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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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beruflichen Gründen in Bremen, war aber immer noch verheiratet. Trotzdem begannen sie eine Affäre. Es war leicht zu bewerkstelligen. Christine war im Außendienst und übernachtete die Woche über häufig bei Richard in Bremen. Seine Frau lebte in Berlin, führte ihr eigenes Leben, Christine war überrascht, wie sich die Sehnsucht der Dame in Grenzen zu halten schien, es gab nie Besuche oder Anrufe, die Geschichte zwischen Richard und Christine konnte sich in aller Ruhe entwickeln.
    Nach anderthalb Jahren gab es die ersten Probleme. Zu dem Zeitpunkt, an dem sich nach der ersten Verliebtheit eine Beziehung weiterentwickelt und man Pläne für die Zukunft macht, wie Urlaubsreisen und Wohnungsbesichtigungen, war bei ihnen Stillstand eingetreten. Christine war überrascht, wie viele Klischees über Geliebte sich erfüllten, aber sie stimmten alle. Einsame Wochenenden, Feiertage, Ferien, in diesen Zeiten war Christine Single, Richard verbrachte sie in Berlin. Zögerlich hatte er versucht, sich aus seiner Ehe zu lösen, seine Frau lehnte eine Trennung jedoch rigoros ab. So blieb alles, wie es war.
    Die Leichtigkeit zwischen Christine und Richard wurde abgelöst von Diskussionen über enttäuschte oder zu hohe Erwartungen. Jeder fühlte sich ungerecht behandelt, nicht verstanden und war traurig. Nach zwei Jahren legten sie ihre Gefühle auf Eis und sahen sich eine Zeit lang nicht mehr.
    Christine wechselte vom Außen- in den Innendienst, die Möglichkeit, sich während der Woche zu sehen, fiel dadurch weg. Ihr ging es nicht gut in der Zeit, Richard blieb der erste und letzte Gedanke an jedem Tag, sie fühlte sich unglücklicher als nach ihrer Scheidung. Dorothea vermittelte ihr die Wohnung neben ihrer und sorgte für ein Beschäftigungsprogramm. Nichts half. Weder verlängerte Wochenenden am Meer noch Kino noch immer wiederkehrende Gespräche über die Sinnlosigkeit und Qual einer Beziehung mit einem verheirateten Mann. Dorothea beschimpfte Richard, Christine stimmte ihr zu und träumte nachts von ihm.
    Nach drei Monaten Funkstille rief Richard wieder an. Als sie seine Stimme hörte, ging alles von vorne los. Sie trafen sich noch am selben Abend in einem Hotel zwischen Hamburg und Bremen, redeten die ganze Nacht und beschlossen, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Irgendwann.
    Das war jetzt ein halbes Jahr her. Es hatte sich viel verändert. Und auch wieder nichts. Richard fuhr nicht mehr jedes Wochenende nach Berlin, seiner Frau erzählte er, er würde ein Projekt der Uni in Bremen betreuen, das viel Zeit koste. Christine fuhr wieder öfter am Wochenende zu Marleen, offiziell zumindest, Marleen war eingeweiht, Christine rief sie auf der Rückfahrt immer vom Auto aus an. Wenn Dorothea sie nach einem solchen Wochenende traf und nach Marleen fragte, fühlte sich Christine erbärmlich. Aus Angst vor Dorotheas Reaktion log sie weiter.
    Ein einziges Mal hatte Christine auf dem Weg zu ihm in der Autobahnraststätte Luise getroffen. Luise fand, dass Christine wie das personifizierte schlechte Gewissen aussah, und bohrte so lange nach, bis Christine ihr erzählte, dass sie sich wieder mit Richard traf, nicht so oft, dafür aber viel ungezwungener.
    Luise sah sie skeptisch an und winkte dann ab. »Es geht mich nichts an, ich rede auch nicht drüber. Ich wünsche dir nur, dass du damit klarkommst.«
    Sie hatte keinem etwas erzählt.
    An diesem Wochenende hatte Richard einen Kongress in Westerland. Sein Kollege war krank geworden, Richard war allein gefahren und hatte ein Doppelzimmer. Es war Zufall oder Glück, dass der Kongress genau an Christines Urlaubsanfang lag, sie wollte ohnehin nach Sylt. Ihre Eltern kamen erst am Sonntag aus dem Urlaub zurück, niemand würde bemerken,dass Christine die ersten beiden Nächte nicht in ihrem alten Zimmer schlief.
    Der Zug kam im Westerländer Bahnhof zum Stehen. Die Rücklichter der vor Christine stehenden Autos leuchteten auf, langsam setzte sich die Schlange in Bewegung. Das Hotel war in Rantum. Noch zehn Minuten Fahrzeit bis zu Richard. Christine setzte den Blinker und schob alle Zweifel beiseite.
     
Flensburg
     
    Luise schlug wütend mit dem Handballen auf das Lenkrad. »Was für ein Mist, verdammter, seid ihr zu blöd, Umleitungsschilder zu stellen? Alles Idioten, Himmelherrgott, ich werde hier noch irre.«
    Sie kurvte jetzt schon seit über einer halben Stunde durch diese Gegend. Sie hatte drei Buchhandlungen in Flensburg besucht, musste in einer Stunde in Schleswig sein und

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