Unzertrennlich
Ruths Entwürfe aus.
Wenige Stunden später stand Dorothea schon vor Christines Wohnungstür, als Ines und Gabi die Treppe hochkamen.
Sie umarmte Ines und gab Gabi die Hand.
»Ich glaube, wir haben uns schon mal getroffen, du bist Christines Kollegin und warst auf ihrem letzten Geburtstag, oder?«
»Genau. Weißt du eigentlich, was wir vorhaben?«, fragte Gabi.
Dorothea nickte und drehte sich zur Wohnungstür, um aufzuschließen.
»Ja, Ines hat es mir am Telefon erzählt. Wo ist denn Ruth Johannis? Die ist doch die Initiatorin, laut Luise.«
Gabi folgte Dorothea in Christines Wohnung. Im Flur roch es noch nach Christines Parfüm.
»Ja, Ruth ist ganz heiß auf die Geschichte. Es war ihre Idee, nur meistens überlässt sie die Arbeit dann den anderen. So ist sie immer, sie begeistert alle und drückt sich dann.«
»Na, klingt das nach Zickenkrieg?« Dorothea sah Gabi neugierig an. Die winkte schnell ab.
»Nein, Quatsch, wir sind gut befreundet. Wir haben unsere Ausbildung zusammen gemacht, vor zehn Jahren, seitdem arbeiten wir in derselben Firma. Sie beim Stadtmagazin und ich im Verlag. Wir spielen auch Tennis zusammen. Ach, und sie hat schon mal die Einladung entworfen, mitsamt dem Fragebogen.«
»Dann ist ja alles gut.« Dorothea ließ sich in einen roten Sessel fallen und sah Ines an. »Los, du bist die Schwester, hol die Fotoalben, vielleicht finden wir Spuren aus dem alten Leben der Christine S.«
»Ich möchte vorher gern noch den Fragebogen sehen.« Ines streckte ihre Hand in Gabis Richtung aus.
Eine Stunde und drei Alben später ging Dorothea Sekt aus ihrer Wohnung holen. Ines hatte frustriert auf jedes Bild gestarrt, auf dem Christine in Begleitung anderer Kinder und Teenager zu sehen war. Sie rieb sich die Augen.
»Das gibt es doch nicht, keine einzige Bildunterschrift, meine Schwester ballert die Bilder einfach unsortiert ins Album, wie kann man nur so schlampig sein. Außer meinen Cousinen erkenne ich niemanden wieder.«
Dorothea, die mit dem geöffneten Sekt wieder ins Zimmer kam, lachte. »Das muss dir als Folien- und Leitz-Fan doch richtig wehtun.« Sie schenkte den Sekt in drei Gläser und setzte sich wieder dazu. »Ich klebe meine Fotos gar nicht ein, ich werfe sie einfach in Kisten.«
Gabi setzte sich aufrecht hin. »Ich auch. Vielleicht hat sie ja noch irgendwo Kartons. Ines, guck doch mal.«
Seufzend stand Ines auf und ging wieder in das Büro ihrer Schwester. Zehn Minuten später kam sie zurück, trank einen Schluck und ging ins Schlafzimmer. Nach weiteren fünf Minuten stand Ines mit zwei Blechkisten vor ihnen.
»Da sind noch jede Menge Bilder drin. Aber alles durcheinander.«
Sie stellte die Kisten auf den Tisch und hob den Deckel ab. In diesem Moment klingelte das Telefon. Alle drei zuckten zusammen und starrten hin. Nach dem dritten Klingeln sprang der Anrufbeantworter an. »Christine Schmidt ist unterwegs, bitte Nachrichten nach dem Piepton.« Nach dem Signal folgte eine kleine Pause, dann sagte eine männliche Stimme: »Christine, ich bin es, ich wollte hören, wann du hier bist. Da du nicht drangehst, bist du wohl schon los, schön, ich versuche es auf deinem Handy.«
Dorotheas Gesichtsausdruck war verblüfft, fast entsetzt. Ines sah sie neugierig an.
»Wer war das denn?«
Dorothea strich sich mit einer schnellen Handbewegung die Haare aus dem Gesicht und hob betont gleichgültig die Schultern. »Keine Ahnung, er hat seinen Namen ja nicht gesagt.«
Sie vermied Ines’ forschenden Blick, sah in eine der Kisten und griff nach einem Stapel Bilder, Zettel und Eintrittskarten. Sie breitete alles vor sich aus.
»Meine Güte, Christine, der Hamster. Guckt mal, Kinokarten von ›Dirty Dancing‹, das ist auch schon ein paar Jahre her.« Sie wühlte in den Fotos und zog eines heraus. »Sag mal, ist das nicht Marleens Haus? Da war ich doch mal.«
Ines sah sie fragend an und nahm ihr das Bild aus der Hand. »Ja, das ist auch Marleen, Gott, wie sieht die denn da aus? Da war sie locker zehn Kilo schwerer. Das muss bei Christines Hochzeit gewesen sein. Ja, genau, und das daneben ist Dani, stimmt, sie hat bei Marleen übernachtet.«
Gabi sah Ines über die Schulter. »Wer ist Dani? Ach, und das ist Marleen, die Freundin aus Cuxhaven, die die Kneipe hat?«
»Genau die. Und Dani und Christine haben zusammengewohnt, bevor Christine Bernd kennen lernte. Dann ist Dani aus- und Bernd eingezogen. Ich glaube, die haben sich seither nicht mehr gesehen. Dani
müssen
wir
Weitere Kostenlose Bücher