Upload
Gott noch mal, Linda. Es tut mir leid. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du solche Angst hattest …«
»Du weißt nicht, von was du redest. Ich bin schon ein Dutzend Mal ausgeraubt worden. Ich habe meine Brieftasche rausgerückt, meine Karten gesperrt und mich an meine Versicherung ge-wandt. Niemand hat mich je verletzt. Ich hatte kein bisschen Angst, bis du dein großes Maul aufgerissen hast.«
»Entschuldigung, Entschuldigung. Tut mir leid wegen des Spruchs mit der Vergewaltigung. Ich wusste nicht …« Er wollte sagen: Ich wusste nicht, dass du vergewaltigt worden bist , ließ es dann aber.
»Ich wusste nicht, dass es … eine so … persönliche Sache für dich ist …«
»Herrgott noch mal, nur weil ich keine Scherze über Vergewaltigungen hören will, hältst du mich gleich für ein Vergewaltigungs opfer .« Art verzog das Gesicht. »Nein, bin ich nicht, du Scheißkerl.
Aber du solltest Vergewaltigungen nicht als ein Beispiel benutzen, nur um eines deiner dämlichen Argumente zu belegen. Eine Vergewaltigung ist eine ernste Sache.«
Gleich darauf trafen die Polizisten ein, zwei Beamte auf Motorrollern, die wie das männliche Pendant zu Politessen aussahen. Art und Linda tauschten einen kurzen finsteren Blick aus, dann 59
wandten sie sich mit einem gezwungenen Lä-
cheln den Polizisten zu, die abgestiegen waren und ihre Helme vom Kopf genommen hatten. Es waren junge Männer zwischen zwanzig und drei-
ßig. Auf Art wirkten sie wie Kinder, die Verkleiden spielen.
»’n Abend, Sir, Miss«, sagte einer der beiden.
»Ich bin Wachtmeister McGivens und das ist Wachtmeister DeMoss. Sie haben die Notrufzen-trale verständigt?« McGivens hatte sein Komset hervorgeholt und nahm sie damit ins Visier, um mit polizeilicher Autorität ihre persönlichen Daten abzurufen.
»Ja«, erwiderte Art. »Aber es hat sich erledigt.
Die Burschen sind abgehauen. Einer von ihnen hat seine Brieftasche zurückgelassen.« Er bückte sich, hob sie auf und wollte sie DeMoss reichen, der näher stand. Der Polizist ignorierte es.
»Bitte, Sir, legen Sie das wieder hin. Wir sammeln hier die Beweisstücke.«
Art legte die Brieftasche auf den Boden und spürte, dass er rot wurde. Seine Hände zitterten jetzt, aber er wusste nicht genau, ob es an Verlegenheit, Triumphgefühl oder Groll lag. Resigniert streckte er die inzwischen leeren Hände hoch.
»Kommen Sie bitte hier herüber, Sir.« McGivens führte ihn ein paar Schritte weg, während DeMoss sich Linda vornahm.
»Also dann, Sir«, sagte McGivens in geschäfts-60
mäßigem Ton. »Erzählen Sie mir genau, was passiert ist.«
Art erzählte ihm alles, ließ den Besuch im Fleischsalon, wo der fröhliche Abend begonnen hatte, allerdings taktvoll weg. Allmählich kam er in Schwung und hob in glühenden Worten seinen geistesgegenwärtigen Einsatz des Telefons hervor.
McGivens war so freundlich und grinste knapp.
»Sehr gut. Und jetzt bitte noch einmal, Sir.«
»Wie bitte?«
»Können Sie Ihre Geschichte bitte wiederholen? Das ist so üblich.«
»Aber wieso?«
»Weiß ich auch nicht genau, Sir. Es ist die übliche Verfahrensweise.«
Art war versucht, sich mit ihm anzulegen, konnte den Impuls aber unterdrücken. Der Mann war Polizist, und er selbst Ausländer – wenn auch einer, der sich vernünftig ausweisen konnte –, und was machte eine Wiederholung der Geschichte schon aus? Wahrscheinlich hatte er sowieso etwas ausgelassen.
Also erzählte er die Geschichte noch einmal von Anfang an, sprach langsam und deutlich.
McGivens richtete sein Komset auf Art und tippte, während dieser redete, gelegentlich eine Notiz ein.
»Danke, Sir. Und jetzt bitte noch einmal.«
Art entfuhr ein verzweifelter Seufzer. Er fühlte sich verletzt, außerdem platzte seine Blase fast 61
nach all den Drinks. »Das soll wohl ein Scherz sein.«
»Nein, Sir, ich fürchte nicht. Übliche Verfahrensweise.«
»Aber das ist doch idiotisch! Die Typen, die uns ausrauben wollten, sind längst weg. Ich habe sie Ihnen beschrieben, Sie haben sogar einen Ausweis von denen … « Aber dazu war es noch nicht gekommen. Die Brieftasche lag immer noch da, wo Art sie hingelegt hatte.
McGivens schüttelte langsam den Kopf, als staunte er über die neu entdeckte Albernheit seiner täglichen Routine. »Stimmt ja, Sir, aber so ist nun mal die übliche Verfahrensweise. Hat irgendein cleverer Typ auf statistischer Grundlage ausgearbeitet.
All das erhöht unsere Erfolgsquote. Ist erwiesen.«
So war das also. Irgendein
Weitere Kostenlose Bücher