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Unwiederbringlich

Unwiederbringlich

Titel: Unwiederbringlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Brand austreten und die kleineren und ärmeren lutherischen Geistlichen, so viel ihrer auch schon waren, aus dem Lande jagen wollte. Da trat Brigitte Goje vor den Bischof hin und bat für die bedrängten Lutherschen und daß sie bleiben dürften, und weil ihre Schönheit den Bischof rührte, so nahm er den Befehl zurück, und sein Herz und seine Seele waren so getroffen, daß er bei Mogen Goje, dem Vater Brigittens, um ihre Hand warb und sie zu seinem Weibe machen wollte.«
    »Nicht möglich«, sagte die Prinzessin. »Ein katholischer Bischof!«
    Schleppegrell lächelte. »Vielleicht, daß er aus der neuen Lehre dies eine wenigstens mit herübernehmen wollte. Just so wie drüben in England. Jedenfalls aber haben wir Berichte, die von der Werbung um das schöne Fräulein mit einer Ausführlichkeit sprechen, als ob es schon die Hochzeitsfeierlichkeiten gewesen wären.«
    »Und kam es nicht dazu?«
    »Nein. Es zerschlug sich, und sie nahm schließlich den Herluf Trolle.«
    »Da tat sie recht. Nicht wahr, Ebba?«
    »Vielleicht, gnädigste Prinzessin, vielleicht auch nicht. Ich bin eigentlich nicht für Bischöfe, wenn es aber Ausnahmebischöfe sind wie dieser von Roeskilde, so weiß ich nicht, ob sie nicht im Range noch über die Seehelden gehen. Ein Bischof, der heiraten will, hat neben dem Imponierenden, das darin liegt, auch etwas Versöhnliches und scheint mir fast die ganze Beilegung des Kirchenstreites zu bedeuten.«
    Die kleine Pastorsfrau war entzückt und näherte sich Ebba, um dieser eine kleine Liebeserklärung ins Ohr zu flüstern. Aber eh sie dazu kommen konnte, veränderte sich die Szene, gedeckte Tische wurden durch eine niedrige, ganz im Hintergrunde befindliche Seitentür herzugetragen, und als gleich danach auch doppelarmige, mit Lichtern reichbesetzte Leuchter aufgestellt wurden, erhellte sich die bis dahin ganz im Dunkel gelegene zweite Hälfte der Halle, was nicht bloß dem gesamten Raume, sondern vor allem auch dem großen Wandbilde samt den dazwischen eingelassenen Porträtbildnissen erheblich zustatten kam.
    Pentz war es, der zuerst diese Wahrnehmung machte. »Sehen Sie, Holk, wie Brigitte Goje lächelt. Alle Brigitten haben so was Sonderbares, auch wenn sie fromm sind.«
    Holk lachte. Die Tage, wo solche Bemerkung ihn hätte verlegen machen können, lagen zurück.
     
Einundzwanzigstes Kapitel
     
    Man war bis nach elf beisammen, trotzdem bestand Holk darauf, das Schleppegrellsche Paar eine Strecke Wegs begleiten zu dürfen. Natürlich wurde dies dankbarst angenommen, und erst als man die Stelle, wo der Weg um die Seespitze bog, erreicht hatte, verabschiedete sich Holk wieder, der vorher die Begleitung Ebbas, sehr zur Verwunderung dieser, an Erichsen abgetreten hatte.
    Von der Seespitze bis zurück auf den Schloßhof war nicht weit, aber doch weit genug, um Holks Verwunderung gerechtfertigt erscheinen zu lassen, als er, beim Hinaufsteigen in seinen Turm, Erichsen und Ebba, vor dem Zimmer dieser, in noch lebhaftem Gespräche fand. Aber freilich seine Verwunderung konnte nicht lange dauern, denn es war ganz ersichtlich, daß das Fräulein den armen Baron nur festgehalten hatte, um Holk bei seiner Rückkehr in der einen oder anderen Weise bemerkbar zu machen, daß sie nicht daran gewöhnt sei, sich irgendwem zuliebe vernachlässigt zu sehen, am wenigsten aber um dieser kleinstädtischen Schleppegrells willen. »Ach, daß ich Sie noch sehe«, wandte sie sich an den Grafen, als dieser unter verbindlichem, aber lächelndem Gruß an ihr und Erichsen vorüberwollte. »Ja, diese Schleppegrells... Und nun gar er! In seiner Jugend, wie mir die Prinzessin versicherte, war es sein Apostelkopf, womit er siegte, jetzt, in seinem Alter, ist es Herluf Trolle. Daß sich ein Fortschritt darin ausspräche, kann ich nicht zugeben.«
    Und damit verneigte sie sich und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo Karin ihrer Herrin bereits wartete.
     
    Nun war Morgen; – er schien so hell ins Fenster, wie ein Novembermorgen nur irgendwie scheinen kann, aber die Nacht, die zurücklag, war stundenlang eine sehr stürmische gewesen. Ein Südoster hatte den am Turme hinlaufenden und hier und da locker gewordenen Blitzableiter unter wütendem Gerassel gepackt und hin und her geschüttelt, was aber für Holk am störendsten gewesen war, das war, daß der Mond, alles Sturmes unerachtet, bis in seinen zurückgelegenen und tief in die Wand eingebauten Alkoven geschienen hatte. Holk hätte sich durch Zuziehen der Gardine vor diesem

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