Unzertrennlich
Gefühl, dass du mit langjährigen Freundinnen nichts am Hut hast, und fanden, dass du eines Besseren belehrt werden müsstest. So wurde die Idee geboren. Bei der Suche nach deinen verschollenen Freundinnen haben uns Ines, Marleen und Dorothea geholfen, denen ich an dieser Stelle danken möchte. Eigentlich wollte ich jetzt eine Hymne auf die Freundschaft singen, habe mich dann aber erinnert, dass ich etwas Besseres habe. Erkennst du das wieder, Christine?«
Ruth faltete eines der Blätter auseinander und wedelte damit in Christines Richtung.
Christine sah unsicher zu Ruth und schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung. Was soll das sein?«
Ruth strich das Papier glatt und trat an Christines Tisch.
»Oh Gott, ist das der Entwurf? Wo kommt der denn her?«
»Der ist dir aus der Mappe gefallen, als du mir die ›Linda-Liebe‹-Kolumne ins Büro gebracht hast. Darf ich das vorlesen?«
Christine lachte. »Ach Ruth, ich habe doch keine Chance, nein zu sagen. Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich da geschrieben habe. Das war nur so für mich. Aber gut, blamiere mich, nun ist es egal.«
Während Ruth in die Mitte des Raumes zurückging, sprach sie weiter:
»An besagtem Tag im April habe ich Christine gebeten, eine Kolumne mit dem Titel ›Meine beste Freundin‹ zu schreiben. Dank Luise wurde es in ›Meine erste Freundin‹ umgewandelt, was ich persönlich nicht so gut fand. Christine hat mir gesagt, sie hätte beides versucht, die erste Freundin finde sie jedoch besser, also ist ›Linda Liebe‹ gedruckt worden. Diesen Entwurf hier hat sie bei mir vergessen. Ich habe ihn aufgehoben. Und jetzt hört, was Christine zum Thema ›Meine beste Freundin‹ eingefallen ist.«
Meine beste Freundin
Meine Redaktion will, dass ich eine Kolumne über meine beste Freundin schreibe, und jetzt sitze ich hier und mache dicke Backen. Weil, und das ist natürlich blöd, ich nämlich gar keine beste Freundin habe. Ganz blöd ist das, weil ich jetzt recherchieren muss, ich muss irgendwelche Frauen anrufen, meine Schwester, meine Cousinen, meine Nachbarinnen, meine Kolleginnen, alle, weil ich schreiben soll, wie das so ist mit der besten Freundin, die ich, wie gesagt, gar nicht habe. Ich hasse diese Recherchen, sie sind zeitaufwendig und machen keinen Spaß.
Ich glaube nicht, dass Männer nach ihrem besten Freund gefragt werden, man geht davon aus, dass Männer entweder einsame Wölfe oder Rudeltiere sind. (Wieso fallen mir jetzt die schwulen Pinguine aus dem Zoo in Bremerhaven ein?)
Frauen hingegen sind offenbar ohne beste Freundin nicht lebensfähig, sie brauchen Symbiosen. Am besten mit Mann und bester Freundin. Wobei sich beide natürlich mögen müssen. Nur nicht zu doll. Ich schweife ab. Wieso habe ich keine beste Freundin? Vielleicht, weil ich entweder einsame Wölfin oder Rudeltier sein möchte?
Dabei habe ich ein sehr nettes Rudel. Ich habe eine Mitwölfin für die Sauna, eine für die Arbeit, eine für Urlaube, eine zum Betrinken, eine zum Bekochen. Alles da, nur nicht die Beste.
Meine Freundin Karola würde jetzt sagen, dass wir für die beste Freundin zu alt sind. Wir haben sie ja gehabt, vor Jahren. Sie hat aber unsere Barbiepuppen gedemütigt, in Mathe nur Einsen bekommen, ohne abschreiben zu lassen, bei den Bundesjugendspielen die Ehrenurkunde statt unserer lumpigen Siegerurkunde gekriegt, hatte weniger Pickel, dafür mehr Busen, hat uns den
Freund ausgespannt und als Erste den Führerschein gehabt. Das sind Dinge, die trennen. Und das passiert alles bereits vor dem richtigen Erwachsenwerden. Dann gehen die Probleme ja erst los, wenn die beste Freundin den falschen Mann heiratet, ein zu großes Haus kauft und zu dicke Kinder kriegt. Weil sie das nur macht, um die beste Freundin zu ärgern. So sind sie. Gemein.
Dabei fällt mir ein, dass meine Freundinnen alle mehr Busen hatten, was nicht schwer war. Und wir haben gleichzeitig den Führerschein gemacht. Und die Ehrenurkunde hat nur eine bekommen, die war sowieso bescheuert und nie meine Freundin. Pickel hatte ich nicht und den Freund, der sowieso doof war, den hat die Ehrenurkunde abgegriffen. Selber schuld.
Was sagt uns das alles? Nichts. Man sollte mehrere beste Freundinnen haben. Hat man doch auch. Dann hört vielleicht endlich der Mythos von der besten Freundin auf.
Liebe Redakteurin, also, liebe Ruth, du merkst, ich habe es vergeigt. Und mir fällt nur Quatsch ein. Deshalb schreibe ich jetzt doch über Linda Liebe. Die Gute. Von der ich nie wieder was
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