Unzertrennlich
in Richtung U-Bahn. Dani hatte das Gefühl, dass der Knoten in ihrem Kopf sich gelockert hatte.
Lübeck-Hamburg
Frauke musterte sich im Garderobenspiegel, während sie ihren neuen Schal so drapierte, wie Gudrun es ihr gezeigt hatte. Ihr Blick fiel auf Gunnar, der auf der Treppe saß und sie beobachtete. Sie lächelte ihn an.
»Und? Wie sehe ich aus?«
Statt einer Antwort fragte er: »Wieso fahrt ihr eigentlich so früh? Ihr trefft euch doch erst um 17Uhr. Was wollt ihr denn den ganzen Tag noch machen?«
Er hatte schlechte Laune, wie schon die ganzen letzten Tage. Frauke hatte keine Lust, darauf einzugehen.
»Wir wollen uns noch die Hafencity angucken und irgendwo schön Kaffee trinken. Wenn ich schon mal nach Hamburg komme, will ich das ausnutzen.«
Gunnars Miene blieb unverändert. »Du tust so, als hätte ich dich fünfzehn Jahre lang im Haus eingesperrt. Als ob wir nie etwas unternommen hätten.«
Frauke drehte sich um. »Ach Gunnar, das habe ich doch gar nicht gesagt. Was soll denn der Quatsch? Meine Güte, ich fahre für einen Tag mal weg und bin morgen Mittag, spätestens morgen Nachmittag wieder da. Was ist denn los?«
Jetzt ging sie doch darauf ein. Frauke schüttelte unwillig den Kopf, drehte sich wieder zum Spiegel und malte sich mit ihrem neuen Lippenstift die Lippen an, die sie danach fest zusammenpresste. Sie fand die Farbe schön. Gunnar räusperte sich. Frauke versuchte es wieder.
»Wie findest du mich denn jetzt?«
»Fremd.« Gunnar stand abrupt auf und ging in die Küche. Frauke sah ihm nach. Ihre Überlegung, ihm nachzugehen, wurde durch die Türklingel unterbrochen. Frauke öffnete die Haustür und ließ Gudrun herein.
»Guten Morgen, schöne Frau. Ich bin ein bisschen früh dran, glaube ich. Oder?«
Frauke sah auf die Uhr. »Ein bisschen, ich bin aber gleich fertig. Wir können sofort los.«
»In Ordnung«, antwortete Gudrun, »ich sag Gunnar kurz guten Morgen und gehe noch schnell aufs Klo. Wo ist dein Göttergatte denn?«
»In der Küche.« Bevor Frauke etwas über seine schlechte Laune sagen konnte, war Gudrun schon in der Küche. Frauke folgte ihr langsam.
Gunnar saß am Tisch, die aufgeschlagene Zeitung vor sich, den Kaffeebecher daneben. Er nickte Gudrun zu, blieb aber sitzen und las unbeirrt weiter.
Gudrun sah irritiert zu ihm runter. »Sag mal,was ist los, Meister, bist du schief aus dem Bett gekommen?«
Gunnar lächelte verlegen und stand ungelenk auf. »Tut mir leid, ich bin nicht so gut drauf. Vielleicht bekomme ich eine Grippe.«
Frauke sah ihn erstaunt an, Gudrun lachte. »Grippe? Man kriegt keine Grippe, weil man ein Wochenende ohne seine Angetraute verbringen muss, die Verbreitung der Viren funktioniert anders. Also, ich wünsche dir einen guten Morgen, wünsch du uns viel Spaß. Und jetzt muss ich noch schnell aufs Klo.« Sie klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und verschwand.
Frauke ließ sich auf den Stuhl sinken und sah Gunnar lange an. Er wich ihrem Blick erst aus, dann seufzte er ergeben. »Entschuldigung, aber du bist so fremd und du denkst dauernd an früher und gehst mit Gudrun einkaufen und schneidest deine Haare ab und…«
Er sah sie unsicher an. Frauke stand auf, stellte sich vor ihn und zog seinen Kopf an ihre Brust. »Du Trottel«, sagte sie und küsste ihn auf den Kopf. »Das geht doch nicht gegen dich. Ich habe mein Handy mit, falls was ist, ruf mich an.«
»Du meldest dich doch auch mal, oder?«
Gudrun hatte den letzten Satz gehört. »Gunnar, wir fahren nicht drei Wochen nach Bali. Ich liefere Frauke morgen Nachmittag wieder heil hier ab. So, wollen wir jetzt los?«
Frauke nickte. »Ja. Also dann, mein Schatz, bis morgen.«
Gunnar brachte die beiden zur Tür. »Macht keinen Blödsinn.«
Er sah ihnen mit gequälter Miene hinterher.
Frauke und Gudrun schwiegen, bis sie auf der Autobahn waren. Dann warf Gudrun Frauke einen Seitenblick zu. Frauke lächelte das Handschuhfach an.
»Und? Was denkst du?«
Frauke sah erst zu Gudrun, dann auf die Fahrbahn. »Ich freue mich. Auf heute Nachmittag, auf heute Abend, über meine neue Frisur, über mein Kleid, darüber, dass ich was begriffen habe und, du wirst lachen, auch darauf, morgen wieder zurückzufahren. Irgendwie fühlt sich so viel wieder ganz anders an.«
Gudrun lächelte sie an. »Die Einladung hat dich richtig wachgeküsst, oder?«
»Ja.« Frauke nickte zufrieden. »Es wurde ja auch Zeit.«
Kiel-Hamburg
Lena schnallte sich an und winkte ihrer Tochter zu, die neben ihrer
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