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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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wenn ich mal hier war, hatte ich kaum Zeit. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun.«
    »Ach komm, du kannst doch mal zwischendurch anrufen. Das hast du früher auch gemacht. Wenn ich mich nicht bei dir melde, hören wir gar nichts mehr voneinander.«
    Christine schluckte. Ganz unberechtigt waren die Vorwürfe nicht, sie hatte in der letzten Zeit nicht viel für diese Freundschaft getan, sie war völlig mit ihren eigenen Dingen beschäftigt, dem Verlag, der ›Femme‹, nebenbei noch die Kolumnen für Ruth und natürlich Richard.
    »Ich habe außerdem das Gefühl, dass du mir nicht mehr alles erzählst. Du redest nur noch über unverbindliche Sachen, überhaupt nichts Privates mehr. So geht man nicht mit einer Freundin um.«
    Dorothea sah Christine wütend an. Sie fühlte sich hintergangen, seit sie Richards Stimme auf Christines Anrufbeantworter erkannt hatte. Dorothea und Georg hatten Christine damals zu dem Sommerfest eingeladen, bei dem sie Richard zum ersten Mal begegnet war. Als die Affäre vor vier Jahren begann, war es Dorothea, die Christine Mut machte, sich auf die Geschichte einzulassen, weil sie merkte, dass dieser Mann Christine gut tat, sie strahlte, war euphorisch und sehr verliebt. Nach den ersten leichten Monaten kamen die schwierigeren. Christine eignete sich nicht zur Geliebten, sie litt unter Wochenenden, Feiertagen und Ferien ohne Richard. Dorothea begleitete die Wechselbäder. In schlechten Phasen entkorkte sie Weinflaschen, reichte Taschentücher, hielt verheiratete Männer für feige Idioten, schwor Rache und malte Christine aus, wie Richard leiden würde, wenn er von ihr verlassen würde und seine nächsten Jahre mit dieser unsäglichen Gattin fristen müsste. In guten Phasen hörte sie geduldig den Richard-ist-das-Beste-was-mir-passieren-konnte-Geschichten zu und bestärkte Christine darin, einfach weiterzumachen: »Genieße es und warte ab, was kommt.«
    Was kam, war ein vierzehntägiger Skiurlaub, den Richard von der Gattin zum letzten Weihnachtsfest geschenkt bekam. Christine war fassungslos, als Richard diesen Urlaub in ehelicher Zweisamkeit tatsächlich antrat. Er schrieb nachts sehnsüchtige SMS, während Christine die zwei Wochen im Wechsel zwischen Wut, Eifersucht und verzweifelter Trauer verbrachte. Dorothea betrank sich solidarisch mit, versuchte erfolglos, Christine aufzuheitern, kochte jeden Abend für sie, um anschließend fast alles einzufrieren. Irgendwann reichte es ihr und sie hielt Christine eine Standpauke, die es in sich hatte. Sie endete mit dem Satz: »Jetzt schalte endlich wieder dein Hirn ein und guck in den Spiegel, was du mit dir machen lässt. Meine Güte, du hast so viel in deinem Leben geschafft, weshalb lässt du es zu, dass so ein Arsch dich klein macht?«
    Es schien genützt zu haben. Als Richard aus seinem Urlaub zurückkam und überraschend vor Christines Tür stand, war sie zunächst unsicher, dann wurde sie angesichts seiner guten Laune sauer. Er erklärte nichts, freute sich nur, sie zu sehen. Ihr reichte das nicht mehr. Im Streit gab sie ihm seinen Wohnungsschlüssel zurück, Richard ging, Christine heulte und klingelte bei Dorothea Sturm.
    Das war über ein halbes Jahr her. Nach einigen Wochen und diversen Rettungsaktionen Dorotheas hatte sich Christine beruhigt und wie eine Verrückte zu arbeiten begonnen. Dorothea war erleichtert, dass dieses Kapitel beendet war und Christine wieder zu ihrer alten Form gefunden hatte. Und dann plötzlich diese Stimme auf Christines Anrufbeantworter.
    Christines Stimme holte sie aus ihren Erinnerungen zurück.
    »Also gut, du hast dich über irgendetwas aufgeregt, das habe ich begriffen. Dann spuck es bitte aus, bevor wir hier weiter rumeiern, wir können doch drüber reden.«
    Dorothea schnappte nach Luft. »Wir können drüber reden. Toll. Das habe ich auch gedacht, dass wir reden können, aber da habe ich mich anscheinend geirrt. Du redest nämlich nicht, du machst hier schön einen auf Geheimnis, weißt du eigentlich, wie blöd ich mir vorkomme?«
    Christine wirkte verunsichert. »Ich weiß wirklich nicht, worüber du dich aufregst. Was ist denn passiert?«
    Dorothea trank ihr Glas in einem Zug aus und knallte es dann auf die Tischplatte. Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Gut. Dann sage ich es dir. Als du nach Sylt gefahren bist, habe ich die Post in deine Wohnung gebracht. Genau in dem Moment, als Richard Jürgensen auf deinen Anrufbeantworter gesabbelt hat. Super, habe ich gedacht, der feine Herr meldet

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