Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
blöd, wenn alles immer so bliebe, wie es ist. Liebesgeschichten verändern sich, das hat jeder schon mal erlebt. Man führt dann Beziehungsdiskussionen und will die Liebe retten. Aber die beste Freundin soll immer so bleiben, wie sie am Anfang war. Das sind Erwartungen, die nicht zu erfüllen sind. Und anstatt darüber zu reden, wird ständig dieses Wort Freundin beschworen. Wie oft hast du Hanna in den letzten fünf Jahren gesehen? Und wie viel hat sie mit deinem normalen Leben zu tun?«
    Ruth überlegte ein paar Sekunden. »Nicht oft. Lars und Karsten mochten sich nicht besonders und ich habe ja auch nicht so viel Zeit.«
    »Wie oft?«
    »Na ja, vielleicht sechs- oder siebenmal. Und wir haben ab und zu telefoniert.«
    »Das meine ich. Aber trotzdem bezeichnest du sie als beste Freundin. Und schiebst alles andere weg. Wenn dieselbe Situation mit einer Frau, die du nur flüchtig kennst, passiert wäre, hättest du nur den Kopf geschüttelt und gesagt: ›Lasst mich doch in Ruhe.‹ Da würdest du dir doch keine Gedanken machen, bis auf den, dass die Frau einem leid tun kann, wenn sie ihrem Göttergatten so wenig vertraut. Wobei ich ihr Misstrauen übrigens demütigend finde.«
    Ruth fragte sich im Stillen, was Hanna ihm erzählt hatte, nachdem Ruth ohne Abschied das Haus verlassen hatte.
    »Ach, Christine, ich finde das Leben im Moment ziemlich anstrengend. Erst Karsten, dann Hanna, mein altes Umfeld bröselt so weg. Ich weiß überhaupt nicht mehr, an was ich glauben soll.«
    Christine betrachtete Ruth wortlos. Sie hatte ihre blonden Haare hochgesteckt, trug enge Jeans und einen knappen schwarzen Pullover, war geschminkt und sah großartig aus. Sie drehte sich zu Franco um und deutete auf die leere Weinkaraffe.
    Er brachte kurz darauf eine volle.
    »Schöne Frau, 
salute

    Ruth lächelte kurz und wandte sich wieder Christine zu.
    »Was überlegst du gerade?«
    »Ich habe überlegt, wie es dir wirklich geht. Eigentlich habe ich nicht den Eindruck, dass du unter deiner Situation leidest. Du hast das mit dem Umzug, der Trennung und dem Neuanfang doch ganz gut hingekriegt.«
    Ruth schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Mir geht es auch nicht schlecht. Ich finde das alles nur so nervig. Hannas Gezicke hat mich tierisch aufgeregt, ich weiß wirklich nicht, was die sich einbildet. Dann ist mein Liebesleben auch nicht wirklich klasse. Und mein Job geht mir auf den Geist. Ich kann die Titelzeile ›Kult‹ nicht mehr sehen. Ich habe mein Privatleben geändert, ich würde dasselbe am liebsten auch mit dem Job machen.«
    »Was willst du denn machen?«, fragte Christine.
    »Ich weiß es nicht, so viele Möglichkeiten habe ich ja nicht. Ich bin seit dreizehn Jahren im Verlag. Erst die Ausbildung, dann Vertrieb, dann Werbung und dann kam schon das Stadtmagazin. Ich mache ›Kult‹ jetzt schon seit fünf Jahren, ich will mal was anderes. Der Job hat mir immer Spaß gemacht, das Stadtmagazin ist mir nur zu wenig geworden. Ich brauche mal eine Herausforderung. Weißt du, ich habe dich beneidet, dass du die Kolumnen für die ›Femme‹ schreiben kannst, das ist doch mal was anderes.«
    »Ellen Wagner ist schwanger.«
    »Echt? Die hat doch schon eine Tochter.«
    »Ja, und jetzt kriegt sie das zweite Kind. Und ich glaube nicht, dass sie sofort nach der Geburt wieder anfängt. Rede doch mal mit ihr, vielleicht kannst du ja einsteigen.«
    Ruth strahlte Christine an. »Bei der ›Femme‹. Das wäre super. Danke, Christine, ich fahre morgen gleich vorbei.«
    Wenig später bezahlten sie und verließen das Lokal. Christine begleitete Ruth bis zu ihrer Wohnung, die auf Christines Weg lag. Vor der Haustür sagte Ruth:
    »Das war gut, meine Laune ist schon viel besser. Aber sag mal, du lehnst Freundschaften mit Frauen doch nicht grundsätzlich ab, oder?«
    Christine lachte. »Nein, ich lehne sie genauso wenig ab wie eine Freundschaft mit Männern. Ich mache aber keinen Unterschied mehr. Für eine Freundschaft reicht es nicht, dasselbe Geschlecht zu haben. Meine Frauensolidarität hält sich mittlerweile in Grenzen. Aber ich kann auch nicht alle Männer leiden.«
    Sie verabschiedeten sich. Ruth sah Christine hinterher, bis sie um die nächste Straßenecke verschwand. Es waren noch zwei Wochen bis zu Christines Geburtstagsüberraschung.
    Wenn alle anderen sich bei diesem Fragebogen ähnliche Gedanken machten, würde sich an diesem Abend nicht nur für Christine etwas verändern.
     

     

     
Hamburg
    Ines überflog Luises

Weitere Kostenlose Bücher