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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Stammesangehöriger und fleißiger Provokateur, sicher ein Lands-mann von Fede, hatte der Königlichen Polizeitrup-pe Ihrer Majestät Haferschleim zu löffeln gegeben.
    Art warf Linda, die von DeMoss im Moment wahrscheinlich derselben Prozedur unterzogen wurde, heimlich einen Blick zu. Ihre angespannte, zornige Haltung hatte sich gelöst und sie schien – erstaunlicherweise – ihren Spaß zu haben. Jedenfalls plauderte sie mit dem Wachtmeister wie mit einem alten Freund.
    »Wie oft müssen wir das noch machen, Wachtmeister?«

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    »Dies ist das letzte Mal, dass Sie mir die Geschichte erzählen müssen.«
    Die ausweichende Formulierung weckte Arts professionelle Instinkte. »Ihnen? Wem muss ich das Ganze denn noch erzählen?«
    Der Beamte schüttelte den Kopf, als fühlte er sich ertappt. »Nun, Sie müssen es Wachtmeister DeMoss gegenüber dreimal wiederholen, wenn er mit Ihrer Freundin fertig ist, Sir. Übliche Verfahrensweise.«
    »Wie wär’s damit ? Ich zeichne meine letzte Aussage dreimal mit meinem Komset auf und dann kann ich die Aufzeichnung Wachtmeister DeMoss dreimal vorspielen. «
    »Oh, ich fürchte, das reicht nicht, Sir. Das ist doch sicher nicht der Sinn der Sache, oder?«
    »Und was ist der Sinn der Sache? Demütigen?
    Langweilen? Eine bloße Machtdemonstration?«
    McGivens’ schwaches Lächeln schwand. »Ich habe wirklich keine Ahnung, Sir. Also, wenn ich noch einmal bitten dürfte?«
    »Und was ist, wenn Sie mich nicht noch einmal bitten dürfen? Ich bin nicht angegriffen worden, wurde auch nicht ausgeraubt. Ich habe nichts damit zu tun. Was ist, wenn ich jetzt einfach weg-gehe?«
    »Das ist eigentlich nicht erlaubt, Sir. Es wird erwartet, dass jeder in England – die Untertanen Ihrer Majestät und Ihre Gäste – die Polizei bei ihren 63
    Ermittlungen unterstützen. Es wird sogar verlangt.«
    Die Bemerkung erinnerte Art an seinen pre-kären Einwandererstatus, deshalb lenkte er ein.
    »Noch einmal für Sie und dreimal für Ihren Partner, und dann haben wir’s hinter uns, ja? Ich will nach Hause.«
    »Wir werden sehen, Sir.«
    Art referierte die Fakten ein drittes Mal. Danach warteten sie darauf, dass Linda ihre dritte Aussage abschloss.
    Art wandte sich DeMoss zu, der ihm erwar-tungsvoll das Komset entgegenstreckte. »Wollen Sie damit erreichen, dass die Leute nur noch ungern die Polizei verständigen? Wenn Sie mich fragen, scheint mir die ganze Prozedur nur der Ab-schreckung zu dienen.«
    »So läuft das nun mal bei uns, Sir«, erwiderte DeMoss ohne Groll. »Also, wenn ich noch einmal bitten dürfte.«
    In einigen Metern Entfernung lachte Linda über etwas, das McGivens gerade gesagt hatte, was Arts Frustration nur steigerte. Dreimal rasselte er seinen Bericht herunter. »Jetzt muss ich aber unbedingt eine Toilette finden. Sind wir endlich fertig?«
    »Leider nicht, Sir. Sie müssen auf die Wache mitkommen und sich ein paar Fotos ansehen. Da gibt’s auch eine Toilette.«
    »So lange kann ich nicht warten, Wachtmeister.«

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    DeMoss sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Es tut mir leid, aber ich habe nun mal nicht die weise Voraussicht, mir vor jedem Überfall auf der Straße die Blase zu leeren. Können wir uns unter dieser Prämisse auf eine Lösung einigen?« In Gedanken schrieb Art bereits einen wütenden, vor Sarkasmus triefenden Brief an die Times .
    »Warten Sie einen Moment, Sir.« DeMoss beriet sich kurz mit seinem Partner, während Art den beiden auf den Rücken starrte und Lindas Blick auswich. Als er sie schließlich ansah, lächelte sie ihn strahlend an. Sie zumindest war offenbar nicht mehr wütend.
    »Gut, Darrell, dann treffen wir uns hier wieder«, sagte McGivens.
    »Kommen Sie bitte hier entlang, Sir.« DeMoss marschierte los, in Richtung High Street. »Um die Ecke ist eine Kneipe. Sie können die dortigen Einrichtungen benutzen.«

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    Es dämmerte schon fast, als sie die Polizeiwache endlich verlassen konnten und wieder auf der Straße standen. Nachdem er Les in einer Online-Schurkengalerie identifiziert hatte, war Art gezwungen gewesen, sechs Stunden auf einer harten Bank zu sitzen. In dieser Zeit hatte er hin und wieder seine Oberschenkel geknetet und anson-sten einige organisatorische Arbeiten erledigt.
    Das Geschäft eines Agent provocateur war äu-
    ßerst kompliziert, obwohl es ihm sehr reizvoll erschienen war, als er noch in San Francisco gewohnt und jeden Aspekt der Stadt gehasst hatte, von den so genannten Pizzas bis zu den elenden Autofahrern. In New York,

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