Unzertrennlich
finden.«
Dorothea schenkte Sekt nach. »Wenn ich mich richtig erinnere, ist das nicht gerade im Guten auseinander gegangen.«
Gabi sah sich das Foto noch mal genau an. »Deshalb müssen wir sie finden. Vielleicht hat Marleen ja ihre Adresse.«
Dorothea war skeptisch. »Nach fünfzehn Jahren? Gib mir mal das Telefon, ich rufe sie an, falls Christine die Nummer eingespeichert hat.« Mitten in der Bewegung hielt sie inne und lachte. »Ich kenne nicht mal Marleens Nachnamen. Weißt du das, Ines?«
Ines überlegte angestrengt und schüttelte dann den Kopf. »Das ist peinlich, ich weiß ihn auch nicht und kenne Marleen schon lange. Aber guck doch mal unter M wie Marleen.«
Christine hatte die Nummer tatsächlich unter M eingespeichert. Dankbar hörte Dorothea das Freizeichen. Nach dem dritten Klingeln meldete sich Marleen.
»Grüß dich, hier ist Dorothea.«
»Dorothea! Ist was mit Christine?«
»Nein, nein, die ist auf dem Weg nach Sylt, sie hat eine Woche Ferien.«
»Das weiß ich, wir haben gestern Abend noch telefoniert, ich dachte, weil du anrufst, ist was.«
»Kein Grund zur Sorge. Aber wir haben was vor, das heißt, zwei Kolleginnen von Christine hatten eine Idee und langsam sind wir alle infiziert. Pass auf, es geht um Folgendes…«
Dorothea erzählte von Ruth und Gabi und deren Plan, von Linda Liebe und den bisher erfolglosen Recherchen.
»Und jetzt sitzen wir in Christines Wohnung und wühlen uns durch ihre Fotoalben. Bislang haben wir nichts gefunden, keine Bildunterschriften, keine Adressen. Aber ein Foto von dir und Dani, das war bei Christines Hochzeit. Kannst du dich noch an sie erinnern?«
Marleen antwortete sofort. »Daniela, die Wohngenossin, ja klar, die hat damals bei uns übernachtet. Ich glaube, ich habe sogar noch die Adresse ihrer Eltern. Dani wohnte damals in Bremen und hatte ihren Hausschlüssel hier vergessen, den habe ich am nächsten Tag zu ihren Eltern gebracht, die wohnen in Cuxhaven. Ich versuche mal, sie zu erreichen.«
Dorothea nickte den anderen beiden zu und hob den Daumen in die Höhe.
»Ach, Marleen, du bist der erste Erfolg. Klasse. Dieses Detektivspiel macht langsam Spaß.«
»Ich hoffe nur, dass es Christine auch Spaß macht, so ein richtiger Fan von Überraschungen ist sie ja nicht gerade.«
Ines nahm Dorothea den Hörer aus der Hand. »Marleen, hier ist Ines, ich habe an Dorotheas Ohr mitgehört. Du, ich war auch erst skeptisch, aber meine Schwester wird seit neuestem sentimental und erzählt von früher. Das hat Luise erzählt, die sucht auch mit. Fällt dir noch jemand ein?«
Marleen zweifelte immer noch. »Na ja, dann will ich das mal glauben. Lasst mich mal überlegen… Habt ihr schon an Lena gedacht?«
»Ja, die Handballerin. Aber von der fehlt uns noch jede Spur. Sag bloß, du weißt, wo sie ist.«
»Wir haben doch ein paar ältere Damen, die uns im Lokal helfen. Sie backen unsere Kuchen und rollen die Fleischklößchen, wenn ich Hochzeitssuppe koche. Zu denen gehört Lenas Mutter. Morgen sehe ich sie.«
»Marleen, ich könnte dich küssen. Bist du dabei?«
Marleen lachte. »Beim Küssen oder beim Suchen? Gut, ich schau mal, was ich herausfinde. Ich rufe dich an. Grüße an die restlichen Detektive. Tschüss.«
Gabi und Dorothea klatschten sich ab.
Sylt
150Kilometer weiter nördlich fuhr Christine zur selben Zeit in Niebüll auf den Autozug nach Sylt. Hinter einem Mercedes kam sie zum Stehen, nach einem Handzeichen des Einweisers stellte sie ihren Motor ab, zog die Handbremse an und öffnete das Schiebedach. Die Sonne schien ihr ins Gesicht, Christine schob die Sonnenbrille auf den Kopf und schloss die Augen. Eine Woche Ferien, Sylt, die Strandsauna in List, Weintrinken bei Wonnemeyer und Gosch, Fischbrötchen, ihre Eltern und – Richard. Bei aller Vorfreude hatte sie ein schales Gefühl. Sie hatte Richard seit vier Wochen nicht mehr gesehen und sehnte sich nach ihm. Es war nur keine vorbehaltlose Freude, dazu war alles viel zu kompliziert.
Sie hatte Richard vor zehn Jahren in Berlin kennen gelernt. Er arbeitete mit ihrem Bruder Georg zusammen bei einem Fernsehsender, Georg als Sportjournalist, Richard als Anwalt. In Christines Erinnerung war es Liebe auf den ersten Blick, allerdings ohne Konsequenzen. Beide waren damals verheiratet, es war der falsche Zeitpunkt, das Leben zu ändern. Gutfünf Jahre später trafen sie sich durch Zufall wieder. Christine war inzwischen geschieden und lebte in Hamburg. Richard lebte die Woche über aus
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