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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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natürlich.«
    Letty schloß für einen Moment die Augen. »Bitte entschuldige, Stephanie. Ich wollte nicht unhöflich sein. Eigentlich finde ich die Kurse sehr interessant, aber die Reise nach Echo Cove hat mich viel Kraft gekostet. Und heute morgen mußte ich mich auch noch mit Philip herumschlagen. Wahrscheinlich fehlt mir einfach nur ein wenig Schlaf.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß, daß du immer noch Schwierigkeiten hast, dich damit auseinanderzusetzen, daß dein Vater wieder geheiratet hat und eine zweite Familie gründen will. Wenn du mit deinen feindseligen Gefühlen nicht umgehen kannst, solltest du dir professionelle Hilfe suchen.«
    Letty verzog das Gesicht. In letzter Zeit schienen alle sie zu einer Therapie schicken zu wollen. »Ich empfinde keine Feindseligkeit«, sagte sie knapp.
    »Es zu leugnen, wird dir nicht helfen.« Stephanie legte die Karottenstückchen vorsichtig in einen kleinen Topf. »Wie lange sollen sie kochen?«
    Letty warf einen Blick in das Buch vor ihr. »Hier steht zwölf Minuten. Ich persönlich koche Karotten nie so lange. Warum versuchst du es nicht mit sechs Minuten und kostest sie dann?«
    »Das soll ein Brei für Kinder werden«, entgegnete Stephanie. »Deshalb muß das Gemüse vollständig gar sein.«
    »Wie du meinst.«
    »Bitte sieh auf die Uhr«, sagte Stephanie, während sie den Topf auf den Herd stellte. »Wir lassen die Karotten genau zwölf Minuten kochen.«
    Dr. Humphries erklärte den Wert hausgemachter Kinderkost, bis die Kochzeit abgelaufen war. Nach genau zwölf Minuten hob Stephanie den Deckel vom Topf und gab die Karotten vorsichtig in den Mixer.
    »Sie scheinen wirklich gar zu sein«, bemerkte Letty lächelnd.
    Stephanie warf ihr einen kühlen Blick zu. »Wie lange soll man sie im Mixer lassen?«
    »Zuerst umrühren und dann zwei Minuten durchmischen.«
    »Bitte sieh auf deine Uhr.«
    »Ich glaube nicht, daß wir uns so genau daran halten müssen. Warum schaltest du den Mixer nicht einfach ab, sobald das Ganze breiig wird?«
    »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich das Rezept genau befolgen.«
    Letty seufzte und warf einen Blick zur Decke. Es war kaum zu glauben, daß ausgerechnet Stephanie, die normalerweise gelassen und gekonnt etliche exotische Gerichte im
    Handumdrehen zubereitete, so einen Wirbel um einen Brei machte. Gehorsam sah sie auf den Sekundenzeiger ihrer Uhr. »Also gut. Jetzt.«
    Das Geräusch des Mixgerätes ersparte ihr eine weitere Unterhaltung für die nächsten zwei Minuten.
    »Stop!« rief Letty schließlich.
    Stephanie öffnete den Deckel. »Ich kann keine größeren Stücke mehr sehen.«
    »Es sieht beinahe schon aus wie Suppe«, meinte Letty.
    In diesem Moment kam Dr. Humphries vorbei und spähte in den Topf. »Ach du meine Güte. Da haben Sie wohl etwas zu gründlich gearbeitet.«
    Beunruhigt nahm Stephanie das Kochbuch in die Hand. »Aber hier heißt es, man soll insgesamt zwei Minuten lang durchmischen.«
    »Ja, aber das hängt von der Menge der Karotten ab«, erklärte Dr. Humphries. »Bei einer so kleinen Portion reicht eine Minute völlig aus.«
    »Ich verstehe.« Stephanie starrte einen Moment auf die Flüssigkeit in dem Topf.
    Letty sah, daß ihre Stiefmutter kurz davor war, in Tränen auszubrechen. »Stephanie?«
    Ohne ein Wort schüttete Stephanie die gelbe Flüssigkeit in den Ausguß. »Lies mir das nächste Rezept vor«, befahl sie dann heiser.
    »Das waren doch nur ein paar Karotten«, sagte Letty sanft und legte ein wenig ungeschickt den Arm um Stephanies zuckende Schultern.
    »Das weiß ich.« Stephanie trat einen Schritt zurück und wischte sich mit einem Schürzenzipfel die Augen. »Bitte lies vor.«
    Letty nahm das Kochbuch in die Hand und las langsam die Instruktionen für das nächste Gericht vor. Stephanie stürzte sich verbissen in die Arbeit, und als sie fertig war, schien sie sich wieder unter Kontrolle zu haben. Sie wirkte sehr erleichtert, als Dr. Humphries sich lobend äußerte.
    »Ganz ausgezeichnet, Mrs. Thornquist«, meinte sie. »Genau so lieben Babys ihren Brei. Und nun wieder zurück auf
    Ihre Plätze, meine Damen. Ich werde Ihnen noch etwas über Fruchtsäfte erzählen.«
    Stephanie setzte sich aufmerksam auf ihren Stuhl und zückte ihr Notizbuch, um sich kein Wort entgehen zu lassen.
    »Stephanie?« Letty nahm neben ihr Platz.
    »Ja?«
    »Du hast vorher gesagt, Joel und Philip würden nicht um mich, sondern um die Firma kämpfen.«
    »Und?«
    »Ich glaube, du hast recht. Es ist

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