Unwiderstehliches Verlangen
bestimmt für ein männliches Wesen keine atemberaubende Person. Doch mir stockte der Atem, als ich dich sah. Ich sah dich an und verliebte mich auf der Stelle in dich, und seitdem habe ich nie aufgehört, dich zu lieben.«
Er war ihr jetzt ganz nahe, und es kam ihr vor, als ragte er immer höher vor ihr auf, obwohl das kaum möglich war. »Ich habe meinen Vater dazu überredet, den Wettflug um den Taggie auszuschreiben. Damit hoffte ich dich nach Chandler zu locken. Nach Charleys Tod habe ich meinen Vater dazu gebracht, dir einen Brief zu schreiben, in dem er dich bat, für unsere Familie einen Flugdienst einzurichten. Sechs Flugshows habe ich anonym für dich und Charley gesponsert, und zwar immer dann, wenn ich erfuhr, daß er euer Geld vertrunken hatte. Und es war mein Onkel, der den Präsidenten auf deine großartige Leistung bei der Rettung der Opfer der Brandkatastrophe aufmerksam machte.«
Sie schlug die Augen nieder und konnte nur noch im Flüsterton fragen: »Du?«
»Ja, ich. Denn ich habe dich immer geliebt. Immer. Ohne Einschränkung. So wie du, als du zum erstenmal ein Flugzeug gesehen hast, sofort erkannt hast, wofür du bestimmt bist. Auf den ersten Blick wußte ich, daß wir beide füreinander bestimmt sind. Ich bin nur selten mit einer Frau ausgegangen. Und ich war noch nie mit einer Frau im Bett, weil ich dann das Gefühl gehabt hätte, dich zu betrügen. Ich habe geduldig auf dich gewartet und dich in dieser Wartezeit aus der Ferne unterstützt, soweit es in meinen Kräften stand.«
Auf einmal reckte er sich und starrte sie mit finsterem Blick an. »Und nun dies! Du...«
Die Art, wie er dieses »Du« aussprach, machte ihre Haut kribbeln.
»Ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich dachte, du hättest Rückgrat. Ich dachte, du würdest zu deinen Überzeugungen stehen. Ja, du hast es fertiggebracht, der ganzen Stadt eine lange Nase zu zeigen und mit einem Mann durchzugehen, der doppelt so alt war wie du. Du hast fliegen gelernt und hast alle Männer übertroffen. Über die Vorstellung, irgendein Mann könnte es dir gleichtun, kannst du nur lachen. Du kannst an Ästen über einen Fluß hangeln, wo andere Mädchen schon davor Angst hätten, sie könnten sich dabei die Haare naß machen. Du kannst alles tun, was du willst. Du lebst dein Leben nach deinen Wünschen und kümmerst dich den Teufel darum, wie der Rest der Welt darüber denkt. Aber in der Liebe bist du ein Feigling. Da bist du bereit, mich zurückzustoßen, nur weil in deinem Führerschein ein höheres Alter steht als in meinem.<<
Sie wollte etwas sagen, sich verteidigen, aber er ließ es nicht zu.
»Wage es ja nicht, mich anzulügen oder dir etwas vorzumachen! Zwischen uns beiden steht nichts als deine alberne Einbildung, wir dürften uns wegen unseres Altersunterschieds nicht lieben. Deshalb willst du mich nicht näher kennenlernen? Deshalb willst du keine Gespräche mit mir führen? Du hast Angst, es würde sich heraussteilen, daß ich Verstand habe, den Verstand eines Mannes. Nein, ich bin kein kleiner Junge mehr, und du bist immer noch nicht erwachsen. Ich wurde als alter Mann geboren, und du, Jackie, wurdest als Kind geboren und bist ewig ein Kind geblieben. Du wirst nie erwachsen werden — oder wenigstens nie alt. Weißt du, aus welchem Grund ich dich auch noch liebe?«
»Nein«, flüsterte sie.
»Weil du mich jung erhältst. Du kannst noch so alt werden, du wirst immer die Frische eines Kindes haben. Du hast ja keine Ahnung, was in den Köpfen anderer Menschen vor sich geht. Wir gewöhnlichen Menschen denken an Hypotheken und an unsere Rückenschmerzen. Du nicht. Das hast du nie getan und wirst du auch nie tun. Für dich gibt es nur eins: daß du jederzeit tun wirst, wozu du Lust hast. Wenn du Lust hast zu fliegen, dann steigst du auf. Du kümmerst dich nicht darum, wenn andere Leute dir von einem Unternehmen abraten. Ich gebe zu, ich war von Eifersucht auf Charley zerfressen. Er wußte genau, was du für ein Mensch bist, und er hat nicht gezögert, zuzugreifen und dich zu seiner Frau zu machen. Du warst ihm dankbar. Dabei hätte er in die Knie gehen und den Erdboden küssen sollen, daß er das Glück gehabt hat, dich kennenzulernen. Er hat sofort gemerkt, daß du alles für ihn tun und dich noch freuen würdest, daß du es tun durftest. Er wußte dich gut einzuschätzen und hat deinen Wert sofort erkannt.«
In verändertem, brummigem Ton fuhr er fort: »Bevor ihr davongegangen seid, hat Charley mir mit der Hand das Haar
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