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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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bedauernd, dass Sven überhaupt nicht geflirtet hatte. Vermutlich wollte er wirklich nur ab und zu einmal ausgehen und suchte, entgegen Mathias Ratschlägen, keine neue Freundin. Sie sagte sich, dass das auch gut wäre, fühlte sich bestätigt, als sie Richards Stimme auf dem Anrufbeantworter abhörte. Er klang sehnsüchtig, Christine hatte mit ihren Gefühlen für ihren verheirateten Liebhaber ohnehin genug zu tun.
    Eine Woche später gingen sie zusammen ins Kino, redeten anschließend bei einem Bier über den Film und hatten dieselbe Meinung. Sie fanden heraus, dass sie beide früher Handball gespielt hatten, Sven wollte Karten für den HSV besorgen.
    Zwei Tage später zog Christine während eines Telefonats mit Sven ihre Gardinen zu und riss dabei die Gardinenstange aus der Wandhalterung. Die Metallstange knallte ihr auf den Schädel, Christine erzählte Sven von Energietänzen, rieb sich dabei die Beule am Kopf und bekam einen Lachkrampf. Am nächsten Abend kam Sven mit der Bohrmaschine vorbei, Christine sagte Richard zum ersten Mal kurzfristig ab.
    Sven reparierte die Gardinenstange, während Christine Nudeln kochte. Beim Essen sprachen sie das erste Mal über ihre gescheiterten Ehen und das Leben als Single. Christine fühlte ein Ziehen im Bauch und schob es auf die Hackfleischsauce. Sven blieb witzig, entspannt und unverbindlich. Die SMS von Richard blieb an diesem Abend unbeantwortet.
    Und jetzt lief sie hinter Sven her und fühlte nach den zwei Küssen ihren Puls. Er drehte sich ab und zu nach ihr um, dann kamen sie zum Hallenausgang und gingen nebeneinander zum Parkplatz. Sie schwiegen, bis sie Svens Auto sahen. Er ging zur Beifahrertür, öffnete sie und sah Christine an. Als sie vor ihm stand, dachte sie kurz an Richard. Dann sah sie Svens Gesicht, fühlte seine Hand auf ihrem Rücken, ließ sich von ihm in den Arm nehmen und schloss die Augen.
    Auf dem Parkplatz vor der Sporthalle, dachte sie, wie früher. Und bekam Herzklopfen.
     
Hamburg
    Gabi stand vor dem Friseurladen und sah zu den Fenstern im zweiten Stock hinauf. Hier musste es sein, in der Wohnung brannte Licht. Sie stieg die drei Stufen zur Eingangstür hoch und suchte den Namen auf den Klingelschildern. Die dritte von oben: R.Johannis. Gabi atmete tief durch, nahm den Blumenstrauß in den anderen Arm und drückte auf den Klingelknopf. Kurz darauf ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Ja, wer ist da?«
    Gabi räusperte sich. »Hallo, ich bin es, Gabi.«
    Die Antwort kam verzögert. »Oh, Gabi… Komm hoch.«
    Der Türöffner summte, Gabi drückte die Tür auf und betrat das Treppenhaus.
    Sie hatte Ruth seit ihrem Streit im Büro nicht mehr gesehen. Anfangs hatte sie gedacht, dass die Auseinandersetzung ein Neuanfang gewesen wäre. Dann war Ruth für eine Woche zu einem Seminar nach Köln gefahren, anschließend hatte Gabi zwei Wochen Urlaub. Sie hatte versucht, Ruth anzurufen, sie aber nie erreicht. Zu Hause lief ein Anrufbeantworter, im Verlag wurde sie von Ruths Sekretärin abgewimmelt.
    Gabi hatte über den Streit lange nachgedacht, es tat ihr leid, ihr war einiges klar geworden, sie wollte mit Ruth darüber reden, aber die gab ihr keine Gelegenheit.
    Schließlich hatte sie in der letzten Woche Christine angesprochen und ihr alles erzählt. Christine fiel aus allen Wolken, weil Gabi überhaupt nichts wusste. Kurz nach dem Streit sei Ruths Doppelliebesleben aufgeflogen. Das Seminar in Köln habe Ruth kurzfristig gemacht, um aus dem Schussfeld zu kommen. Und vor einer Woche sei sie in eine neue Wohnung gezogen. Gabi war fassungslos, umso mehr, nachdem Christine sie vorsichtig gefragt hatte, ob sie es gewesen sei, die Karsten angerufen habe. Das wäre nämlich Ruths Verdacht.
    Jetzt stand Gabi vor der angelehnten Wohnungstür. Sie klingelte kurz und betrat dann die Wohnung. Ruth kam ihr entgegen, einen leeren Karton in der Hand, den sie auf den Boden fallen ließ. Sie war ungeschminkt, hatte ihre Haare zum Pferdeschwanz hochgebunden, trug eine alte Jeans und ein kariertes Männerhemd. Ihr Blick war ausdruckslos.
    »Wie komme ich zu der Ehre?«
    Gabi kam sofort zur Sache, sie war zu aufgewühlt, um diplomatisch zu sein.
    »Ich habe Karsten nicht angerufen. Das hätte ich nie getan. Du hast mir vor vier Wochen vorgeworfen, dass ich dir nie etwas erzähle. Wir haben uns gestritten, das stimmt, aber ich dachte, dass wir jetzt wieder auf dem Weg sind. Und jetzt ziehst du hier so ein Ding ab.«
    Ruth ließ sich mit hängenden Schultern auf

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