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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte sie das merkwürdige Gefühl, als befände sie sich gar nicht in ihrem Körper. »Haben wir das nicht schon mal erlebt?« fragte sie lächelnd. »Willst du wieder den edlen Retter spielen?«
    »Ja, Kindchen. Halte noch einen Moment aus! Ich bringe dich gleich hier weg.«
    Wieder lächelte sie. Er hatte sie Kindchen genannt. Genau wie Charley. Überhaupt hatten fast alle näheren Bekannten sie irgendwann einmal so genannt. Undeutlich nahm sie wahr, daß William sich in ihrer Nähe bewegte. Dann hörte sie, daß er Stoff zerriß, und schlug die Augen so weit auf, wie sie konnte. In Wirklichkeit war es nicht viel mehr als ein leichtes Anheben der Lider. Immerhin konnte sie William jetzt sehen. Sein Oberkörper war nackt. Er hatte kaum Haare auf der Brust. Unter der schönen, warm wirkenden Haut bewegten sich die glatten Muskeln.
    »Hör zu, Jackie«, sagte er. »Du hast eine ganze Menge Blut verloren und scheinst einen Schock erlitten zu haben. Du mußt dich jetzt konzentrieren und tun, was ich dir sage. Hast du verstanden?«
    Sie nickte, verträumt lächelnd. Aber nun band er ihr das Handgelenk fest ab, wozu er sein in Streifen gerissenes Hemd verwendete, und sie kam zur Besinnung. Bisher hatte sie keine Schmerzen gehabt, aber das tat sehr weh.
    Und da erkundigte er sich auch schon, ob es weh tue.
    »Ja«, antwortete sie und gab sich Mühe, den Schmerz tapfer zu ertragen.
    »Gut. Dann bleibst du wenigstens wach. Jetzt nehme ich dich auf die Schultern und bringe dich hier raus. Danach hole ich einen Arzt, der die Wunde näht.«
    »Die braucht nicht genäht zu werden. Wirklich nicht. Es ist ja nur eine Schramme. Ein Heftpflaster tut es auch.«
    »Feigling!« sagte er, wuchtete sich Jackie auf die Schultern und begann den Aufstieg.
    Seine Schultern waren so breit, daß fast ihr ganzer Körper darauf liegen konnte. Jedenfalls hatte Jackie diesen Eindruck. Der anfängliche Schock wich, und jetzt fingen die Schmerzen in der Hand erst richtig an. »Wenn dein Vater dich mal feuert, kannst du immer noch berufsmäßiger Retter von Damen in Not werden. Deine Anzüge werden natürlich ganz schön darunter leiden. William, bin ich sehr schwer?« Diese Frage schnurrte sie wie ein Kätzchen, in der Hoffnung, er würde sagen, daß sie so leicht sei wie eine Feder.
    »Ja, du bist ziemlich schwer. Kaum zu glauben, weil du doch so dünn aussiehst. Aber du hast ein beachtliches Gewicht.«
    Was konnte man auch von einem Mann erwarten, der den Inhalt ihrer Küchenschränke der Größe nach ordnete? Etwa einen fröhlichen Scherz?
    »Weißt du was? Ich kann doch selber gehen. Ich habe mich ja nur an der Hand geschnitten und nicht am Fuß. Wenn ich zu schwer für dich bin, dann setz mich ab, und ich gehe.«
    »Nein«, sagte William. Typisch!
    Nun, dann würde er sie wohl absetzen, wenn er sie bis zum oberen Rand des Arroyo geschleppt hatte. Aber er dachte nicht daran. Er ging einfach weiter, um sie bis ins Haus zu tragen. Inzwischen fühlte sie sich nicht mehr ganz so schwach. Nur die Schmerzen zogen sich jetzt den Arm hinauf und allmählich durch den ganzen Körper. Ihre Arme hingen an Williams Rücken herunter, und ihre Hand war so voll Blut, daß sie die Wunde gar nicht mehr sehen konnte. Aber sie war sicherlich nicht sehr tief. Jedenfalls nicht so tief, daß sie genäht werden mußte. Wenn sie sich mal verletzte, hatte sie doch immer stark geblutet, oder? Das war ein Zeichen von guter Gesundheit. Es war gar nicht nötig, einen Arzt zu holen. Wasser und Seife, ein fester Verband, das würde schon reichen.
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte William: »Keine Widerrede, sie wird genäht.«
    Sie zog eine Grimasse, ließ die Hand herunterhängen und sah sie nicht mehr an.
    Drei Stunden später lag Jackie im Bett. Die Wunde war genäht. Mit heißer Nadel, meinte sie, wie ein Anzug aus Hongkong. Jackie machte sich Vorwürfe. Wie konnte sie so dämlich sein, in einen Cañón zu stürzen?
    Während sie noch über ihre eigene Dummheit nachdachte, ging die Tür auf, und William brachte ein Tablett voll Essen herein, das er ihr über die Knie stellte.
    »Hühnersuppe, Crackers, Salat, Limonade und zum Nachtisch Schokoladenpudding. Jetzt iß und werde wieder gesund!«
    »Wirklich, Billy, ich kann mir selber Essen zubereiten. Du benimmst dich ja, als hätte ich Typhus und wäre schwerkrank. Ich stehe jetzt auf und...« William beobachtete sie mit skeptischer Miene. Sie wollte aufstehen, aber im gleichen Augenblick wurde ihr schwindlig. Sie

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