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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Aschenbecher hingestellt und um ein paar Minuten Geduld gebeten. Christine blätterte in den verschiedenen Ausgaben der Zeitschrift, die auf dem Glastisch drapiert waren.
    Es war eine typische Frauenzeitschrift, sie wollte auch gar nichts anderes sein. Modephotos, Schminktipps, wie finde ich die große Liebe, Horoskope, Kochrezepte, ein Buch des Monats, in dem es um dieselben Themen ging, und eine Kolumne: ›Marions Sicht der Dinge‹. Christine hatte zwei Kolumnen gelesen, die sie witzig fand, als sich die Tür öffnete und eine rothaarige, sommersprossige Mitvierzigerin das Zimmer betrat und mit ausgestreckter Hand auf sie zukam.
    »Frau Schmidt? Ich bin Ellen Wagner, es freut mich sehr. Gehen wir in mein Büro?«
    Auf ihren Wangen tanzten zwei Grübchen, wenn sie redete. Christine fand sie äußerst sympathisch.
    Das Büro passte zu ihr, es war groß, sonnig, hatte einen Schreibtisch aus Glas, in der Ecke stand eine Sitzgruppe. Zwei große Blumensträuße, Stapel von Büchern und Papieren, an den Wänden Fotos und Kinderbilder.
    Sie setzten sich in zwei sich gegenüberstehende Korbsessel. Auf dem Tisch dazwischen standen frische Tassen, daneben lag die neueste Ausgabe der ›Kult‹.
    Ellen Wagner bemerkte Christines Blick sofort. »Genau, das ist das Thema. Ich sag einfach Christine, oder?« Sie wartete die Antwort nicht ab. »Also, Christine, wir haben ja seit vier Jahren ›Marions Sicht der Dinge‹ als Kolumne. Wir erscheinen vierzehntägig, das wissen Sie wahrscheinlich. Jetzt ist Folgendes passiert: Marion Korn ist von einem Verlag angesprochen worden, der ihr vorgeschlagen hat, einen Roman zu schreiben. Das ist toll für Marion und blöd für mich, weil ich die Kolumne behalten will. Marion schafft angeblich nicht beides gleichzeitig, Roman und Kolumne. Und jetzt raten Sie mal, um welchen Verlag es geht.« Auch dieses Mal erwartete sie keine Antwort. »Richtig, genau das Haus, für das Sie arbeiten.«
    Sie lächelte Christine triumphierend an. Christine lächelte zurück und wartete. Nicht lange.
    »Neulich war ich mit ein paar Freunden im Literaturhaus bei einer Veranstaltung. An der Garderobe stehe ich plötzlich vor Mathias, Ihrem Verlagsleiter. ›Mathias‹, hab ich gesagt, ›du hast mir Frau Korn abgeworben, jetzt sieh mal zu, dass du mir die Kolumne schreibst.‹ Das hat er früher mal gemacht, Kolumnenschreiben, wir haben zusammen studiert, für so ein Uni-Blatt. Heute ist ihm das peinlich, sie waren nämlich furchtbar schlecht.«
    Christine unterdrückte das Lachen. Sie ahnte und hoffte jetzt etwas.
    »Also, um es kurz zu machen, Mathias hat mir die letzten drei Ausgaben der ›Kult‹ geschickt, damit ich mir mal Ihre Kolumne ansehe. Mir hat vor allem ›Linda Liebe‹ gefallen. Hätten Sie Lust, für uns alle zwei Wochen auch eine zu schreiben?«
    Christine dachte kurz nach. Sie dachte an Ruth und dass sie erst mit ihr sprechen müsste. Ellen erriet anscheinend ihre Gedanken.
    »Ach, was ich vergessen habe zu sagen: Heute Morgen habe ich mit Ruth Johannis telefoniert, wir kennen uns ja schon lange. Sie hat gesagt, ich solle Sie fragen, ob Sie das schaffen, von ihr aus wäre das o. k.«
    In Christines Kopf schwirrte ein Satz wie ein Kinderlied: 
Ich komme in die
 › 
Femme‹, ich komme in die
 › 
Femme‹, ich komme in die
 › 
Femme‹.
    »Christine? Was sagen Sie dazu?«
    Christine schüttelte die Melodie ab und riss sich zusammen. »Natürlich, ich meine, es ist mir eine Ehre. Ich hoffe, dass ich…«
    Was redete sie denn da?
    »Also, ich würde es sehr gerne machen. Ich weiß nur nicht…« Im letzten Moment verbot sie sich den Satz, dass sie nicht wisse, ob sie das könne. Sie räusperte sich.
    »Also, ja. Gern.«
    Ellen lachte. »Da habe ich Sie auf dem falschen Fuß erwischt, oder? Könnten Sie mir bis Mittwoch Ihre Mappe mit den Kolumnen vorbeibringen? Ich würde gern noch einige lesen.«
    Der entsetzte innere Schrei »Mappe?« wurde von dem beruhigenden Gedanken »Ines!« abgelöst. Als sie Ines’ Sammelmappe das erste Mal gesehen hatte, hatte sie trotz Rührung einen Lachkrampf bekommen. Jetzt dankte sie innerlich ihrer Schwester für deren Folienmanie. Sie war so ordentlich. Weltbeste kleine Schwester.
    »Das mit der Mappe ist kein Problem. Die kann ich Ihnen morgen vorbeibringen.«
    Sie besprachen noch die Formalitäten wie Vertrag und Abrechnungen, dann verließ Christine die Redaktion. Sie fühlte sich prominent. Und wahnsinnig wichtig.
    Ruth saß an ihrem

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