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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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die die Katzen gelaufen waren. Dann alle drei am Küchentisch, Pizzakartons auf den Knien, die Bierflaschen in der Hand, albern vor Erschöpfung. Im Rückblick war selbst die wochenlange Renovierung des alten Hauses ein einziger Spaß gewesen.
    Irgendwie war damals das Leben leichter gewesen, dachte Dani, wobei ihr ihre Großmutter in den Sinn kam, die auch alle alten Zeiten besser fand. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Dorothea und Ines kannte sie auch, mit Marleen hatte sie gestern noch telefoniert.
    Christine rechnete nicht damit, dass Marleen kam, sie glaubte, dass in der Kneipe eine Feier stattfand.
    Marleen war mittlerweile Feuer und Flamme. »Weißt du«, hatte sie zu Dani gesagt, »ich glaube zwar nicht, dass ein paar ehemalige Freundinnen Christines Haltung zu Frauenfreundschaften verändern werden, aber für den Spaß bei der Suche und für ein wahrscheinlich tolles Fest hat sich der Aufwand absolut gelohnt.«
    Dani sah auf die Uhr, noch zwanzig Minuten. Sie war aufgeregt, die Fahrt kam ihr unglaublich lang vor. Dabei hatte sie sich schon so lange meisterhaft beherrscht, Christine nicht vorher anzurufen. Schon seit Juli, seit sie die Einladung bekommen hatte, die bei ihr unvermutet alle möglichen Gedanken ausgelöst hatte.
    Als sie damals mit Christine zusammenzog, war ihr Bedürfnis nach einer neuen Beziehung gleich null gewesen. In den drei Jahren in dem alten Haus hatte sie ab und zu harmlose Liebhaber gehabt, nette Typen, die sich gut anfühlten, in die sie sich aber nie verliebte. Gespräche und Alltag hatte sie mit Christine, in ihrer Erinnerung war es das perfekte Lebensgefühl. Und dann tauchte Bernd auf und plötzlich war Christines Zimmertür abends zu. Anfangs hielt Dani die ganze Geschichte für zeitlich begrenzt. Sie fand Bernd zwar ganz okay, glaubte aber nicht, dass Christine sich ernsthaft in ihn verlieben würde. Doch deren Beziehung wurde immer enger. Christine hatte keine Zeit mehr für Dani, es gab keine Frauenabende mehr, keine Sonntagsfrühstücke, keine nächtlichen Gespräche auf einem ihrer Betten. Dani zog sich zurück, sie war verletzt, eifersüchtig und wünschte Bernd zur Hölle. Ihre Wohngemeinschaft hielt noch ein halbes Jahr, in dem Christine ein schlechtes Gewissen und Dani eine vorwurfsvolle Schweigsamkeit vor sich herschoben. Dann bekam Dani den Job in Bremen und zog aus. Christine wirkte erleichtert, so sparten sie sich ein klärendes Gespräch. Drei Wochen später zog Bernd ein, Dani war nie wieder im Haus gewesen.
    Noch zehn Minuten, der Zug fuhr bereits durch die Hamburger Vororte. In den letzten Monaten hatte Dani viel darüber nachgedacht, was sich seitdem in ihrem Leben verändert hatte. Das Ergebnis, zu dem sie gekommen war, war niederschmetternd: Nichts. Zumindest nicht privat. Aus der alten Angst vor Beziehungen hatte sie ihre Spielchen immer weitergetrieben. Sie hatte fast durchgehend Liebhaber gehabt, sobald sich bei ihr Gefühle entwickelten, beendete sie die Geschichten.
    Ihre letzten beiden Liebhaber waren jünger als sie, Lars sogar erheblich. Das gab ihr das Gefühl, selbst wieder dreißig zu sein und noch alles ändern zu können. So wie früher. »Was für ein Schwachsinn«, murmelte Dani so leise, dass keiner der Mitreisenden es hören konnte. Sie hatte sich früher nicht so einsam gefühlt. Und das lag nicht nur daran, dass sie jetzt allein lebte.
    Sie hatte verlernt, sich selbst genug zu sein. Ihr Job reichte ihr nicht mehr, die toughe Personalchefin war in Wirklichkeit eine Memme, der man immer wieder sagen musste, was für ein tolles Mädchen sie war. Danis Gefühl für sich war irgendwie verloren gegangen.
    Seit der Einladung war die Sehnsucht nach ihrem alten Leben wieder erwacht.
    Es reichte natürlich nicht, eine Wohngemeinschaft in einem abgelegenen Haus zu gründen, sie hatte begonnen, die Erinnerungen zu verklären. Christine und sie hatten sich gegenseitig geholfen, sie hatten sich nicht gerettet. Genauso wenig wie Lars oder Hannes oder Ralf sie hätten retten können.
    Der Zug rollte in den Hamburger Hauptbahnhof ein. Dani stand auf und zog ihre Jacke an. Als sie ihre Tasche aus dem Gepäcknetz holte, blieb der Zug stehen und Dani hörte die Stimme des Bahnhofsprechers: »Hamburg Hauptbahnhof. Sie haben Anschluss an…«
    Kümmere dich um deinen Anschluss und suche nicht immer jemanden, der dich mit dem Auto nach Hause fährt, dachte Dani, während sie durch den Gang zur Tür ging. Sie stieg aus und lief den Bahnsteig entlang

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