Unzaehmbares Verlangen
lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hören Sie auf damit. Sie müssen noch einmal von vorne beginnen, weil Sie die Firststange nicht richtig befestigt haben.«
Die Zeltplane bewegte sich. »Sind Sie das, Mr. Blackstone? Wovon sprechen Sie überhaupt?«
Zu Beginn hatte es Joel amüsiert, daß sie im Büro auf formell korrekte Anrede achtete, jetzt begann es ihm auf die Nerven zu fallen. »Ja ich bin es, Miß Thornquist.«
Cal Manford drehte sich überrascht um; er sah gleichzeitig enttäuscht und erleichtert aus. »Ich helfe gerade Miß Thornquist dabei, eines der neuen Zelte zu testen.«
»Das sehe ich«, meinte Joel trocken. »Anscheinend gibt es ein Problem mit der Anleitung.«
»Das können Sie laut sagen!« rief Letty und drehte sich im Zelt um, wobei sie mit dem Ellbogen den festen Nylonstoff nach außen drückte. »Mr. Manford sagte mir, diese Zelte seien für Camping-Neulinge gedacht. Ich fragte ihn, ob man sie schon einmal an Leuten getestet hat, die nichts davon verstehen. Als er verneinte, dachte ich, ich sollte dieses Experiment selbst machen. Es war wirklich sehr lehrreich.«
»Offensichtlich.« Joel verzog das Gesicht und lächelte Manford geringschätzig an. Dieses Lächeln tauschten Männer seit Generationen aus, wenn sie sich über die technischen Fähigkeiten von Frauen unterhielten. Cal grinste, sah aber trotzdem besorgt aus.
»Ich möchte sehen, wie weit ich komme, wenn ich genau die Instruktionen befolge. Probleme löst man am besten, wenn man sich an Ort und Stelle damit beschäftigt.« Sie drehte sich noch einmal in dem Zelt um, und ihr Bein verschwand unter der Plane.
Joel betrachtete unbehaglich die schwankende Firststange. »Kommen Sie da heraus, Miß Thornquist. Ich werde Ihnen gern zeigen, wie man ein Zelt aufstellt, wenn es Sie interessiert.«
»Nein, nein. Darum geht es nicht. Wenn ich, ein absoluter Neuling auf diesem Gebiet, mit dem Aufbau des Zelts in Schwierigkeiten gerate, dann haben wir insgesamt mit dieser neuen Produktlinie ein großes Problem. Verstehen Sie denn nicht, was ich damit meine?«
Joel war überrascht und unangenehm berührt. Es war ihm peinlich, als er spürte, daß seine Wangen sich röteten. Cal Manford beobachtete ihn unsicher.
Mit einemmal war er zornig. Es gehörte sich nicht, daß die Firmeninhaberin ihren Geschäftsführer in Anwesenheit eines Angestellten zurechtwies. Manford mußte, wie allen anderen Mitarbeitern auch, klargemacht werden, wer hier die Zügel in der Hand hielt.
»Wenn Sie sich endlich dazu entschließen könnten, dieses Zelt zu verlassen, gehe ich gern die Anleitung mit Ihnen durch«, sagte Joel betont ruhig. »Schritt für Schritt, wenn Sie es wünschen. Dann werden wir ja sehen, ob es Probleme damit gibt. Sollte das der Fall sein, können wir sofort etwas dagegen unternehmen. Nicht wahr, Manford?«
Cal hustete verlegen und schluckte. »Ja, Sir.«
In diesem Moment fiel eine der Aluminiumstangen um, und das Zelt brach zusammen.
»Meine Güte!« schrie Letty. »Joel, tun Sie doch etwas. Befreien Sie mich!«
Letty war unter den gelben Nylonplanen begraben und zappelte wie ein Fisch im Netz.
»Sind Sie in Ordnung, Miß Thornquist?« fragte Cal entsetzt.
»Nein.« Lettys Stimme klang gedämpft.
»Ich werde mich darum kümmern«, erklärte Joel und streckte die Hand aus. »Geben Sie mir die Anleitung, Manford. Ich helfe Miß Thornquist bei ihrem Experiment.«
»Ja, Sir.« Cal lächelte nervös und reichte Joel die Unterlagen. »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, gehe ich jetzt zurück in mein Büro.«
»Tun Sie das.« Joel entließ ihn mit einer Handbewegung und ging zu dem Zelt hinüber. Dann bückte er sich und hob einige lose Stangen und die Plane hoch.
Letty krabbelte mühsam auf allen vieren aus dem Zelt. Die Brille saß schief auf ihrer Nase, und ihr Haarknoten hatte sich gelöst.
Einige widerspenstige Locken fielen ihr in Stirn und Nacken, und ihr graues Kostüm sah noch zerknitterter aus als sonst. Der Rock war ihr über die Knie gerutscht und hatte sich verschoben, und ihre pfirsichfarbenen Seidenbluse hing lose um den Bund.
Joel erhaschte einen Blick auf ihren bloßen Rücken und entdeckte ein Grübchen. Mit gemischten Gefühlen stellte er fest, daß sie wirklich einen hübschen, wohlgeformten Po
besaß.
Vorher war er überrascht gewesen, als er registriert hatte, daß der Anblick ihres Fußes ihn erregte. Jetzt wunderte er sich allerdings nicht mehr über seine Gefühle.
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