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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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gehört habe. Obwohl sie meine beste Freundin war.
     
    Unter dem Gelächter der Gäste faltete Ruth das Blatt wieder zusammen. Sie sah Christine an, die etwas steif dasaß. Christine sah erst hoch, als Ruth vor ihr stand.
    »Schönen Dank, du Freundin.« Sie lächelte dabei, was Ruth erleichterte. »Aber komm, dafür habe ich doch dann ›Linda Liebe‹ ganz gut hingekriegt.«
    »Aber klar doch, Christine.«
    Ruth drehte sich zu den anderen.
    »Die besagte ›Linda-Liebe‹-Kolumne liegt übrigens kopiert auf der Theke, für die, die sie noch nicht kennen. Und bevor wir uns alle auf das Büffet stürzen, wünsche ich diesem Rudel und ihrer Wölfin noch einen tollen Abend und guten Appetit.«
    Nach dem Essen wurden Kaffee und Grappa serviert. Es war warm im Raum. Gabi stand von ihrem Platz auf und ging in Richtung Dachterrasse. Irgendjemand hatte die Tür bereits aufgeschoben, Gabi trat raus und holte tief Luft. Sie ging bis zum Geländer, von wo aus sie auf den beleuchteten Hafen blickte. Hier draußen waren das Lachen und Stimmengewirr nur gedämpft zu hören.
    »Wenn wir das nicht perfekt organisiert haben, dann weiß ich auch nicht.«
    Gabi zuckte zusammen, als sie Ruths zufriedene Stimme hörte.
    »Ruth! Du hast mich erschreckt, ich habe dich gar nicht kommen gehört.«
    »Tut mir leid, du warst so in Gedanken, ich habe dich rausgehen sehen. Ist alles in Ordnung?«
    Gabi nickte. »Ja, klar. Ich finde den Abend klasse. Und sie freuen sich alle wie Bolle, sich wiederzusehen. Besser geht es doch gar nicht. Deine Rede war schön. So wie das ganze Unternehmen.«
    »Tja, bis auf die Schlappe mit Marie Erdmann.«
    »Wieso?«
    Ruth wickelte ihren Schal enger um sich. »Na ja, da war ich wahrscheinlich zu übereifrig und habe in dem Gespräch mit ihr nicht richtig zugehört. Die waren überhaupt nicht befreundet. Christine hat gedacht, sie wäre zum Fotografieren engagiert. Frauke hat mir gerade erzählt, dass das die Annemarie aus der Tanzstunde ist, weißt du noch, sie ist mal in einer von Christines ›Kult‹-Kolumnen aufgetaucht. Ziemlich schrecklich.«
    Gabi lachte. »Ach du Scheiße! Haben Frauke und Christine deshalb vorhin so einen Lachkrampf bekommen? Hat Marie es gemerkt?«
    »Marie hat die Kamera draufgehalten und zu Dani gesagt, dass sie es erstaunlich findet, wie kindisch Frauen in unserem Alter noch sein könnten. Daraufhin hat Dani ebenfalls wie eine Blöde losgekichert.«
    Beide sahen schweigend auf die Lichter des Hafens. Dann setzten sie gleichzeitig zum Reden an.
    »Sag mal, Gabi…«
    »Ruth, ich wollte…«
    Sie lachten verlegen. Ruth sah Gabi an.
    »Kann ich zuerst?«
    »Bitte.«
    Ruth überlegte einen Moment. »Ich habe ziemlich viel über mich nachgedacht in den letzten Monaten. Und durch unsere Suche auch über mich als Freundin. Ich glaube, ich habe mich in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert.«
    Gabi öffnete den Mund, doch Ruth machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, warte, ich bin noch nicht fertig. Also, um es kurz zu machen, ich weiß, dass ich egoistisch und zu ehrgeizig bin. Und ich weiß auch, dass ich vieles aussitze. Und dich und auch andere zum Teil ausgenutzt habe. Seit ein paar Wochen weiß ich, dass du dich ab und zu mit Karsten triffst, das hat er mir selbst erzählt. Ich war erst sauer, dann habe ich gewartet, dass du es mir erzählst, und dabei gemerkt, dass ich dir überhaupt keine Gelegenheit dazu gebe. Und ich habe gemerkt, dass es mir eigentlich egal ist, ich meine, ich habe Karsten gegenüber sowieso keine Gefühle mehr, schon lange. Ich wollte nur keine anderen Göttinnen neben mir haben. Aber das ist natürlich beknackt. Also, kurz gesagt, es tut mir leid, ich war ziemlich bescheuert… Ich kann nicht so gut erklären, was mit mir los ist, ich wäre ganz gern ein guter Mensch… Jetzt sag halt mal was.«
    Gabi war verblüfft. »Also, ja, ich meine, du warst eine Zeit lang ziemlich anstrengend. Und es stimmt, dass ich Karsten getroffen habe. Es ist nichts Sensationelles passiert, wir haben uns viel unterhalten und waren ein paarmal essen. Ich mochte ihn immer schon, das habe ich dir auch erzählt, aber ich weiß nicht, wie und ob es weitergeht. Und übrigens, ein so schlechter Mensch bist du wirklich nicht.«
    Sie sahen sich an. Ruth fing an zu lachen.
    »Ach Gabi, da organisieren wir das beste aller Freundinnenfeste und benehmen uns selbst wie die Trottel. Komm, lass uns auf die Freundschaft trinken.«
    Sie hakten sich unter und spazierten zurück

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