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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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man sonst nur träumen kann. Ich muss nur an ein, zwei Sitzungen teilnehmen, danach kann ich ein paar Tage frei machen. Ich werde Fede überreden, einen Flug in der Ersten Klasse zu buchen. Wir haben Gutscheine, die wir benutzen können, um auf die Upper Class von Virgin umzusteigen; da gibt’s sogar Whirlpools und Masseure. Ich werde mich in einem Kurhotel einquar-tieren – an der Route 128 gibt’s ein paar – und mir jeden Morgen einen Masseur und jeden Abend einen Physiotherapeuten aufs Zimmer bestellen.
    Ich kann mir das hier nicht leisten, aber Fede wird 200
    die Spesen gern genehmigen, wenn ich dafür nach Boston fliege. Ich werde ein braver Junge sein, das verspreche ich dir.«
    »Ich halte dich immer noch für einen Idioten.
    Warum kann Fede denn nicht selber fliegen?«
    »Weil ich dieses Geschäft ausgetüftelt hab.«
    »Und warum können die Leute, mit denen du dich treffen willst, nicht nach London kommen?«
    »Das ist schwierig.«
    »Blödsinn, weich nicht aus. Ich dachte, du wolltest darüber reden?«
    »Will ich ja auch. Nur über diese eine Sache kann und darf ich nicht reden.«
    »Wieso nicht? Hast du Angst, dass ich irgendwas herumtratsche? Meine Güte, Art. Du könntest mir wirklich ein bisschen mehr vertrauen. Und wem, zum Teufel, sollte ich das überhaupt erzählen?«
    »Hör zu, Linda, es ist ein vertrauliches Geschäft
    – ein geheimes Geschäft. Ein Geheimnis ist aber nur so lange eines, wie man es nicht weiter-erzählt, richtig? Und deshalb erzähl ich’s dir nicht.
    Für unsere Diskussion ist es sowieso unerheb-lich.«
    »Art. Art. Art. Art, bei dir klingt immer alles so vernünftig. Du kannst es in beliebige Worte kleiden, aber unterm Strich wissen wir doch beide, dass du hier Mist baust. Wie immer du es machst, es wäre in jedem Fall besser für dich, hier im Bett zu 201
    bleiben. Wenn Fede das Problem ist, rede ich gern mal mit ihm.«
    »Alles, nur das nicht!«
    »Wieso nicht?«
    »So etwas macht man einfach nicht, Linda. Es ist eine berufliche Angelegenheit. Es wäre einfach unprofessionell. Gut, ich gebe zu, dass das Fliegen und die Sitzungen anstrengender sind, als einfach im Bett zu bleiben, aber nimm es einfach hin, dass ich wirklich nach Boston fliegen muss. Können wir uns nicht darauf einigen und dann überlegen, wie wir Schadensbegrenzung betreiben können?«
    »Lieber Himmel, du bist wirklich ein Schwachkopf.« Aber sie lächelte fast dabei.
    »Wenigstens ein Schwachkopf, der dich als Ausgleich an der Seite hat, stimmt’s?«
    »Klar.« Und dann lächelte sie tatsächlich und kuschelte sich an ihn. »In Virgins Erster Klasse gibt’s doch wohl nicht wirklich Whirlpools , oder?«
    »Doch.« Art küsste ihr Ohrläppchen. »Doch, die gibt’s dort.«

202
    >>>>>>>>>>> 17
    Als der Strahl, der mir aus den Schien-
    beinen schießt, nach und nach versiegt und das Blut gerinnt, sehe ich mir die Verletzung näher an. Die Schnitte sind relativ flach, sicher weniger ernst, als es mir meine Amok laufende Fantasie weismachen wollte. Im Geiste hatte ich schon weiße Knochen durch das aufgeschlitzte Fleisch schimmern sehen. Vorsichtig entferne ich die größeren Schottersteine aus den Wunden und wende meine Aufmerksamkeit der Wirbelsäule zu.
    Ich habe mir etwas am Rücken zugezogen, so viel steht fest. Meine alten Freunde, die Darm-Kreuzbeingelenke, fühlen sich so unnachgiebig wie Trommelbespannungen an und knirschen be-denklich, als ich mich in eine sitzende Position aufrichte und mit dem Rücken gegen das hintere Ende des Schornsteins lehne. Die Aluminium-schürze kühlt meine Haut angenehm. Es fängt gerade erst an zu zwicken – eine Vorahnung der Qualen, die mir noch bevorstehen.
    Allerdings tut mir der Kiefer ganz schön weh.
    Mein ganzes Gesicht fühlt sich geschwollen an, 203
    und wenn ich den Mund aufmache, fängt es wieder an zu bluten.
    Wissen Sie, wenn ich noch einmal nüchtern darüber nachdenke, war es wirklich eine schlechte Idee, aufs Dach zu klettern.
    Ich ziehe mich am Schornstein hoch und gehe einmal um ihn herum, um genauer nachzu-sehen, welchen Schaden ich angerichtet habe.
    Wo früher der Schornstein stand, klafft jetzt ein sauberes kreisrundes Loch im Dach, aus dem mir warme Luft ins Gesicht schlägt, als ich hinun-terblicke. Im Loch endet ein glänzendes Metall-rohr vom Durchmesser eines Basketballkorbs. Als ich den Kopf hineinstecke, höre ich irgendwo auf dem Dachboden des Gebäudes das weiße Rauschen eines Ventilators. Ich werfe einige Schottersteine in das

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