen lag Sorge. »Nicht alle werden es schaffen.«
»Aber… Pritkin…«
»Der Commander bleibt zurück, um die Menge unter Kontrolle zu halten. Sonst käme niemand davon.«
Ich drehte den Kopf und begegnete Pritkins Blick. Er beobachtete mich, und in seinem Gesicht sah ich etwas Vertrautes. Es bedeutete, dass er zwei Sekunden davor war, zu uns zu kommen, mich zu packen und kopfüber durchs Loch zu werfen.
»Also gut, gehen wir.« Ich gab Tremaine keine Gelegenheit, etwas zu erwidern, drehte mich um und wartete, bis die Leute, die gerade ins Loch geklettert waren, nach unten verschwanden. Dann folgte ich ihnen.
Der hastig konstruierte Tunnel führte etwa zweieinhalb Meter senkrecht in die Tiefe, aber das gebrochene Felsgestein der Wände bot Händen und Füßen ausreichend Halt. Ich schaffte es bis zum schmalen Sims am Ende des ersten Tunnels, ohne mir die Hände an den scharfkantigen Vorsprüngen allzu sehr aufzureißen, und von dort aus sah ich einen zweiten Tunnel, der in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad schräg in die Tiefe führte. Ich vermutete, dass sich an dieser Stelle der zweite Zauber ausgewirkt hatte.
Ich musste erneut warten, bis die Kletterer vor mir den Weg freigaben, und folgte ihnen dann ein weiteres Mal. Als ich mich erst seit wenigen Sekunden im zweiten Tunnel befand, erschien vor mir Calebs Gesicht in der Dunkelheit. »Wurde auch Zeit«, knurrte er. Ich kletterte zu ihm und ergriff seine Hand.
Er zog mich hoch, aber ein Stein gab unter mir nach, und ich stolperte gegen einen runden grünen Kotflügel. Caleb half mir wieder auf die Beine, und ich trat rasch zur Seite, damit er der nächsten Person aus dem Tunnel helfen konnte. Die sich als Tremaine erwies – er stellte sich neben mir an der Wand auf. Für einen Moment sahen wir staunend in einen Korridor voller Autos.
Und es waren nicht irgendwelche Autos. Die Namen der meisten von ihnen kannte ich nicht, aber einige Bentleys und silberne Rolls-Royce funkelten nicht weit entfernt im Notlicht. Leder, Chromglanz und an Kundenwünsche angepasste Lacke standen in einer langen Reihe vor uns.
»Was ist das?«, fragte ich Tremaine.
»Unser Weg nach draußen«, sagte Caleb über die Schulter hinweg. »Die Konsulin hat uns großzügigerweise ihre OldtimerSammlung gestiftet, als ich sie darauf hinwies, dass sie nur gerettet werden kann, wenn die Verurteilten die Wagen fahren.«
»Aber ich dachte, MAGIES Garage befände sich an der Oberfläche«, sagte ich und erinnerte mich deutlich daran, dort einmal einen Wagen gestohlen zu haben.
»Ja, für die stinknormalen Porsche, Jaguar und Ferrari«, erwiderte Caleb ironisch. »Für den Schrott, der den Bediensteten zur Verfügung steht. Für Ihre Hoheit ist das natürlich nicht gut genug.«
»Zum Glück für uns«, murmelte Tremaine. Er sah mich an. »Sie brauchen einen Platz in einem der Wagen.«
»Der Vampir Raffael hält einen in dem schwarzen Bentley für sie frei«, sagte Caleb. »Beeilt euch. Die Fahrt geht gleich los.« Und
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