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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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besorgen.«
    »Ich weiß noch nicht, wann ich komme, Oma.
    Auf jeden Fall will ich versuchen , nach Abschluss dieses Projekts zu kommen, aber ich weiß noch nicht, was bis dahin wieder los ist. Ich sag dir rechtzeitig Bescheid, ja?«
    »Ach, Art. Bitte komm bald zurück – du fehlst mir so sehr. Ich stelle deiner Mutter heute Blumen aufs Grab. Es ist wirklich sehr hübsch in Mount Pleasant, sie halten den Friedhof gut in Schuss.
    Und die Bäume blühen gerade.«
    »Ich komme, sobald ich kann. Hab dich lieb, Oma.«

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    »Ich hab dich auch lieb, Arthur.«
    »Tschüss, Oma.«
    »Ich ruf dich wieder an, wenn ich mit Betty über den Chiropraktiker gesprochen habe, ja?«
    »Na gut.« Er muss sofort den Chiropraktiker aufsuchen, auch wenn sein Rücken sich so gut anfühlt wie seit Jahren nicht. Seine Oma wird es nachprüfen.
    »Bis bald, Arthur. Ich hab dich lieb.«
    »Tschüss, Oma.«
    »Tschüss.«
    Er schüttelt den Kopf und verstaut das Komset wieder in der Hosentasche. Danach lässt er sich zurück sinken, streckt sich auf dem Teppich aus, richtet das Gesicht zur Decke und schließt die Augen. Wenig später streicht der Saum von Lindas Hausmantel über seinen Arm. Sie legt sich neben ihn und nimmt seine Hand.
    »Alles in Ordnung?«
    »Es war nur meine Oma.« Er erklärt ihr, was es mit diesem Tag auf sich hat.
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Es war ein völlig blöder Unfall. Meine Mutter ist in der Badewanne ausgerutscht und hat sich am Wasserhahn den Schädel aufgeschlagen. Ich war übers Wochenende bei einem Freund, deshalb hat man sie erst nach zwei Tagen gefunden. Auf der Intensivstation hat sie noch eine Woche gelebt, dann haben die Ärzte den Stecker gezogen. Es 97
    war keine Gehirnaktivität mehr festzustellen.
    Nach dem ersten Tag hat man mich nicht mehr zu ihr gelassen, aber meine Oma war praktisch Tag und Nacht bei ihr. Die Oma hat mich später groß-
    gezogen. Hätte sie sich nicht um mich kümmern müssen, wäre sie wohl kaum über den Tod meiner Mutter hinweggekommen, glaube ich. Sie ist da drüben ziemlich einsam.«
    »Und was ist mit deinem Vater?«
    »Also, um ihn wurde immer ein großes Ge-
    heimnis gemacht. Mama und Oma waren jedes Mal sehr traurig und wichen aus, wenn wir auf ihn zu sprechen kamen. Ich hab mir jede Menge Geschichten zuammengereimt, um mir seine Abwe-senheit zu erklären: Mal hatte er sich mit einer anderen Frau aus dem Staub gemacht, mal saß er wegen Waffenbesitz im Gefängnis oder war bei einer Kneipenschlägerei ums Leben gekommen.
    In der Schule war ich eine kleine Berühmtheit. Es gab dort zwar viele Kinder, die ohne Vater auf-wuchsen, aber sie alle wussten, wo ihre Väter ab-geblieben waren. Wir konnten ganze Nachmittage damit verbringen, uns Geschichten darüber auszudenken, wer mein Vater ist, wo er sich gerade aufhält und welche Gründe es dafür gibt. Selbst die Lehrer bekamen es mit und entschuldigten sich bei jeder Gelegenheit, wenn wir unsere Fami-liengeschichte niederschreiben sollten. Die Wahrheit erfuhr ich erst, als ich neunzehn war. Hab ein-98
    fach im Netz recherchiert. Nie hätte ich gedacht, dass meine Mutter so viel Geheimniskrämerei um etwas macht, das ganz einfach herauszufinden ist, deshalb war ich vorher nie auf die Idee gekommen.«
    »Und, was war mit ihm passiert?«
    »Ach, es war die übliche Geschichte. Mein Vater und meine Mutter haben sich getrennt, als ich noch ein kleines Kind war. Er ist zu seiner Familie in die Thousand-Islands-Region in der Nähe von Ottawa zurückgezogen, in eine Kleinstadt. Vier oder fünf Jahre später hat er oben im Norden einen Sommer-Job bekommen, er hat dort Bäume angepflanzt. Und während einer Party ist er in einem See ertrunken. Als ich herausfand, wer er war, lebte von seinen Verwandten auch kaum noch einer.«
    »Hast du deinen Freunden von ihm erzählt, nachdem du es wusstest?«
    »Ach, da hatte ich mit den meisten schon keinen Kontakt mehr. Nach der Grundschule sind wir ans andere Ende der Stadt umgezogen, in eine Eigentumswohnung am Seeufer, draußen in der Vorstadt, wo meine Großmutter ihren Ruhestand verbringen wollte. In der High School hatte ich nicht viele Freunde. Eigentlich gab es niemanden, mit dem ich richtig reden konnte. Ich hab’s aber meiner Oma erzählt und sie gefragt, warum sie und Mama ein solches Geheimnis darum gemacht 99
    hatten. Worauf sie sagte, es sei gar kein Geheimnis gewesen, sie habe es mir schon vor Jahren erzählt, doch das stimmte gar nicht. Ich glaube, sie und Mama hatten einfach

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