Unwiederbringlich
sei Dank einer von denen, die den Erzähler nicht befangen machen; – er weiß, Kunst ist schwer.«
Unter diesen gnädigen Worten war Schleppegrell wieder an den Kreis der um den Kamin Versammelten herangetreten und sagte: »Gnädigste Prinzessin befehlen, und ich gehorche. Was wir da sehen oder vielleicht auch nicht sehen«, und er wies auf die zweite, nicht einmal vom Widerschein des Feuers getroffene Hälfte des großen Wandbildes, »was wir da sehen, ist der entscheidende Moment, wo der ›Makellos‹ in die Luft fliegt.«
»Der ›Makellos‹?«
»Ja, der ›Makellos‹. Das war nämlich das Admiralschiff der Schweden, die gerade damals, trotz ihres irrsinnigen Königs (denn es waren die Tage von König Erich XIV.), auf der Höhe ihrer Macht standen. Und gegen die Schweden und ihre Flotte, die sehr stark und überlegen war und neben dem ›Makellos‹ auch noch andere große Schiffe hatte, gegen diese schwedische Flotte, sag ich, gingen die Unsrigen unter Segel, und der, der sie kommandierte, war unser großer Herluf Trolle. Und als sie aus der Kjöge-Bucht heraus und auf hoher See waren, segelten sie scharf östlich auf Bornholm zu, wo Herluf Trolle die schwedische Flotte vermutete. Die lag aber nicht mehr bei Bornholm, sondern vor Stralsund unter Admiral Jacob Bagge. Und kaum, daß Jacob Bagge vernommen, daß die Dänen ihn suchten, so gab er auch schon seinen Ankergrund vor Stralsund auf und fuhr nordöstlich, um sich dem Feinde zu stellen. Und kurz vor Öland trafen beide Flotten aufeinander, und eine dreitägige Schlacht, wie sie die Ostsee noch nicht gesehen hatte, nahm ihren Anfang. Und am dritten Tage war es, als ob der Sieg den Schwedischen zufallen solle. Da rief Herluf Trolle, dessen eigenes Schiff übel zugerichtet war, seinen Unteradmiral Otto Rud heran und gab ihm Befehl, es koste, was es wolle, den ›Makellos‹ zu entern. Und Otto Rud war's auch zufrieden und fuhr an den Feind. Aber kaum, daß sein Schiff, das nur klein war, die Enterhaken geworfen hatte, so ließ Admiral Jacob Bagge das ganze Segelwerk des ›Makellos‹ beisetzen, um so mit fliegenden Segeln das kleine dänische Schiff, das sich an ihn gehängt hatte, mit in die schwedische Flotte hineinzureißen. Das war ein schwerer Augenblick für Otto Rud. Aber er ließ von dem Sturm auf die Enterbrücke nicht ab, und als etliche von den Unseren drüben waren, schoß einer eine Feuerkugel in die Rüstkammer, und als das Feuer, das ausbrach, auch die Pulverkammer ergriff, ging der ›Makellos‹ mit Freund und Feind in die Luft, und Claus Flemming übernahm das Kommando der Schwedischen und führte den Rest der Flotte nach Stockholm hin zurück.«
Eine kurze Pause folgte, dann sagte Holk: »Der eigentliche Held der Geschichte scheint mir aber Otto Rud zu sein. Indessen, ich will darüber nicht streiten, Herluf Trolle wird wohl auch sein Teil getan haben, und ich möchte nur noch fragen, was wurd aus ihm, und wie war sein Ende?«
»Wie sich's ziemt. Er starb das Jahr darauf an einer in einer Seeschlacht, hart an der Küste von Pommern, erhaltenen Wunde. Die Wunde war an sich nicht tödlich. Aber es war jener merkwürdige Krieg, wo jeder, der eine Wunde davontrug, schwer oder leicht, an dieser Wunde sterben mußte. So wenigstens steht in den Büchern.«
Pentz sprach von »vergifteten Kugeln«, aber Ebba wies das zurück (Schweden sei kein Giftland) und wollte, nach soviel Heldischem, lieber etwas von Brigitte Goje hören, von der Pastor Schleppegrell ja ohnehin schon gesagt habe, daß sie fast gefeierter gewesen sei als ihr Seeheld und Gemahl. »Ich sehe nicht ein, warum wir uns immer um die Männer oder gar um ihre Seeschlachten kümmern sollen; die Geschichte der Frauen ist meist viel interessanter. Und vielleicht auch in diesem Falle. Was war es mit dieser Brigitte?«
»Sie war sehr schön...«
»Das scheint im Namen zu liegen«, sagte Ebba und sah zu Holk hinüber. »Aber Schönheit bedeutet nicht viel, wenn man tot ist...«
»Und wurde durch eben ihre Schönheit«, fuhr Schleppegrell unerschüttert fort, »die Stütze der neuen Lehre, so daß einige sagen, ohne Brigitte Goje wäre Dänemark in der papistischen Finsternis geblieben.«
»Schrecklich... Und wie kam es anders?«
»Es war die Zeit der Befehdungen um Glaubens willen, und unserem um diese Zeit schon in der neuen Lehre stehenden Volke standen der dänische Adel und die dänische hohe Geistlichkeit gegenüber, vor allem Joachim Rönnow, Bischof von Roeskilde, der den
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