Unzertrennlich
ins Ohr, es reicht, wenn du mich reinlässt.«
Die Haustür fiel ins Schloss, kurz darauf stand Gudrun in der Küche.
»Mein Gott, hat deine Tochter ein Organ, hallo Frauke, wie, wow, du warst beim Friseur, du siehst ja klasse aus.«
Die beiden umarmten sich, dann schob Gudrun Frauke mit ausgestreckten Armen ein Stück von sich.
»Sag mal, du siehst ganz verändert aus, was ist los, hast du dir einen Liebhaber zugelegt? Oder nimmst du eine neue Creme und wenn ja, wie heißt die?«
Frauke lachte und machte sich los. »Setz dich, ich erzähle es dir gleich. Außerdem habe ich ein Attentat auf dich vor.«
Frauke und Gudrun kannten sich seit der Schulzeit. Sie waren nie enge Freundinnen gewesen, gehörten aber immer derselben Clique an. Nach der Schule verloren sie sich für einige Jahre aus den Augen, dann übernahm Gunnar das Autohaus in Lübeck, sie kauften sich ein Haus am Rande der Stadt und lernten bei einem Straßenfest ihre neuen Nachbarn kennen. Gudrun und Hannes. Frauke war damals mit Lisa schwanger, Gudrun arbeitete als Arzthelferin. Sie konnte keine Kinder bekommen, womit sie sich abgefunden hatte, Hannes jedoch nicht. Drei Jahre später verließ er sie wegen einer Bettina, die schon eine Tochter aus erster Ehe hatte. Später bekam sie noch drei mit ihm.
Gudrun ließ sich nach außen hin nichts anmerken. Sie wollte von Hannes keinen Unterhalt, bestand aber auf das Haus. Er überschrieb es ihr, sie renovierte es komplett und fing anschließend ein neues Leben an.
Mittlerweile war sie Chefarztsekretärin in der Uniklinik, sie hatte Englisch und Spanisch gelernt, machte jedes Jahr zwei große Reisen, ging ins Fitness-Studio und hatte eine lockere Beziehung mit Carlos, einem spanischen Kinderarzt aus Kiel. Mit ihm hatte sie gerade drei Wochen Urlaub in seiner Heimat gemacht, sie war braun gebrannt und sah zufrieden aus.
Sie setzte sich an den Küchentisch und beobachtete Frauke dabei, wie sie Tassen aus dem Schrank nahm.
»Du hast auch abgenommen.«
Frauke drehte sich zu ihr um und lächelte. »Sieht man das schon?«
»Na klar. Wie viel hast du denn runter?«
»Zehn Pfund«, sagte Frauke stolz. »Und die Haare? Findest du die nicht zu kurz?«
Die ehemals schulterlangen Haare, die Frauke morgens achtlos zu einem Zopf gebunden hatte, reichten ihr noch bis zum Kinn, waren lockig und von hellen Strähnen durchzogen. Gudrun war beeindruckt.
»Du siehst total verändert aus, ich hatte ganz vergessen, was in dir steckt, es macht dich um zehn Jahre jünger, jetzt erzähl endlich, was hier passiert ist.«
Während Frauke von der Einladung zu Christines Geburtstag erzählte, von Lisas Kommentaren, von ihrer Frustration und den anschließenden Vorsätzen, fiel Gudrun auf, wie die Augen ihrer Freundin blitzten und wie anders ihre Stimme klang. Sie war so erstaunt über diese Verwandlung, dass sie kaum registrierte, um wessen Geburtstag es überhaupt ging. Frauke stand auf und holte den Umschlag.
»Und das ist der Fragebogen. Ich habe ihn für dich kopiert, bevor ich ihn ausgefüllt habe. Meinen habe ich schon fertig. Vielleicht kannst du das bis zum Wochenende machen, dann schicke ich beide zusammen zurück.«
Gudrun machte eine abwehrende Handbewegung. »Warte mal, ich stehe im Moment auf der Leitung. Wer war denn noch Christine Schmidt? Die war nicht bei mir in der Klasse.«
Frauke verdrehte die Augen. »Ach Gudrun, du hast deine gesamte Schulzeit verdrängt, du erinnerst dich nie an jemanden, von dem wir reden. Außerdem bist du auch eingeladen, ich habe dieser Gabi ja gesagt, dass ich Kontakt zu dir habe. Also, Christine war in meiner Klasse, wir haben alle zusammen Tanzstunde gemacht, dann waren wir einen Sommer lang immer zusammen im Freibad, damals in der Zeit mit Björn, Alex und Ingo. Daran musst du dich doch erinnern.«
Gudrun sah ratlos aus, anscheinend sagte ihr kein einziger Name etwas. Frauke schüttelte den Kopf und holte ein blaues Fotoalbum, in dem sie blätterte.
»Hier.« Ihr Finger tippte auf ein Bild, auf dem acht Mädchen und vier Jungen in bunten Kostümen in die Kamera lachten. »Das bist du, das bin ich und hier ist Christine. Abschlussball in Schröders Hotel, na bitte. Und du warst dabei.«
Gudrun betrachtete das Foto und plötzlich dämmerte es ihr.
»Ach, Christine, jetzt weiß ich, ich hatte jemand ganz anderes im Kopf. Ich dachte, das wäre die Rothaarige, die mal mit Stefan Matthes ging. Die konnte ich nie leiden.«
Frauke sah sie ungeduldig an. »Die hieß Christiane
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