Unzaehmbares Verlangen
»Wahrscheinlich ist deine starke Ablehnung ein Teil des Problems. Wenn du erst einmal lernst, auf sexuellem Gebiet angemessen zu reagieren, werden sich in kürzester Zeit auch auf anderen Gebieten Fortschritte einstellen. Aber darüber können wir später noch diskutieren.«
»Ach ja? Und worüber möchtest du jetzt mit mir sprechen?«
Philip lächelte. »Über Thornquist Gear. Mach dir keine Sorgen, Letty - ich weiß, daß dir die Sache über den Kopf wächst.« Er warf ihr einen teilnahmsvollen Blick zu. »Welche Bibliothekarin wäre schon in der Lage, ein solches
Unternehmen zu leiten? Als dein Verlobter fühle ich mich selbstverständlich verpflichtet, dir dabei zu helfen.«
Letty blieb für einen Moment die Luft weg. »Tatsächlich?« brachte sie dann hervor.
»Wer wäre wohl besser geeignet, die Zügel zu übernehmen? Wie du weißt, ist Management mein Fachgebiet. Als Mitglied der Fakultät in Vellacott berate ich seit einiger Zeit Firmen dieser Größenordnung. Und als dein zukünftiger Ehemann bin ich bereit, dir deine Bürde abzunehmen.«
Letty schluckte. »Ich glaube, du hast einen falschen Eindruck von der Situation, Philip. Thornquist Gear ist meine Firma - ich brauche keine Hilfe, um dieses Unternehmen zu leiten.«
»Hör zu, Liebling. Ich weiß, daß dir die Sache im Moment großen Spaß macht, aber die Führung einer solchen Firma erfordert Erfahrung und Sachverstand. Ich habe nichts dagegen, wenn du dich eine Weile damit beschäftigen willst. Du kannst sogar eine spezielle Aufgabe und dein eigenes Büro bekommen.«
Letty sprang wütend auf. »Ich habe bereits ein eigenes Büro. Und jetzt verschwinde hier, Philip. Sofort.«
»Ich glaube, du läßt dich von deinen Gefühlen hinreißen, Schatz«, erwiderte Philip beschwichtigend. »Das paßt gar nicht zu dir.«
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Joel stürmte herein. Er warf Philip einen kurzen Blick zu und musterte dann Letty. »Meine Sekretärin hat mir gesagt, hier gäbe es ein Problem, Miß Thornquist. Wer ist das?«
Letty atmete tief ein. »Darf ich vorstellen? Das ist Philip Dixon. Philip, das ist mein Geschäftsführer, Joel Blackstone.«
»Professor Philip Dixon«, berichtigte er lächelnd. »Im Moment beurlaubt.« Er stand auf und reichte Joel die Hand. »Schön, Sie kennenzulernen, Blackstone. Ich nehme an, Sie sind der Mann, der die Geschäfte nach dem Tod von Lettys Großonkel am laufen gehalten hat.«
»So kann man es wohl bezeichnen«, bemerkte Joel troc-ken und ignorierte Philips ausgestreckte Hand. »Was geht hier vor, Miß Thornquist?«
»Philip denkt anscheinend, ich bräuchte Hilfe, um Thornquist Gear zu leiten«, erklärte Letty knapp. Ihr fiel ein, daß Joel ihr vor wenigen Stunden genau das gleiche gesagt hatte.
Philip lachte wohlwollend. »Es gibt keinen Grund, warum du dich verteidigen müßtest, Letty. Du weißt doch, daß du Thornquist Gear nicht allein leiten kannst. Was du brauchst, ist ein vertrauenswürdiger Experte. Wer könnte deine Interessen besser vertreten als der Mann, den du heiraten wirst?«
»Mir scheint, daß es sich hier um ein Mißverständnis handelt«, sagte Joel leise.
Philip lächelte überlegen. »Keine Sorge, Blackstone. Ich bin sicher, daß wir gut Zusammenarbeiten werden. In den nächsten Tagen möchte ich ein Meeting einberufen. Sie werden mich dann genau über den aktuellen Stand informieren. Bitte achten Sie darauf, daß der Bericht vollständig ist, denn ich möchte ihn zur Grundlage meiner weiteren Pläne machen.«
Letty sah den Zorn in Joels Augen und befürchtete das Schlimmste. »Mr. Blackstone, bitte lassen Sie uns allein. Wir sprechen später weiter«, sagte sie hastig.
Joel drehte sich wütend zu ihr um. Er sah aus, als wolle er jeden Moment auf sie losgehen. Doch dann entspannte sich seine Miene, und er hatte sich wieder unter Kontrolle.
»Wie Sie wünschen, Miß Thornquist«, erwiderte er betont höflich. »Sie können mich jederzeit in meinem Büro erreichen.«
12
»Meine Güte«, sagte Morgan verblüfft. »Und was geschah dann?«
Letty krauste die Nase und schob ihre Brille zurecht. Sie saß mit ihrem Vater im Wohnzimmer und wartete auf Stephanie. In einer halben Stunde begann ein Vortrag über Kinderernährung.
»Joel verließ das Büro, und Philip lud mich zum Abendessen ein. Er sagte, er wolle mit mir über unsere Zukunft sprechen. Als ich ihm erklärte, daß ich bereits verabredet sei, bestand er darauf, sich morgen abend mit mir zu treffen. Er hat sich
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