Unzaehmbares Verlangen
»Hol mich der Teufel. Ich dachte mir schon, daß du es bist. Ich bin Marcy Stovall. Erinnerst du dich? Ich arbeitete in der Bowlingbahn, als du auf der High-School warst.«
»Ja, ich weiß.«
»Was um alles in der Welt tust du hier?« Sie sah ihn verblüfft an. »Warte mal. Du bist mit Miß Thornquist hier? Und du triffst heute abend die Copelands?«
Joel lächelte kühl. »Sieht ganz so aus.«
»Meine Güte.« Marcy atmete tief aus. »Das kann ja interessant werden.« Sie wandte sich wieder an Letty. »Bitte hier entlang.«
Letty warf Joel einen empörten Blick zu, während sie der Bedienung in den schwach erleuchteten Speiseraum folgte. »Was ist denn hier los?« flüsterte sie.
»Ich habe früher in Echo Cove gelebt. Wahrscheinlich habe ich vergessen, das zu erwähnen.«
»Allerdings«, entgegnete sie wütend. »Was um alles in der Welt...?«
Es war zu spät, um ihn auszufragen. Marcy blieb vor einem Tisch stehen, der für vier Personen gedeckt war. Zwei Männer und eine Frau hatten bereits Platz genommen.
Der Ältere war ein massiger, schwergewichtiger Mann mit breiten Schultern. Sein enormer Bauch drohte das graue Jackett zu sprengen. Die blassen Augen schienen in dem dicken roten Gesicht zu versinken. Schwerfällig stand er auf und streckte Letty freundlich lächelnd eine Riesenpranke entgegen.
»Miß Thornquist? Ich bin Victor Copeland. Das mit Charlie Thornquist tut mir leid. Wir haben uns nie persönlich kennengelernt, aber einige Geschäfte miteinander gemacht.«
»Danke«, sagte Letty, während er ihr kraftvoll die Hand schüttelte. »Darf ich Ihnen meinen Geschäftsführer vorstellen? Joel Blackstone.«
»Wir kennen uns bereits.« Joel trat einige Schritte näher, bis das Licht der Tischlampe auf sein Gesicht fiel.
Victor Copeland und die hübsche Frau, die neben ihm saß, starrten ihn entgeistert an. Der andere Mann am Tisch nickte höflich - er schien Joel nicht zu kennen.
»Verdammt, was tun Sie hier?« murmelte Copeland und kniff die Augen zusammen.
»Joel!« Die Frau sah aus, als wäre sie einem Gespenst begegnet. »Meine Güte. Was geht hier vor?«
»Es geht nur um geschäftliche Dinge.« Joel rückte einen Stuhl für Letty zurecht und lächelte kühl, während er sich setzte. »Nichts Persönliches. Wie geht es dir, Diana?«
»Verzeihung, aber ich glaube, wir haben uns noch nicht vorgestellt«, sagte der Mann mit dem sandfarbenen Haar neben Diana ruhig und wandte sich an Letty. »Ich bin Keith Escott. Das ist meine Frau Diana - sie ist Victors Tochter.«
»Schön, Sie kennenzulernen.« Letty lächelte die attraktive Frau an, aber Diana hatte nur Augen für Joel.
Keith warf seiner Frau einen unbehaglichen Blick zu. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß wir mitgekommen sind«, sagte er dann zu Letty. »Victor meinte, wir sollten ihn begleiten, weil wir auch auf die eine oder andere Weise mit Copeland Marine zu tun haben. Wenn Sie allerdings lieber allein mit Victor...«
»Aber nein«, unterbrach Letty ihn freundlich. Keith schien sehr nett zu sein.
Er war etwa Mitte Dreißig, hatte ein attraktives, offenes Gesicht und kurzgeschnittenes blondes Haar. Seine besonnene Art erinnerte Letty an einige ernsthafte Studenten in Vellacott, die intelligent genug waren, um zu begreifen, daß man eine Karriereleiter nicht ohne weiteres erklimmen konnte.
Diana Escott lächelte gezwungen. »Bitte entschuldigen Sie, aber Joel hier zu sehen, war eine große Überraschung. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miß Thornquist.«
»Ganz meinerseits.«
Dianas Alter war schwer zu schätzen - wahrscheinlich war sie einunddreißig oder zweiunddreißig. Sie war eine äußerst attraktive Frau mit zarter weißer Haut und rabenschwarzem Haar. Ihre großen dunklen Augen hatte sie geschickt mit einem Hauch von Lidschatten betont, doch selbst das perfekte Make-up konnte den Ausdruck der Anspannung und Verbitterung in ihrem Gesicht nicht verbergen.
Als Letty ihren Blick über Dianas hellrot geschminkte Lippen gleiten ließ, fiel ihr unwillkürlich die Situation ein, in der sie ihren Verlobten überrascht hatte. Rasch verdrängte sie den Gedanken daran. Sie war sich allerdings sicher, daß ihr Instinkt sie nicht täuschte. Joel und Diana waren mehr als nur gute Freunde gewesen, das spürte sie.
»Wir hatten keine Ahnung, daß Joel für Thornquist Gear arbeitet«, meinte Diana spöttisch und sah ihren Vater an. »Nicht wahr, Daddy?«
»Nein, das wußten wir nicht«, erwiderte Copeland schroff. »Würden Sie uns
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