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Unwiederbringlich

Unwiederbringlich

Titel: Unwiederbringlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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unheimlichen Blicke schützen können, aber das widerstand ihm noch mehr; er wollte
den
wenigstens sehen, der da draußen stand und ihm den Schlaf raubte. Gegen Morgen erst schlief er ein, und da noch unruhig und unter allerlei ängstlichen Träumen. Er war mit dem »Makellos«, darauf sich Admiral Jacob Bagge befand, in die Luft geflogen, und als er ein Stück Mast gepackt hatte, um sich daran zu retten, war Ebba von der anderen Seite her, ganz wie ein Meerweib, aufgetaucht und hatte ihn von dem Mast fort- und in die Flut zurückgerissen. Darüber war er erwacht. Er überlegte sich jetzt den Traum und sagte: »Sie wär es imstande.«
    Diesem Gedanken nachzuhängen, war er durchaus in der Laune; doch verbot sich ein Verweilen dabei, denn ein alter Gärtner, der jedesmal, wenn die Prinzessin im Schloß war, die Morgenbedienung in den beiden Türmen zu machen hatte, kam gerade mit dem Frühstück und entschuldigte sich, während er den Tisch ordnete, daß es so spät geworden sei. Das Fräulein von Rosenberg habe denn auch schon gescholten und mit gutem Recht. Aber es werde schon anders werden; nur vorläufig sei noch nichts in der rechten Ordnung. Dabei übergab er zugleich die Zeitungen, die für Holk eingetroffen waren, und einen Brief.
    Holk nahm den Brief und sah, daß der Poststempel fehlte. »Ja, der fehlt«, bestätigte der Gärtner. »Es ist kein Postbrief; Pastor Schleppegrell hat ihn abgeben lassen. Und einen anderen für das Fräulein.« Und damit ging der Alte wieder.
    »Ah, von Pastor Schleppegrell«, sagte Holk, als er wieder allein war. »Das freut mich, da bin ich doch neugierig, was er schreibt.«
    Aber diese Neugierde konnte nicht übergroß sein, denn er legte den Brief eine gute Weile beiseite, und erst als er sein Frühstück, das ihm sichtlich mundete, beendet hatte, nahm er den Brief wieder zur Hand und setzte sich in einen in der Nähe seines Schreibtisches stehenden Schaukelstuhl, der zu der übrigen Einrichtung des Turmzimmers nicht recht passen wollte. Hier erst erbrach er den Brief. Und nun las er:
     
    »Hochgeehrter Herr Graf. Ihr Interesse, das Sie gestern so freundlich für meinen Freund Herluf Trolle zeigten, gibt mir den Mut, Ihnen ein sich mit eben diesem Freunde beschäftigendes Balladenbruchstück zu schicken, das ich vor Jahr und Tag gefunden und aus dem Altdänischen übertragen habe. Kaum ist es nötig, Ihr Wohlwollen dafür anzurufen, denn wo wir mit Liebe lesen, lesen wir auch mit Milde. – Gegen elf haben wir vor, meine Frau und ich, Sie und das Fräulein von Rosenberg, das ich gleichzeitig davon benachrichtige, zu einem gemeinschaftlichen Gange durch den Park abzuholen. Vielleicht auf Fredensborg zu. Wir werden freilich kaum das erste Drittel des Weges bezwingen, aber gerade dies erste Drittel ist von besonderer Schönheit und vielleicht um diese Jahreszeit schöner als zu jeder anderen. Um zwölf sind wir zurück, um pünktlich bei der Prinzessin, unserer gnädigen Herrin, erscheinen und an ihrem festlichen Lunch teilnehmen zu können. Denn ein kleines Fest wird es wohl sein.
    Ihr ergebenster Arvid Schleppegrell«
     
    Eingelegt in den Brief war ein rosafarbenes Blatt, darauf von Frauenhand geschriebene Verse standen. »Ach, mutmaßlich die Handschrift meiner kleinen Freundin, der Frau Pastorin. Sie scheint zu den Liebenswürdigen zu gehören, die sich überall durch kleine Dienste nützlich zu machen wissen, denn daß sie persönlich eine Passion für Herluf Trolle haben sollte, will mir nicht recht einleuchten. Aber wie dem auch sein möge, zunächst bin ich neugierig, in Erfahrung zu bringen, wie Pastor Schleppegrell sein Balladenbruchstück getauft hat.« Und dabei nahm Holk das rosafarbene Blatt wieder in die Hand und überflog den Titel. Der lautete: »Wie Herr Herluf Trolle begraben wurde.« »Das ist gut, da weiß man doch, was kommt.« Und nun schob er den Schaukelstuhl bis dicht ans Fenster und las:
     
    »Ein Bote mit Meldung ritt ihnen voraus.
    Und als in den Schloßhof sie schritten,
    Brigitte stand vor dem Trauerhaus
    In ihrer Frauen Mitten.
     
    Ah, das ist Brigitte Goje, sein fromm Gemahl, von der wir gestern schon gehört haben; fromm und schön und eine Klippe für den Roeskilder Bischof. Aber sehen wir, was Schleppegrell und sein Balladenbruchstück weiter von ihr zu berichten haben.
     
    Am Eingange stand sie, grüßte den Zug,
    Aufrecht und ungebrochen,
    Und der erste (der das Bahrtuch trug)
    Trat vor und hat gesprochen:
     
    ›Was geschehen, wir

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