Unzaehmbares Verlangen
mir nichts vormachen«, sagte sie dann. »Ich bin nicht der Meinung, daß für dich alles erledigt ist, was hier vor fünfzehn Jahren geschah.«
»Mach dir darüber keine Gedanken - es betrifft dich nicht.« Joel biß in sein Sandwich. »Du wolltest unbedingt nach Echo Cove fahren, und jetzt sind wir hier«, fuhr er fort. »Ich persönlich halte den Ausflug für Zeitverschwendung. Wir sollten morgen früh abreisen.«
»Du weißt, daß ich zwei Tage hierbleiben wollte.«
»Aber wir müssen uns in Seattle um die Firma kümmern.«
»Die Geschäfte werden auch zwei Tage ohne uns laufen.«
Letty sah ein, daß es keinen Sinn hatte, mit ihm zu streiten. Er war offensichtlich auch nicht in der Verfassung, sich ihr anzuvertrauen. Die drei Menschen in dem kleinen Restaurant hatten ihn so wütend gemacht, daß für den Abend nichts mehr mit ihm anzufangen war.
Morgen würde sie versuchen herauszufinden, warum es zwischen Joel und den Copelands böses Blut gab. Sie mußte einfach wissen, was vor fünfzehn Jahren passiert war.
Einige Stunden später schreckte Letty aus dem Schlaf. Sie setzte sich auf und lauschte. Nebenan hörte sie Joel herumlaufen.
Rasch setzte sie ihre Brille auf und sah auf die Uhr. Es war ein Uhr morgens. Sie schlug die Bettdecke zurück und stieg aus dem Bett. Dann ging sie zu der Verbindungstür und legte ihr Ohr daran.
Den Geräuschen nach zog Joel sich gerade an. Letty klopfte leise.
»Joel? Was hast du vor?«
Die Tür öffnete sich. Joel, nur mit Jeans bekleidet, sah sie stirnrunzelnd an. »Warum, zum Teufel, bist du noch wach?«
Letty starrte ihn an. »Meine Güte, du willst wieder eine Runde laufen, wie?«
»Stimmt. Geh ins Bett zurück, Letty.«
»Es ist ein Uhr morgens, Joel. Ich kann nicht zulassen, daß du als Geschäftsführer von Thornquist Gear um diese
Zeit in Echo Cove herumläufst. Die Leute könnten denken, du wärst verrückt geworden. Wahrscheinlich würde dich sogar die Polizei aufhalten.«
»Mach dir darüber keine Sorgen, Letty.«
»Denk doch an das Image der Firma«, forderte sie beharrlich. »Du bist immerhin Stellvertreter unseres Unternehmens.«
»Du hast recht. Image ist natürlich ein wichtiger Faktor. Aber glaube mir, Letty - die Leute von Echo Cove können heute nicht schlechter über mich denken als vor fünfzehn Jahren. Und jetzt geh wieder schlafen.«
»Nein.« Sie schob ihn beiseite und betrat sein Zimmer. Der Baumwollstoff ihres hochgeschlossenen weißen Nachthemds floß um ihre Knöchel. »Wir werden darüber sprechen.«
»Zum Teufel, nein.« Joel war mit wenigen Schritten bei ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie an sich.
»Joel!«
Er küßte sie hart und hob dann den Kopf. Seine Augen glitzerten herausfordernd. »Wenn du nicht möchtest, daß ich jetzt in Echo Cove herumlaufe, solltest du dir etwas einfallen lassen, um mich zu beruhigen. Hast du eine Idee, wie du das anstellen könntest?«
Letty starrte ihn durch beschlagene Brillengläser schweigend an, fuhr sich mit einem Finger über ihre Lippen und legte dann die Hand auf seine nackte Brust. »Nein. Tut mir leid, aber mir fällt nichts ein.«
»Aber mir.« Er beugte sich herunter und küßte sie wieder.
Letty rang nach Luft und rückte ihre Brille zurecht. »Ich bin nicht sicher, ob ich damit einverstanden bin, Joel.«
»Ich bin es auf jeden Fall.« Er streifte mit seinen Lippen sanft ihren Mund. Seine Stimmung schlug plötzlich von Zorn in Leidenschaft um. Sein nächster Kuß war langsam und zärtlich. »Ich bin ganz sicher«, murmelte er.
Letty legte ihre Arme um seinen Nacken und schüttelte leicht den Kopf. »Du weißt doch, daß das nicht funktioniert
- du kannst mich auf diese Art nicht beherrschen.« »Ich habe eine bessere Idee.«
»Wie bitte?«
»Warum bist nicht du es, die versucht, mich mit Sex unter Kontrolle zu bringen?«
Dieser Gedanke erschien Letty so absurd, daß sie anfing zu lachen. Sie kicherte nervös und stellte zu ihrem Entsetzen fest, daß sie damit nicht mehr aufhören konnte.
Joel löste dieses Problem - er beugte sich über sie und preßte seine Lippen auf ihren Mund.
7
Joel hob schweratmend den Kopf. Letty öffnete die Augen, konnte aber durch die beschlagenen Brillengläser sein Gesicht kaum erkennen.
»Joel?«
»Ich glaube, so ist es angenehmer für dich.« Joel nahm ihr sanft die Brille ab und legte sie auf den Tisch. Dann beugte er sich wieder über sie.
Seine Lippen fühlten sich gut an. Nicht so naß und weich wie Philips Mund.
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