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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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der Kneipe. »Na, wen haben wir denn da?«
    Christine stöhnte leise, Bernd war Weltmeister der flachen Sprüche, zumindest dann, wenn er sich unsicher fühlte. Wieso hatte sie das während ihrer Ehe so selten bemerkt? Sie drehte sich zu ihm um.
    »Mein Name ist Christine Schmidt und wenn ich dir bekannt vorkomme, liegt es daran, dass wir mal miteinander verheiratet waren.«
    Bernd war gegen Ironie resistent. Er setzte sich auf den Stuhl, der neben ihr stand.
    »Und? Alles in Butter auf’m Kutter? Was gibt es Neues an der Front? Marleen, machst du mir ein Bier?«
    Marleen verdrehte die Augen. »Aber nur ein Schnelles, ich muss kochen, da kann ich keine Gäste nebenbei haben.«
    »Wieso? Christine ist doch auch da.«
    »Die hilft mir beim Kochen.«
    Bernd guckte skeptisch. »Echt? Na, dann will ich das mal glauben. Marleen, wir wollen am 6.Dezember hier Weihnachtsfeier machen. Dreißig Leute. Und wir wollen Grünkohl essen.«
    »Mit Reis oder mit Nudeln?«
    Bernd sah sie irritiert an. »Das schmeckt doch nicht mit Nudeln. Mit Kartoffeln natürlich.«
    Marleen sah auf ihren Kalender. »Das klappt, ist in Ordnung. Wieso seid ihr denn so viele? Ist das mit Anhang?«
    Bernd guckte unschuldig. »Ein paar bringen ihre Partner mit, aber nicht alle, ich komme auch allein.«
    Marleen blickte ihn genauso unschuldig an. »Wieso? Bist du nicht mehr mit Antje zusammen?«
    »Ab und zu mal, das ist nichts Festes. Nur so.«
    Christine dachte, dass man ihrem Exmann einfach mal kräftig in die Eier treten sollte. Sie beobachtete ihn unauffällig, während er sich mit Marleen unterhielt. Er hatte zugenommen, was ihm nicht stand. Er wirkte mopsig. Der rote Fleecepullover war mindestens sieben Jahre alt, den hatte sie ihm noch gekauft. Unten ribbelte der Saum auf. Ungefragt nahm Bernd sich eine Zigarette aus Christines Schachtel. Sie war versucht, ihm auf die Finger zu hauen, kein Klaps, sondern richtig. Das Kichern bahnte sich langsam einen Weg durch Christines Hals, sie spürte gerade noch rechtzeitig Marleens Blick und hustete.
    »Na, hast du dich erkältet? Du siehst dünn aus. Steht dir aber.«
    Wenn sie darauf antworten sollte, wäre es vorbei. Christine sprang auf und eilte wortlos zur Toilette, wobei sie im Stillen antwortete: Oh, danke, du bist mopsig geworden, steht dir aber nicht. Sie kicherte albern, als sie auf dem Klo saß.
    Als Christine zurückkam, setzte Bernd sein leeres Glas ab und sah ihr entgegen.
    »Mädels, ich muss los. Wir sehen uns, haltet euch aufrecht. Tschüssikowsky.«
    Marleen und Christine sahen ihm reglos hinterher. Erst als die Tür hinter ihm zufiel, schauten sie sich an, um sofort in haltloses Gelächter auszubrechen.
    »Himmel.« Marleen schnappte nach Luft, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. »Und das war mal die Liebe deines Lebens. Und fett ist der geworden.«
    »Mopsig.« Christine krümmte sich zusammen. Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen. »Mein lieber Scholli, wie Bernd jetzt sagen würde, wo hatte ich mein Hirn? War er denn immer schon so?«
    Sie sah Marleen zweifelnd an, die nachdenklich ihren Kopf wiegte. Dann fing sie wieder an zu lachen.
    »Doch. Ich befürchte, er war schon immer so. Also, nimm die Männer deines Lebens bloß nicht so ernst.«
    Sie atmete tief durch und wischte sich abschließend über die Augen. »Komm, Hase, ran an die Kartoffeln, es gibt Wichtigeres im Leben, als sich seinen Kopf mit komplizierten Liebesgeschichten vollzumüllen. Bernd wird nicht die letzte Kuh sein, die wir vom Eis holen.«
    Christine kicherte wieder und griff zum Schälmesser.
    Marleen sah sie an. »Ist dieser Sven eigentlich jünger als du?«
    »Glaube ich nicht, weiß ich nicht, wieso?«
    »Na ja, Dani hat ja einen Liebhaber, der zehn Jahre jünger ist als sie. Das kann auch schwierig werden.«
    Christine sah verwirrt hoch. »Welche Dani? Meine Dani? Woher weißt du das?«
    In diesem Moment klingelte das Telefon, Marleen sprang schnell auf und biss sich dabei auf die Lippe. Scheiße, dachte sie, knapp daneben ist auch daneben.
    Sie nahm den Hörer ab und eine weitere Reservierung für eine Weihnachtsfeier entgegen.
    Als Christine ein paar Stunden später in Hamburg ihre Wohnungstür aufschloss, freute sie sich, nach Hause zu kommen. Marleen hatte Recht, sie hatte schon wesentlich schwierigere Zeiten überstanden. Alles war besser als ihr altes Leben mit Bernd, dem Mops, und Antje-nur-so.
    Ihr Anrufbeantworter blinkte. Anrufe von Dorothea, die wissen wollte, wo zur Hölle

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