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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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geschickt hatte.
    Du solltest wirklich versuchen, nach Boston zu fliegen, Art. Wir brauchen dich in Boston, Art. Du musst nach Boston fliegen, Art. Art, flieg nach Boston. Nach Boston, Art. Nach Boston.
    Linda wälzte sich im Bett herum und blickte auf. »Du arbeitest doch wohl nicht schon wieder, oder?«
    »Nicht aufregen, Süße. Wenn ich die Sachen vor mir her schiebe, sammeln sie sich nur an, und das macht noch mehr Stress.«
    »Und warum runzelst du so die Stirn?«
    »Ich muss nach Boston fliegen. Übermorgen, glaube ich.«
    »Himmel, bist du verrückt? Willst du dich selbst zum Krüppel machen?«
    »Ich kann mich in einem Hotelzimmer genauso gut erholen wie hier. Jetzt brauche ich sowieso nur noch ein bisschen Ruhe. Und in einem Hotel gibt’s bestimmt auch eine Badewanne.«
    »Ich kann’s nicht fassen. Du wirst dich in Boston keineswegs erholen, denn dort wirst du nur auf Sitzungen herumhocken. Mein Gott noch mal!«
    »Es geht aber nicht anders. Ich muss mir nur noch überlegen, wie. Ich werde Business-Klasse fliegen, ein Lendenkissen mitnehmen und jede 197
    Minute, die ich nicht an einer Sitzung teilnehmen muss, in der Wanne verbringen. Oder damit, mich massieren zu lassen. Ich könnte im Moment sowieso mal einen kleinen Tapetenwechsel vertra-gen.«
    »Du bist ein elender Idiot, weißt du das?«
    Art wusste es. Aber er wusste auch, dass dies eine gute Gelegenheit war, sich wieder an die Östliche Standardzeit zu gewöhnen, bei den Kunden in Jersey Eindruck zu schinden, sich bei seinem Stamm einen Namen zu machen und einen Batzen Kohle einzustreichen. Zum Teufel mit seinem Rücken – er war es sowieso leid, die ganze Zeit nur herumzuliegen. »Ich muss einfach fliegen, Linda.«
    »Es ist dein Leben.« Sie warf die Bettdecke zu-rück. »Aber ich muss ja nicht auch noch dabei zusehen, wie du dich selbst kaputtmachst.« Sie verschwand in den Flur. Als sie zurückkehrte, hatte sie sich angezogen und den Mantel über die Schultern geworfen. »Ich muss hier raus.«
    »Linda …«
    »Nein, halt die Klappe. Warum sollte es mich kümmern, wie’s dir geht, wenn dir selbst deine Gesundheit scheißegal ist, hä? Ich hau ab. Also, bis irgendwann mal.«
    »Komm schon, lass uns darüber reden.«
    Ostküsten-Pizza. Die flache, näselnde Aussprache der Bostoner. Die Studenten am Harvard Square und, oh ja, vielleicht war auch ein Abstecher nach New York 198
    drin oder auch einer nach Toronto. Ein Roti in einem der guyanischen Halal-Restaurants an der Queen Street.
    Mühsam stemmte er sich aus dem Bett und hum-pelte ins Wohnzimmer, wo Linda über ihr Komset mit dem Fahrdienstleiter einer Taxizentrale herumstritt und ihn zu überreden versuchte, ihr um zwei Uhr morgens einen Wagen zu schicken.
    »Komm schon«, sagte Art. »Leg auf. Reden wir darüber.«
    Sie warf ihm einen boshaften Blick zu, drehte sich wieder um und schrie über ihr Komset weiter auf den Fahrdienstleiter ein.
    »Linda, lass das. Komm schon.«
    »Ich telefoniere gerade!« Sie bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Hältst du jetzt endlich die Klappe?« Sie zog die Hand wieder weg.
    »Hallo? Hallo?« Der Fahrdienstleiter hatte aufge-legt. Sie ließ das Komset zuschnappen und schleuderte es in ihre Handtasche. Mit geblähten Nasen-flügeln wirbelte sie herum und starrte Art an. Ihr Gesicht war vor Wut derart verzerrt, dass Art zurückfuhr, wobei er erneut einen Stich im Rücken spürte. Er legte eine Hand auf die Stelle und ließ sich langsam aufs Sofa sinken.
    »Lass es sein, ja?«, sagte er. »Ich brauche Unterstützung, keine Predigten.«
    »Was soll man da noch sagen? Du hast dich ja schon entschieden. Du willst unbedingt fliegen und dich wie ein verdammter Idiot verhalten, der 199
    sich selber zum Krüppel macht. Nur zu, pfeif doch auf das, was ich davon halte.«
    »Bitte setz dich, Linda, und rede mit mir. Darf ich dir nicht wenigstens meinen Plan und meine Gründe darlegen? Danach werde ich dir zuhören.
    Vielleicht können wir die Sache klären, und wenn wir Glück haben, verstehen wir am Ende den Standpunkt des anderen.«
    »Na schön.« Als sie sich aufs Sofa warf, hüpfte Art wegen des Schwungs von seinem Platz hoch.
    Reflexartig betastete er seinen Rücken und wartete auf den Schmerz, aber bis auf ein leichtes Pochen war alles in Ordnung.
    »In Boston wird mir gerade eine Riesenchance geboten. Eine, die wirklich mein ganzes Leben ver-
    ändern könnte. Natürlich geht’s dabei um Geld, aber auch um Ansehen und Profil. Es ist eine Chance, von der

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