Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux

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sich Jackie zurückhaltend, wenn sie einen Passagier an Bord hatte. Doch heute wollte sie William ja dazu bringen, daß er seine Partnerschaft mit ihr aufkündigte. Und vielleicht wollte sie auch ein bißchen angeben.
    Als erstes schaffte sie ein sauberes Cockpit. Besonders wagemutige Flieger prahlten gern damit, daß ihr Cockpit immer blitzsauber war. Das Rezept war einfach: Man stellte die Kiste auf den Kopf und wackelte ein wenig mit den Tragflächen. Ein Kinderspiel. Natürlich mußte man sich vorher vergewissern, daß der Sitzgurt festgeschnallt war. Es hatte schon Leute gegeben, die aus der Maschine gefallen waren.
    Jackie stellte die Maschine auf den Kopf und wackelte mit den Tragflächen. Und dann dasselbe noch einmal. Schnell ging sie in den Normalflug über und ebenso schnell in den Rückenflug. Ihr Cockpit sollte blitzsauber werden. Schmutzpartikel, Staubkörnchen und Kaugummipapier flogen an ihrem Kopf vorbei. Vor ihr umklammerten Williams kräftige Hände beide Cockpitränder.
    Jackie hatte früher mit Kunstflugvorführungen in ländlichen Orten ihren Lebensunterhalt verdient und sich bei den hingerissenen Zuschauern einen Namen gemacht. Je tollkühner sie flog, um so mehr Geld verdiente sie — und sie verdiente gut.
    Als nächstes kamen die sogenannten Rollen. Dabei rotierte die Maschine über die Tragflächen um die Längsachse. Mal linksrum, mal rechtsrum. Immer abwechselnd. Gleich danach ließ sie einen Looping folgen. Dabei schraubte sich die Kiste sekundenlang senkrecht in die Luft. Und als Krönung schließlich ihre eigene Erfindung, die später als Rollenlooping bezeichnet wurde. Eine schwindelerregende Figur: Looping und Rolle gleichzeitig.
    Nach den Rollenloopings stellte sie den Motor ab. Plötzlich wurde die Welt unnatürlich still, bis sie den Motor wieder anwarf.
    Als Charley ihr das Fliegen beigebracht hatte, legte er größten Wert darauf, daß sie lernte, mit jeder Notlage fertig zu werden. Er ließ sie von Stränden und Straßen, von Footballstadien und Pferderennbahnen aus starten. Sie mußte mit einer hochgestellten Tragfläche fliegen und im Rückenflug, bei Gegenwind, bei Rückenwind und bei Flaute. Er zeigte ihr, wie man Feuer an Bord bekämpft und wie man sich verhält, wenn die Tragflächen vereisen. Und wie man sich orientieren kann, wenn dichter Nebel die Sicht auf den Boden versperrt. Sie hatte gelernt, in solchem Fall mit den Auspuffgasen ein Loch in den Nebel zu brennen. Er hatte sie gelehrt, auf dem Wasser zu landen, und ihr beigebracht, was sie zu tun hatte, wenn sie aufs Meer hinausgetrieben wurde.
    Und jetzt beschloß sie, William fast alles vorzuführen, was sie gelernt hatte. Sie raste zentimeterdicht zwischen hohen Bäumen hindurch. Eine falsche Berechnung, und eine Tragfläche würde abgerissen werden. Sobald sie zwischen den Bäumen war, machte sie zwei Rollen, wobei sich die Maschine jeweils 360 Grad um die Längsachse drehte. Danach hatte sie gerade noch Zeit, die Kiste über eine Bergkuppe zu ziehen.
    In der ersten Woche, als sie mit Charley davongelaufen war, hatte er sie kaum aus dem Flugzeug gelassen. Dann sagte er zu ihr: »Kindchen, du mußt einen Kreiselkompaß im Kopf haben. Ob du mit dem Kopf nach unten oder nach hinten fliegst, ist für dich gleich. Du weißt immer, wo du bist.« Jetzt flog Jackie eine Zeitlang mit dem Kopf nach unten zwischen den Bäumen durch.
    Allmählich ging der Sprit zur Neige. Deshalb nahm sie Kurs auf Eternity. Allerdings nicht, ohne noch ihren Namen an den Himmel zu schreiben. Natürlich war nichts davon zu sehen, weil am Heck kein Dampf ausgeblasen wurde, aber die Figuren blieben die gleichen.
    In dem Augenblick, als die Räder auf der harten Piste in Eternity aufsetzten, ging der Motor aus. Der letzte Tropfen Benzin war verbraucht. Perfekt, dachte sie, genau berechnet. Charley wäre stolz auf sie gewesen.
    Nach der Landung blieb William regungslos sitzen, den Kopf mit geschlossenen Augen zurückgelehnt. Sie merkte, daß er schwer gegen Übelkeit anzukämpfen hatte. Es gab nicht viele, die das, was er eben durchgemacht hatte, überstanden hätten, ohne daß ihnen die letzte Mahlzeit aus dem Gesicht gefallen wäre. Aber irgendwie brachte er es fertig, seinen Magen unter Kontrolle zu bringen.
    Jackie stand auf und reichte ihm die Hand. Für eine knappe Sekunde lang schlug er die Augen auf und schüttelte schwach den Kopf. Nein, er schlug ihre stützende Hand aus. Er wollte ohne Hilfe aussteigen.
    Jackie stand schon auf der