Unzertrennlich
Gesichter ihr wieder bekannt vorkamen, eine sah aus wie die Mutter einer alten Freundin, Gudrun. Das daneben war, obwohl es nicht sein konnte, Frauke in erwachsen. Am vierten Tisch schließlich, Christines Knie zitterten, Lena und Jürgen. Beide. Sie lächelten. Christine schob ihren Arm durch Dorotheas.
»Mir wird schwindelig. Was ist denn hier los? Träume ich?«
Und plötzlich umringten sie alle. Dorothea hatte ihr ein Glas Sekt in die Hand gedrückt, Christine stand in der Mitte, unschlüssig, was sie zuerst tun sollte.
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn alle umarmten und küssten sie.
Ines und Ruth dirigierten die Bedienung, im Hintergrund lief leise Jazzmusik. Nach und nach kehrten alle zu ihren Plätzen zurück, an den Tischen setzten die Gespräche wieder ein, es wurde geredet und gelacht. Marie lief mit einer Digitalkamera von Tisch zu Tisch und forderte die Gäste auf, freundlich zu gucken.
Christine hatte sich neben Frauke gesetzt und sah sie lange an.
»Du hast dich überhaupt nicht verändert, Frauke. Ich hätte dich überall wiedererkannt. Erzähl mir alles, was du machst, wie es dir geht.«
Frauke erzählte und lachte und boxte Christine bei den spannenden Stellen in die Seiten. Wie früher.
Gudrun, die aussah wie ihre Mutter in dem Alter, lachte laut über einen Witz von Gabi und wandte sich danach an Christine.
»Guck mal«, sagte sie und kramte ein Foto aus ihrer Tasche. »Kannst du dich daran noch erinnern?«
Das Bild zeigte Gudrun und Christine, die hintereinander auf einem uralten Pony saßen. Christine sah genauso unglücklich aus wie das graue Pferd.
»Das Pferd hieß Käthe«, erzählte Gudrun, »und wir taten so, als wären wir Winnetous Schwestern.«
Christine konnte sich gut daran erinnern. »Du warst Winnetous Schwester und mich hat dieser Zossen danach gebissen.«
»Pferde beißen nicht.« Gabi sah auf das Bild. »Gott, was wart ihr jung.«
»Zwölf«, antwortete Christine. »Und Käthe hat gebissen.«
Jürgen hielt Christine am Arm fest. »So, und jetzt trinkst du schnell mal einen Schluck Wein mit uns.«
Lena holte ein Glas für Christine und stellte es ihr hin, Jürgen schenkte ein. Sie stießen zu dritt an. Christine sah von einem zum anderen.
»Eigentlich müsste ich irgendetwas zu damals sagen.«
Lena winkte ab. »Wozu? Das ist längst verjährt. Dummheiten verjähren nämlich ganz schnell. Jetzt hören wir lieber auf, Zeit zu verplempern. Wir haben dir übrigens für nächste Woche eine Karte gekauft, Handball, HSV gegen Kiel. Hier in Hamburg, am Mittwoch. Kannst du da überhaupt?«
»Na klar.«
»Gut«, sagte Jürgen lächelnd. »Dann holen wir dich ab. Halbe Stunde vorher in der Halle, damit wir noch eine Wurst schaffen.«
Wie früher, dachte Christine, als ihr jemand auf die Schulter tippte.
Dann saß sie neben Dani, gegenüber von Sven und Mathias. Mathias erzählte von dem Treffen auf Sylt, übertrieb maßlos beim Aufzählen der Alkoholmengen, feixte über seine eigenen Schilderungen und flirtete hemmungslos mit Dani. Christine spürte Svens Fuß, der ihren unter dem Tisch anstupste. Sie sah ihn an und hatte ein warmes Gefühl, er lächelte sie verliebt an.
Dani roch immer noch wie damals. Christine beugte sich zu ihr und sagt leise:
»Immer noch Boss Woman?«
Dani nickte. »Klar, das hast du mir mal geschenkt. Seitdem immer.« Suchend sah sie über den Tisch. »Haben wir noch Wasser?«
Sven stand auf. »Ich hole noch was. Mathias, kommst du mit?«
»Du hast doch zwei Hände.«
»Mathias. Bitte!«
»Ja doch.«
Dani sah ihnen nach. »Na bitte, sie sind diskret. Sag mal, hast du was mit Sven? Der scheint ja schwer in dich verschossen.«
Christine beobachtete Sven, der an der Theke auf das Wasser wartete. »Ich weiß noch nicht genau, was daraus wird. Aber es fühlt sich gut an.«
Dani drückte ihre Hand. »Mach mal. Ich finde das toll, dass ich hier bin. Ich bin nicht gut in meinem Privatleben, wenn ich das nicht vorher mit dir berede.«
Christine lachte. »Dein Privatleben war immer ein bisschen chaotisch. Mit oder ohne reden.«
Dani blieb ernst. »Das wird jetzt aber schwieriger. Sag mal, ist Mathias eigentlich liiert?«
Christine küsste Dani auf die Wange und stand auf. »Männerfresserin. Ich glaube, im Moment ist er solo. Waidmannsheil.«
»Waidmannsdank.«
Dani lachte und prostete ihr zu.
An der Bar stellte sich Frauke neben Christine. Sie erzählte von ihren Kindern, von ihrem Job in Gunnars Autohaus.
»…dann sagte meine
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