Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Kleider auszogen, bis sie nackt vor ihnen stand. Sie reckte ihr Kinn, starrte stur geradeaus und weigerte sich, Furcht oder Scham zu zeigen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als bei dieser Scharade ihre Rolle zu spielen, wenn sie keinen Verdacht erregen wollte.
Eine der Frauen entfernte den dünnen Goldreif von ihrer Stirn und fuhr ihr mit einer perlmuttverzierten Bürste mit langsamen Strichen durchs Haar, während die andere angewärmtes Sandelholzöl über ihre Haut rinnen ließ und es ihr dann in die angespannten Muskeln massierte. Ihre Berührung war freundlich, aber unpersönlich, als bereiteten sie ein Opfer für den Altar eines heidnischen Gottes vor.
Clarinda versuchte, nicht zurückzuzucken, als eine der beiden einen tönernen Krug holte und ihre Brustwarzen mit roter Farbe bestrich. Es war ihr bis zu diesem Augenblick gar nicht in den Sinn gekommen, dass das Rouge, das Yasmin so großzügig verwendete, aus einem grob gemahlenen Pflanzenstoff hergestellt wurde. Clarindas Brustspitzen prickelten und verhärteten sich unter der Wirkung, das Gefühl war befremdlich, aber nicht wirklich unangenehm.
Sie musste die Augen schließen, als eine der Frauen sich vor sie kniete und ihr mit einem silbernen Kamm durch die Haare im Schritt fuhr. Sie schlug sie wieder auf und sah, wie die Frau den Kamm in eine Flasche mit Öl eintauschte. Die alte Frau goss etwas von dem Öl in ihre faltige Hand und verrieb es dann auf ihren Fingern.
Als sie die Hand ausstreckte, um mit der Hand zwischen Clarindas Schenkel zu fahren, fasste Clarinda sie am Handgelenk.
»Nein«, sagte sie fest. Manche Entwürdigungen würde sie nicht hinnehmen, gleichgültig um welchen Preis.
Das zerfurchte Gesicht der Frau zeigte Sorge. »Wir haben gehört, die Engländer können sehr grob mit ihren Aufmerksamkeiten sein. Das Öl wird es für dich leichter machen.«
Ihre Gefährtin hielt ihr den Rougetopf hin. »Und das hier wird ihm zeigen, wo genau er dich berühren muss, damit es für dich am angenehmsten ist.«
Clarinda durchlief ein Schauer, während sie sich an das Brennen der Paste auf ihrer empfindlichen Haut erinnerte. Als sie in die hoffnungsvollen Augen der Frauen blickte, musste sie den absurden Drang bekämpfen, in Gelächter auszubrechen. Sie bezweifelte ernsthaft, dass ein Mann mit Ashs Erfahrung Hinweise benötigte, um sich auf dem Körper einer Frau zurechtzufinden. Wenn die Hälfte von dem stimmte, was die Skandalblättchen behaupteten, konnte er diesen Frauen hier noch etwas beibringen.
Als sie weiter den Kopf schüttelte und die öligen Hände entschieden wegschob, seufzten die beiden und schnalzten missbilligend mit der Zunge. Schließlich widmeten sie sich dem nächsten Schritt und kleideten Clarinda in ein Hemd, das so durchscheinend war, dass das Fähnchen, das Yasmin gewöhnlich trug, wenn sie im Harem herumlief, dagegen wie ein Gewand wirkte, das Miss Throckmorton für eine Beerdigung als angemessen betrachtet hätte.
Clarindas Gefasstheit geriet erst ins Wanken, als die Frauen je eine ihrer eiskalten Hände nahmen und sie zu dem Möbelstück brachten, das den Raum beherrschte. Der üppig gepolsterte Schlafdiwan mit den seidenen Laken und den unzähligen Kissen und Polstern in allen möglichen Farben und Formen war so dekadent und üppig, dass er einzig einem Zweck dienen konnte.
Und dieser Zweck war nicht schlafen.
Clarinda zögerte, und ihre Knie wurden weich. Als sie sich vorstellte, was alle erwarteten, das auf diesem Sofa stattfinden sollte. Sie durfte nicht vergessen, dass alles nur Schau war, der erste Akt in Ashs gewagtem Plan, sie zu retten.
Oder nicht?
Bevor Solomon sie aus dem Saal gebracht hatte, kam Ashs Gesicht ihr wie das eines Fremden vor, seine Züge wirkten so erbarmungslos, dass sie ihn kaum wiedererkannte. Wie gut kannte sie eigentlich den Mann, der er geworden war? Was, wenn er sich in all den Jahren mehr verändert hatte, als sie annahm? Er und sein Bruder waren schon lange entzweit. Wie sehr hasste er Maximillian? Oder gar sie?
Wenn er auch nur die leiseste Absicht hatte, die Situation auszunutzen, in der sie sich nun wiederfanden, dann könnte ihn niemand aufhalten. Hier an diesem Ort, an dem Frauen nur zu dem Zweck lebten, die Bedürfnisse und den Hunger von Männern zu befriedigen, war sie so sehr seiner Gnade ausgeliefert wie vorher Farouks.
Ein Schauer erfasste sie, eine Mischung aus Angst und Sehnsucht.
Die Frauen zogen an ihr, sodass sie einen Schritt nach vorn machte, sich umdrehte
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