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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Rollbahn und schaute höflich weg, als er mühsam aus der Maschine kletterte. Dann drehte sie sich um. Sein Gesicht war kalkweiß und schweißbedeckt, und er stand ziemlich unsicher auf den Beinen.
    Noch immer kämpfte er gegen seine Übelkeit an. Er holte tief Luft und sagte ernst wie immer: »In Ordnung, Jackie, du hast gewonnen. Ich packe meine Sachen und ziehe aus. In ein paar Stunden bin ich weg.«
    Damit war ihr Plan gelungen. Aber nun tat es ihr schon wieder leid. Sie wollte ja seine Freundschaft nicht verlieren. Sie wollte ihn nur aus ihrem Haus und nicht täglich um sich haben. »William, ich...«
    Er drehte sich zu ihr um, und jetzt glühte sein eben noch kalkweißes Gesicht vor Ärger, und seine Augen schossen Blitze. Nein, das war mehr als Ärger, das war blanke Wut. Die kam aus dem Bauch, die war bedrohlich.
    Doch als er dann sprach, tat er es mit überraschend leiser Stimme und in größter Ruhe. »Vermutlich willst du mir jetzt sagen, daß du mich immer sehr geschätzt hast und wir gute Freunde bleiben wollen.« Er trat einen Schritt auf sie zu, so daß sie zu ihm aufschauen mußte. »Ich will deine Freundschaft nicht, Jackie. Deine Freundschaft habe ich nie gewollt. Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich mir immer nur deine Liebe gewünscht.«
    In diesem Augenblick gestattete sie sich den Anflug eines Lächelns. Das war ein Fehler. Dieses kaum wahrnehmbare Lächeln schien einen Damm in Williams Seele zu brechen. Er hatte immer gute Manieren und ein umgängliches Wesen gehabt, doch jetzt wirkte er wild und gefährlich. Als er einen weiteren Schritt auf sie zukam, wich sie erschrocken zurück.
    »Amüsierst du dich darüber, daß ich um deine Liebe geworben habe? Bringt dich das zum Lachen? Der dumme kleine Billy Montgomery, der hinter der großen, außergewöhnlichen Jackie O’Neill herrennt! O ja, du bist immer außergewöhnlich gewesen. Schon als Kind warst du anders als die anderen. Die anderen Kinder wollten sich in die Clique einfügen, du nicht. Du magst dir eingebildet haben, daß du auch Kleider nach der letzten Mode tragen und ein anerkanntes Gruppenmitglied sein wolltest. Aber in Wirklichkeit bist du lieber aufs Dach geklettert und hast für deine Mutter die Ziegel ihres Hauses ausgebessert. Das war ja für dich die beste Ausrede, dich von deinen Klassenkameraden abzusondern und nur das zu tun, was dir Spaß machte. Mit sechzehn hätte sich kein Mädchen dabei ertappen lassen, daß sie auf einen Baum kletterte oder an einem Seil hangelte. Aber du hast das extra gemacht. Du hast immer deinen Kopf durchgesetzt, und die übrige Welt konnte dir gestohlen bleiben.«
    Es war nicht gerade ein anziehendes Bild, das er von ihr entwarf. Er stellte sie als exzentrische Egoistin dar. Sie wollte ihm widersprechen, ließ es aber sein, als er ihr wieder auf den Pelz rückte.
    »Und ich habe dich geliebt, weil ich deinen Mut bewunderte. Den Mut, dich nicht anzupassen, sondern nach deiner Fasson zu leben. In dieser Stadt, wo jeder jeden kennt, hast du es fertiggebracht, dich so zu entwickeln, wie du es wolltest, und nur das zu tun, was dir gefiel. Und als sich dir die Gelegenheit zum Weglaufen bot, da hast du sie ergriffen, ohne eine Sekunde zu zögern. Ohne Angst, ohne Schwanken, ohne einen Blick zurück. Du hast die Möglichkeit gesehen, deine Wünsche zu verwirklichen, und hast sie ausgenutzt.«
    Er holte tief Atem und fuhr fort: »Das habe ich an dir geliebt, Jackie. Ich mag noch ein kleiner Junge gewesen sein, aber ich habe trotzdem klar erkannt, wie du bist und was du erreichen wolltest, und darum habe ich dich geliebt. Jetzt bin ich ein Mann und weiß, daß dies keine alberne Kinderliebe war. Ich muß dir das nicht näher erklären. Ich habe dich damals schon mit der Liebe eines Mannes geliebt, und daran hat sich bis heute nichts geändert.«
    »Es hat sich nichts daran geändert?« flüsterte sie. Sie sah ihm in die Augen, und nun fiel es ihr wirklich schwer, in ihm noch ein Kind zu sehen.
    »Nicht das geringste! Wir sind beide sehr verschieden, aber vielleicht ähneln wir uns auch in manchen Punkten. Denn vom ersten Augenblick an, als ich dich als Mädchen wahrnahm, habe ich dich geliebt. Es muß um die fünf Jahre gewesen sein, als meine Mutter die Tür auf machte und du hereinkamst. Da hast du vor mir gestanden, zu groß und zu dünn, und die Haare hingen dir in die Augen, weil du so in Eile warst, daß du keine Zeit gehabt hattest, sie zusammenzubinden. In deiner Art warst du ganz hübsch, aber

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